"Tischmanns" am Steintor: Gastronomie in Halle: Das "Tischmanns" ist eines der angesagtesten Hamburger-Restaurants

Halle (Saale) - Vor einigen Monaten hat sich am Steintor eine ungewohnte Atmosphäre eingeschlichen. Etwas ist anders. Und das liegt nicht nur an Bauarbeiten und neuem Campus. Vor dem Essen fangen adrett gekleidete Männer plötzlich an, Manschettenknöpfe zu lösen, die Hemdärmel ein gutes Stück hochzukrempeln und den Schlips über die Schulter zu werfen.

Und all das nur, um sich beim herzhaften Biss in den Burger nicht mit Soße zu bekleckern. „Wer möchte, kann natürlich auch mit Besteck essen“, sagt Feliks Thielemann. Für alle anderen zahlt es sich aus, im „Tischmanns“ eine große Klappe zu riskieren. Denn die Hamburger (Kosten zwischen 6 und 8 €)), die bei Thielemann und seine Geschäftspartnerin Luisa Tischer in der Großen Steinstraße auf der Karte stehen, sind nichts für Zimperliche.

Vor der Eröffnung im August haben die Hallenser nicht nur an Ideen gearbeitet, sondern auch viel Zeit beim Backen verbracht. „Ein Rezept für das perfekte Burger-Brötchen zu finden, ist gar nicht so einfach“, sagt Luisa Tischer, „einerseits sollen sie schön fluffig sein, andererseits dürfen sie auch nicht reißen.“ Die Brötchen kommen, nach dem Rezept der Inhaber, seit Beginn von der Bäckerei Tannert, das Rindfleisch wird von der Privatfleischerei Hündorf geliefert.

„Als Burger-Stadt kannte man bisher eher Berlin, und wir wollten hier eine Lücke schließen“, erklärt Feliks Thielemann. Dafür stecken sie viel Liebe in ihre Produkte, auch in die fleischlosen Varianten: „Oft wird dann nur schnell Halloumi oder Tofu in die Pfanne hauen. Wir geben uns mehr Mühe“, sagt Luisa Tischer.

Für Veganer besteht der Bratling aus Sauerkraut, Kidney-Bohnen und Haferflocken, für Vegetarier aus Blumenkohl und Feta-Käse. Außerdem steht regelmäßig ein neuer Monatsburger in den Startlöchern. Einer wird der 27 Jährigen besonders in Erinnerung bleiben: Für den Dezember hatte sich das Geschäftsduo einen Weihnachtsburger ausgedacht.

Statt Brötchen kamen Serviettenknödel zum Einsatz, um die Einlage aus Rindfleisch, selbstgemachtem Rotkraut und einer eigens gefertigten Bratensoße zusammenzuhalten. Die Gäste waren erst skeptisch und dann begeistert. Für die studierte Politik- und Geschichtswissenschaftlerin Tischer hatte das Angebot allerdings auch einen unwillkommenen Beigeschmack: „Nach ein paar Tagen habe ich innerlich geflucht, weil es so aufwendig war, den Rotkohl selbst zuzubereiten.“

Kreativ sind Luisa Tischer und Feliks Thielemann nicht nur für die Speisekarte - für den Sommer ist ein an das koreanische Gericht Bibimbap angelehnter Burger geplant - sondern auch bei der Einrichtung. An einer der Wände hängt ihre ganz eigene Interpretation des Abendmahls. Auf dem sich Jesus, für Tischmanns standesgemäß, einen Burger gönnt, und von Spiderman und den Hochhäusern von Halle-Neustadt umringt ist. Angefertigt wurde das Bild von Feliks Thielemann und einem Künstler-Freund.

Thielemann, der in Halle Sprechwissenschaften studiert hat, ist in der Saalestadt aber auch in einem ganz anderen künstlerischen Bereich längst kein Unbekannter mehr: Der 33-Jährige ist einer der beiden Mitglieder von Super Flu, den selbst ernannten Bio-House und Öko-Techno-Musikern.

Wenn er mit Super Flu nicht quer durch Deutschland und Europa unterwegs ist, serviert er im Tischmanns - oder fragt sich, welches Gerichts sich wohl noch zum Burger umwandeln lässt. (mz)

Info: Das „Tischmanns“ (Große Steinstraße 34, 06108 Halle) ist dienstags bis freitags zwischen 11.30 und 20 Uhr geöffnet. Montag und Sonntag sind Ruhetag. Samstags ist der Burger-Laden von 18 bis 21.30 Uhr geöffnet. Burgerhotline: 0152/14473098