Fußball Fußball: Mythos Flutlichtspiel
Halle (Saale)/MZ. - "Du gehst durch den Spielertunnel. Läufst direkt auf ein gleißendes Licht zu, siehst vor dir das Spielfeld. Und langsam wird der bislang nur unterschwellig wahrgenommene Chor der Fans zu einem Orkan. Wenn die Ränge dann noch richtig gut gefüllt sind, kriegst du eine Gänsehaut. Das ist etwas Besonderes." Darko Horvat weiß, wovon er spricht. Der Torwart des Fußball-Regionalligisten HFC, der heute Abend (18 Uhr) unter Flutlicht gegen die Reserve des Hamburger SV antreten wird, hat dieses wohlige Gefühl schon viele Male erlebt in seiner fast 20-jährigen Karriere. Flutlichtspiele haben für Fußballer wie für Fans ihren besonderen Reiz.
Fundierte wissenschaftliche Arbeiten zum Mythos Flutlicht lassen sich kaum finden. Dafür aber viele statistische Erhebungen. Fest steht: Die Spieler empfinden die Atmosphäre als einmalig, sie hat etwas von großem Fußball. Sie sind bereit, dafür ihre ganze Vorbereitung umzustellen. Sei es im Tagesablauf, beim Training oder der Ernährung. Die Fans fühlen sich in der Regel auch mehr angezogen als bei Tageslicht. Und das wiederum lässt die Schatzmeister der Vereine frohlocken. Dank Mythos Flutlicht.
Statistiker haben in der Bundesliga-Saison 2010 / 11 interessante Zahlen zusammengestellt. So stieg bei Flutlichtspielen beispielsweise die Anzahl der Gästesiege von 30 auf 40 Prozent. Die Heimmannschaften erzielten in diesen Partien im Schnitt nur 1,5 Treffer, während sie bei Tageslicht auf 1,7 Tore kamen. Und zu Flutlichtspielen pilgerten in der Regel 2 500 Fans mehr in die Stadien als am Nachmittag.
In der Regionalliga-Saison 2010 / 11 ergaben sich ähnliche Werte. Während in Flutlichtspielen 2,88 Treffer pro Partie fielen, waren es in den übrigen Begegnungen 2,97. In der laufenden Serie allerdings haben sich diese Werte nach 23 Spieltagen genau umgekehrt: 2,89 am Tag, 2,97 am Abend. Unstrittig ist auch für die vierte Liga die Tatsache, dass mehr Fans am Abend kommen - nämlich fast 600 im Schnitt pro Partie.
Darko Horvat hat kein Buch darüber geführt, ob er am Tag oder im Flutlicht mehr Gegentreffer hinnehmen musste. Das interessiert ihn auch nicht. Er macht vielmehr auf eine Besonderheit aufmerksam, die solche Spiele so schwierig werden lässt. Gerade für die Torhüter. "Am Tag hast du die Sonne. Die kommt immer nur aus einer Richtung. Darauf kannst du dich bei Flanken einstellen", erklärt er. "Bei Flutlicht wirst du aus allen Richtungen, aus denen der Ball angeflogen kommen kann, geblendet. Dort kannst du Fehler nur vermeiden, wenn du über 90 Minuten hoch konzentriert bist".