1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Fußball-Kneipen: Fußball-Kneipen: Wirt zeigt Sky die Rote Karte

Fußball-Kneipen Fußball-Kneipen: Wirt zeigt Sky die Rote Karte

Von stefanie greiner 30.07.2013, 21:29
Elfmeter
Elfmeter mz Lizenz

halle/MZ - Auf die Fußball-Kneipen in Halle kommt ab September eine erhebliche finanzielle Belastung zu. Denn der Medienkonzern Sky hat sein Gebührenmodell geändert: Bisher hatte der Bezahlsender seine Abo-Preise anhand der Fläche des Lokals berechnet. Nun spielen auch die Bevölkerungsdichte, die Kaufkraft vor Ort und die Sportaffinität der Einwohner eine Rolle.

„Das neue Gebührenmodell ist gerechter“, meint Sky-Sprecherin Britta Krämer. Es sei schließlich ein Unterschied, ob sich eine Sportsbar in einer Großstadt mit Bundesliga-Clubs befinde oder auf dem Land. Letztere hätten bei Fußball-Übertragungen oft deutlich weniger Zulauf. Es sei also ungerecht, ihnen die gleichen Abo-Preise aufzudrücken wie Kneipen in Großstädten mit zahlreichen Fußballfans.

Während also einige Kneipen-Besitzer vom neuen Gebührenmodell profitieren und ab September weniger für ihr Sky-Abonnement bezahlen, müssen andere tiefer in die Tasche greifen. So auch die Gastwirte in Halle.

Wirt kündigt Sky-Abo

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) befürchtet, dass sich viele Gastwirte das Abo nicht mehr leisten können. „Es ist langsam nicht mehr zu stemmen. Es muss sich niemand wundern, wenn eine Gaststätte nach der anderen dicht macht“, sagt Bodo Peter Czok, Dehoga-Kreisvorsitzender für Halle und den Saalekreis. Schon jetzt würden die Inhaber kleiner Betriebe enorme Abstriche bei ihrem eigenen Lohn machen, um ihr Lokal überhaupt noch finanzieren zu können. Das neue Gebührenmodell sei eine weitere Belastung.

„Ich kann das nicht bezahlen“, sagt Maikhard Jansky. Der Geschäftsführer der Berliner Bierstuben will die kommende Bundesliga-Saison noch mitnehmen. Danach ist Schluss. Sein Sky-Abo hat er bereits gekündigt - ein Schritt, der ihm als Fußballfan nicht leicht gefallen ist. „Das neue Gebührenmodell bricht vielen das Genick“, sagt er. „So geht’s nicht. Man muss denen die Rote Karte zeigen.“ Der Gastwirt hofft, dass sich auch andere die Preiserhöhung nicht gefallen lassen und ihr Sky-Abo kündigen.

Beate Jäger, Wirtin der Kneipe Elfmeter, will und kann sich diesem stillen Protest nicht anschließen. „Es ist mein Konzept“, sagt sie. Eine Fußball-Kneipe ohne Fußball? Undenkbar. Schon jetzt überlegt die Gastwirtin, wo sie sparen kann, um sich das Abo auch künftig leisten zu können. Bisher hat Beate Jäger 370 Euro im Monat bezahlt, ab September sind es 600 Euro. Höhere Getränkepreise kommen für sie nicht in Frage. „Dann kommt keiner mehr.“ Sie will an der Werbung für ihr Lokal sparen und Abstriche beim eigenen Lohn machen.

Keine Alternative

Auch im Goal Club wird es weiterhin Sky geben. „Es gibt keine Alternative“, sagt Mitarbeiter Reiner Guckelsberger. Die Erhöhung sei eine Frechheit. Zumal nicht mal alle Spiele ausschließlich bei Sky übertragen werden würden, sondern auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Das habe das Lokal bereits bei der Champions League Kunden gekostet.

Britta Krämer kann den Frust der Gastwirte nicht verstehen. „Für die meisten Gastronomen ist Sky ein gutes Geschäft“, sagt die Sprecherin. „Sie müssen es nur richtig einsetzen.“ Wer nur die Spiele der Bundesliga zeige, könne nicht profitieren. Kneipen sollten auch die Übertragung anderer Sportarten zeigen.

„Das ist Schwachsinn. Es kommt keiner wegen Formel 1.“ Mirko Baderke, Inhaber des Unikum, wird auch weiterhin Sky anbieten. Schon zu Beginn des Jahres hat er aber seine Getränke-Preise erhöht. „Ich ahnte bereits, dass Sky die Abo-Preise anziehen wird.“