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Fußball Fußball: Heimatlos, aber erfolgreich

Von MICHAEL PIETSCH 08.06.2011, 20:27

Halle (Saale)/MZ. - Der Fußballverein hat gerade das Kunststück fertiggebracht, als Stadtliga-Neuling den Durchmarsch in die Stadtoberliga zu schaffen - mit neun Punkten Vorsprung vor dem FSV 67 II.

"Am Ostersamstag, also fünf Spieltage vor Schluss, waren wir durch. Wir haben am 23. April bei Motor 5:1 gewonnen. Die Konkurrenz spielte auch noch für uns, und das Wunder war perfekt", erinnert sich Axel Pfützner, der Trainer der 05er. Wie groß das Selbstbewusstsein der kleinen Truppe ist, zeigt schon die Tatsache, dass da bereits die Aufstiegs-Shirts gedruckt waren. Am dritten Spieltag hatte 05 die Tabellenspitze übernommen und nicht mehr abgegeben.

Das aktuelle Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten entspringt wohl nicht zuletzt aus dem steilen Weg, den die SG während der letzten fünf Jahre ging. Er begann nach der Gründung 2005 in der dritten Stadtklasse. Nach zwei Aufstiegen, 2009 einem Abstieg und 2010 der Rückkehr in die Stadtliga ging es bergauf. Nun ist die SG in der höchsten Klasse der Stadt angekommen.

Und wo liegt für den Klubvorsitzenden das Erfolgsgeheimnis? Was der 35-jährige Steffen Gerloff antwortet, klingt wie eine nostalgische Anleihe. "Wir nehmen unseren Namen Sport-Gemeinschaft wörtlich und verfolgen die alte Philosophie: Elf Freunde müsst ihr sein." Oft seien es auch nicht viel mehr gewesen. "Da fehlten die Leute wegen ihrer Jobs, wegen Babypause oder auch Verletzungen. Also reaktivierten wir Spieler, die noch einen gültigen Pass besaßen, aber schon aufgehört hatten. Wir erklärten ihnen kurz unser System, und meist klappte es auch. Wie beim 4:2 gegen Dölaus Zweite." Gerloff ist immer mittendrin. Er gibt den Verteidiger.

Auch für die 05er gilt natürlich, dass nur mit Freundschaft allein kein Spiel gewonnen wird. "Ich ziehe gnadenlos das moderne Spielsystem durch, also mit Viererkette", sagt Coach Pfützner. Der 50 Jahre alte Sportlehrer an der Francke-Sekundarschule, der 350 Spiele für Empor und den VfL absolvierte, stieß vor über zwei Jahren zur SG. Heute sagt sein Klubchef: "Die Verpflichtung von Axel Pfützner war wie ein Sechser im Lotto."

Pfützner hat mit seiner Mannschaft eine wahre Odyssee hinter sich. Die ersten zwei Jahre nach der Gründung spielte die SG 05 im Neustädter Bildungszentrum, dann ging es, weil der HFC dort einzog, auf den Nebenplatz des BSV Ammendorf an der Steinstraße. Seit vergangener Saison spielt und trainiert die Pfützner-Elf im Sportkomplex Nordstraße in Lettin. "Dort haben wir jetzt Superbedingungen", so der Trainer. Das Ziel für die Saison in der Stadtoberliga ist auch klar: "Wir wollen wenigstens eine Saison drinbleiben." Und weil es inzwischen Zulauf gibt, soll auch wieder eine Zweite entstehen.