Fußball Fußball: Hat der HFC den falschen Müller?
Halle (Saale)/MZ. - Anton Müller hasst den neuen Job. Auf dem Trainingsplatz neben dem Stadion geht er an der Seitenlinie auf und ab. Mit einem gelben Leibchen in der Hand spielt er Linienrichter und hilft seinem Schiri - das ist Maik Wagefeld, der wegen Rückenschmerzen aussetzen muss - bei den Entscheidungen im Trainingsspiel der Kollegen. Gern würde Müller selbst auf dem Rasen stehen. "Man bekommt zwar einmal einen anderen Blick auf die Spielsituationen. Doch Spaß macht mir das nicht", sagt der 27-Jährige.
Im Abschlusstraining für das Derby in Magdeburg hatte er sich eine Verletzung in der Leistengegend zugezogen, die sich jetzt als Muskelfaserriss herausstellte und ihm zwei Wochen Pause einbrachte. "Wir stecken in einer Talsohle. Außerdem bin ich verletzt und kann nicht helfen. Das nervt schon", sagt er.
Doch auch vor der Verletzung steckte Anton Müller in einem Formtief. "Wir treffen in den entscheidenden Situationen ganz einfach die falschen Entscheidungen. Zu oft übersehen wir den besser postierten Nebenmann. Wir flanken, wenn wir nicht flanken sollen oder meiden das Dribbling, wenn wir es eigentlich suchen müssten" erklärt er. Alles Dinge, die auch auf ihn als offensiven Mittelfeldspieler zurückfallen. Zudem, sagt Müller, fehle ein echter Knipser.
Stellt sich also die provokante Frage: Hat der HFC etwa den falschen Müller in seinen Reihen?
Zur Erinnerung: Im Sommer kam Anton Müller als Spielmacher vom Drittligisten SV Babelsberg zum HFC. Dafür trat Markus Müller den Weg zu den Potsdamern an. Der HFC wollte den Stürmer nicht mehr. Doch während Anton mit den Saalestädtern in einer sportlichen Krise steckt, hat Markus Müller bereits sieben Treffern in 15 Saisonspielen erzielt und ist auf Platz drei in der Torjägerliste. Wohlbemerkt in der dritten Liga.
In Halle betrachten die Verantwortlichen diese Entwicklung mit einem lachenden und einem weinenden Auge. "Ich freue mich für ihn, dass er den Sprung in die höhere Liga geschafft hat und dort so erfolgreich spielt", sagt Manager Ralph Kühne. "Auch bei uns war er in der ersten Halbserie nach seiner Verpflichtung fünf Mal erfolgreich. Doch dann kamen zwei Jahre, in denen er trotz zahlreicher Gelegenheiten nur noch selten den Sprung in den Regionalliga-Kader geschafft hat." Trainer Sven Köhler sieht in Markus Müllers Höhenflug gar nichts Ungewöhnliches. "Der Wechsel in ein anderes Umfeld bewirkt mitunter Wunder", sagt der HFC-Coach. "Wichtig war doch, dass er sich schnell an die höheren Anforderungen in der dritten Liga gewöhnt hat. In Babelsberg hat er möglicherweise Mitspieler, die ihn viel besser in Szene setzen, weil auch sie eine höhere Qualität besitzen, als die Spieler eines Viertligisten."
Unstrittig ist: Kühne und Köhler haben nicht planlos einen guten Spieler entlassen. Nach zwei erfolglosen Jahren von Markus Müller mussten sie handeln. Schließlich gab es keine Garantie dafür, dass er beim HFC eine ähnlich erfolgreiche Saison gespielt hätte wie jetzt in Babelsberg.
Markus Müller stimmt dem sogar zu, sieht seinen Fall aber etwas differenzierter. "Ich bereue den Wechsel nach Babelsberg nicht", sagt er. "Aber ich erinnere nur noch einmal daran: Ich wollte den HFC nicht verlassen. Der Verein hat nicht mehr mit mir geplant." Und auch gegen Köhlers Aussage mit den besseren Nebenleuten beim Drittligisten in Babelsberg argumentiert Müller: "Ich weiß, es ist Kaffeesatz-Leserei. Aber auch der HFC hat mit Maik Wagefeld oder Anton Müller neue und bessere Spieler verpflichtet. Vielleicht hätten ja zwei Müllers zu einer erfolgreichen Einheit gefunden."
Fazit: Der HFC hat nicht den falschen Müller. Aber vielleicht einfach einen Müller zu wenig.