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Fußball-Fusion in Halle Fußball-Fusion in Halle: Am Namen scheiden sich die Geister

Von Klaus Blumtritt 06.04.2001, 17:23

Halle/MZ. - VfL-Präsident Wilfried Klose brachte es nach seiner klaren Wahlniederlage - zwei Drittel der Mitglieder stimmten gegen die Fusion - auf einen Nenner: "Es wurde nur über die Bezeichnung diskutiert. Da die Sache selbst in den Hintergrund geriet, hätte man die ganze Angelegenheit sein lassen sollen." Während HFC-Vizepräsident Michael Schädlich am selben Abend seine Ankündigung wahr machte und zum 15. April seinen Rücktritt bekannt gab, nimmt sich Klose eine Woche Bedenkzeit. Der VfL-Chef hatte aber zuvor schon unmissverständlich erklärt, dass er nach dem 30. Juni weder für den eigenen noch den anderen Verein zur Verfügung stehen werde.

Formal gesehen, haben die Mitglieder des VfL das gemeinsame Vorhaben platzen lassen. Doch zumindest den gleichen Anteil, wenn nicht sogar den größeren, muss sich der HFC auf seine Fahnen schreiben. Hier hatten die Vorstandsmitglieder die seit Jahren bestehende Anti-VfL-Stimmung bei den meisten Fans einfach unterschätzt. Noch bevor die Öffentlichkeit offiziell von den Fusionsplänen unterrichtet worden war, brach dank einer Indiskretion des Fanbeirates auf der Homepage bereits eine Lawine los, wie sie selbst von den größten Pessimisten nicht erwartet worden war.

Unter dieser Gewalt brach das Präsidium schlichtweg zusammen. Der vorgeschlagene neue Name "HFC 96" wurde als erstes geopfert. "Die 96 war von VfL-Seite trotz härtester Gegenwehr nicht mehr durchsetzbar", resümierte Klose im Nachhinein. Ebenso erging es dem neuen Vorschlag "SpVgg HFC Chemie". Erst als sich beide Präsidien unter der Fahne "1. HFC" vereinigen wollten, schien im Klub der größte Widerstand gebrochen.

Doch damit war das Feuer an sich nicht gelöscht. Der Krisenherd verlagerte sich nur in das Stadion am Zoo, weil viele Mitglieder ihren 105 Jahre alten Klub durch den neuen Namen im vorgesehenen Großverein überhaupt nicht mehr wieder fanden. Dazu gossen HFC-Präsidiumsmitglieder mit unbedachten Äußerungen zusätzlich Öl ins Feuer. Die Aussage von Dr. Schädlich, dass bei einem Zusammengehen "der VfL von der Landkarte verschwinde und Klose mit den Sponsoren zum HFC komme", wurde in der VfL-Mitgliederversammlung von allen Fusionsgegnern geradezu genüsslich zitiert und hat die ohnehin vorhandenen Ängste zusätzlich genährt.

Die von Klose erläuterten Konzeptionen, beispielsweise zur Nachwuchsarbeit, wurden so zwar registriert, allein der Mitglieder-Mehrheit fehlte der Glaube an die Redlichkeit des künftigen Partners. Sie begab sich lieber auf das in wirtschaftlicher Hinsicht dünnere Eis. Doch auch der ohnehin unter finanziellen Zwängen stehende HFC mit Altschulden von fast 400000 Mark kann nun im Alleingang nichts mehr garantieren. Das Nein des Ortsrivalen hat ihn, wie die gestrige Mitgliederversammlung zeigte, zudem noch in eine Führungskrise gestürzt. Nur die Fans beider Vereine sind sich plötzlich einig. Zum Dank für die Ablehnung der Fusion kündigten HFC-Anhänger bereits ihre Unterstützung der VfL-Kollegen beim Landesderby gegen den 1. FC Magdeburg an. Die Zeit für eine Fusion war wirklich noch nicht reif.