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Freunde der Halle-Hettstedter Eisenbahn Freunde der Halle-Hettstedter Eisenbahn: Alte Liebe rostet nicht

Von felix luderer 06.09.2013, 18:57
Originalaufnahme des Benzoltriebwagens VT 764, Baujahr 1928, bei der Auslieferung
Originalaufnahme des Benzoltriebwagens VT 764, Baujahr 1928, bei der Auslieferung Privat Lizenz

fienstedt/MZ - Der Gedanke, dass Eisenbahnen aus dem frühen 20. Jahrhundert durch den Saalekreis bis in den Harz fahren, lädt die Romantiker zum Träumen ein.

Die Freunde der Halle-Hettstedter Eisenbahn wollen diesen Traum wahr werden lassen. Sie bemühen sich seit ihrer Gründung im Februar 2007 um die kulturelle Vernetzung und Restauration ausgedienter Strecken und Fahrzeuge. Dazu zählt auch der „Alte Dessauer“, der dank Fördermittel über 35 000 Euro wieder hergerichtet werden kann. Dazu kam Landesverkehrsminister Thomas Webel (CDU) nach Fienstedt (Gemeinde Salzatal), um am alten Bahnhof den Zuwendungsbescheid zu übergeben.

Bereit für die Fahrt

Der Benzoltriebwagen von 1928, der seinen Namen in Anlehnung an seine Baustätte trägt, der Waggonfabrik Dessau, musste nach einem Auffahrunfall im Jahr 2001 ausrangiert werden. Zuvor war er jahrelang auf seiner Hausstrecke zwischen Nürtingen und Neuffen in der Schwäbischen Alb unterwegs. Seit 2009 steht der Wagen zur Instandsetzung in einer Halle des ehemaligen Waggonbaus Ammendorf.

Die Eisenbahnfreunde haben den Wagen mit der Kennung VT 764 dank Spendermittel für 10 000 Euro erworben und es sich zur Aufgabe gemacht, den „Alten Dessauer“ mit Hilfe von weiteren Spenden und Fördermitteln originalgetreu wiederherzurichten. Dafür konnten sie mit Ferdinand Müller und zwei seiner Mitstreiter Studenten der Hochschule Merseburg gewinnen.

Studenten im Einsatz

Im Rahmen eines Semesterprojektes ihres Maschinenbaustudienganges fertigten die Studenten anhand von alten Fotos technische Zeichnungen an, um die Restauration der von einem Unfall zerbeulten Stirnseite vornehmen zu können. Bereits in einer ersten Bauphase konnte dank erster Fördermittel des Landes der Rahmen an der beschädigten Seite des Wagens gerichtet sowie die beschädigten Pufferträger an der Stirnseite erneuert werden.

Zu den Zielen der Halle-Hettstedter Eisenbahner gehöre es nach Olaf Raabe, Vorsitzender des Vereins, den Natur- und Kulturraum zwischen Halle und dem Harz zu vernetzen und die historische Eisenbahnstrecke samt der Bahnhöfe wieder zu erschließen. „Die Bahn hat wieder Zukunft“, meint auch Christian Kehr, sein Stellvertreter.

Strecke unter Denkmalschutz

Die Strecke von Halle nach Hettstedt wurde 1896 eröffnet und steht seit 2010 unter Denkmalschutz. Lediglich verfallene Bahnhöfe und überwucherte Gleise zeugen davon, was hier, entlang der Eisenbahnstrecke von Halle nach Hettstedt, einmal war. Über Nietleben, Dölau und Lieskau ging es einst durch die Flur nach Fienstedt, weiter nach Polleben und Gerbstedt bis nach Hettstedt vor die Tore des Harzes. Seit Ende der 1960er Jahre wurden die Streckenabschnitte schrittweise stillgelegt.

Der Benzoltriebwagen VT 764 (heute mit Diesel unterwegs) ist eines von zwei noch in Deutschland existierenden Exemplaren ähnlicher Bauart. Die Buxtehude-Harsefelder-Eisenbahnfreunde schicken ihr gut erhaltenes Fahrzeug vom Baujahr 1926 sogar noch immer auf Sonderfahrten durch ganz Deutschland. Die Bahnen gehören zu den ersten motorisierten Eisenbahnen Deutschlands.

Der in den 50er Jahren modernisierte Triebwagen im Waggonbau Ammendorf.
Der in den 50er Jahren modernisierte Triebwagen im Waggonbau Ammendorf.
Luderer Lizenz
Olaf Raabe (rechts) mit Verkehrsminister Thomas Webel.
Olaf Raabe (rechts) mit Verkehrsminister Thomas Webel.
Privat Lizenz