Freilichtbühne auf der Peißnitz Freilichtbühne auf der Peißnitz: Aufschwung durch Privatisierung

Halle (Saale) - Viel hat sich verändert seit dem Tag, an dem Bob Dylan nach Halle kam. Im Juli 1994 stoppte die US-Folklegende in der Saalestadt, in den Tagen zuvor hatte er Shows in Paris, Mailand und Wien gespielt. Auf den Konzert-Plakaten wurde die Never-Ending-Tour angekündigt - und auf der Freilichtbühne der Peißnitz ließ Dylan die Boxen aufbauen.
"The Times They Are A Changin' "
Das ist 21 Jahre her - und Dylans berühmter Liedtext „The Times they are a changin“ ist auch für die Freilichtbühne zur Bestimmung geworden. Prominente Show-Legenden verschlug es zuletzt höchst selten auf das Konzertgelände an der Saale. Die Bühne kam in die Jahre, wurde unattraktiv für die ganz großen Künstler. Geht es nach dem Willen der halleschen Stadtverwaltung, könnte sich das demnächst ändern - durch die Privatisierung der Freilichtbühne.
Prominente Künstler kommen weiterhin nach Halle und treten auf der Freilichtbühne auf - allein internationale Hochkaräter waren zuletzt schwer für Besuche auf der Peißnitz zu begeistern. Für den kommenden Sommer hat die Folk-Band Santiago einen Tour-Stop auf der Freilichtbühne angekündigt (30. Mai). Im Hochsommer folgt das traditionelle Klassik-Picknick, das von jeher mit gestandenen Konzert-Größen besetzt ist (11. Juli). Auch die Puhdys, die in den kommenden Monaten ihre Abschiedstournee geben, haben einen Halt auf der Peißnitzinsel eingeplant (15. August). Die Ostrocker verabschieden sich nach 46 Jahren aus dem Musikgeschäft.
Derzeit wird im Rathaus an einem Plan zur Verpachtung des Geländes gearbeitet. Das bestätigte Sprecher Markus Folgner. Bereits im April, spätestens jedoch im Mai soll eine entsprechende Ausschreibung veröffentlicht werden. Der Plan, so Folgner, ist eine möglichst langfristige Verpachtung des Komplexes. Die künftigen Vertrags-Konditionen bleiben bisher größtenteils im Dunklen, werden laut Stadtverwaltung derzeit erarbeitet. Klar ist, dass ein künftiger Betreiber bauliche Veränderungen an dem Komplex vornehmen darf. In Rücksprache mit der Verwaltung sei dies möglich, so Folgner - hier geht es um Zuschauerplätze, Gastronomie-Einrichtungen, Hochwasserschutz.
Belebende Investitionen
Mindestens einen namhaften Interessenten für die Freilichtbühne gibt es schon. Rüdiger „Sascha“ Sachse, Geschäftsführer der Event-Net GmbH und damit Betreiber des Steintor-Varietés hatte bereits vor Jahren Begehrlichkeiten angemeldet, in der Stadtverwaltung weiß man um sein Interesse an der Bühne. „Um den internationalen Konzert-Standard wieder zu erfüllen, müsste zunächst richtig Geld investiert werden“, sagt Sachse. Die Bühnen-Überdachung sei nicht mehr zeitgemäß, sie müsste ausgetauscht und erhöht werden. „Zudem fehlen Elektroanschlüsse, es müsste ein neues Aggregat aufgestellt werden.“ Außerdem liegt die Bühne im Hochwasser-Gebiet, „doch dafür gibt es Lösungen“, sagt Sachse. In puncto Sanierungskosten geht Sachse nicht davon aus, dass Millionenbeträge nötig sind.
Funktionstüchtiger Bühnenkomplex
Voraussetzung für eine Belebung sei aber, dass der Bühnenkomplex, auf dem heute bis zu 7000 Zuschauer unterkommen, geschlossen werde. „Nach jetzigem Stand ist die Bühne samt Platz öffentliches Gelände, so könnte ein neuer Sanierungszustand nicht erhalten werden“, sagt Sachse. Würde sich dies ändern, sei es durchaus denkbar, dass internationale Künstler wieder den Weg auf die Peißnitz finden. „Die angekündigte Verpachtung bedeutet, dass sich künftig Show-Fachleute darum kümmern können, dass dieser Bühnenkomplex wieder funktioniert“, sagt Sachse. (mz)