Freiimfelder Kita in Halle Freiimfelder Kita in Halle: Gutes Essen hat seinen Preis

Halle (Saale) - Ordnung muss sein. Selbst wenn der Hunger noch so groß ist. Brav stellen sich die Kleinen vor dem Speisesaal in der Kita Freiimfelde auf, die Tische hat der Frühdienst schon in den vergangenen zwei Stunden mit Hilfe der ersten Kindergartenkinder gedeckt. „Die meisten können sich die Brote selber schmieren“, sagt Leiterin Andrea Großmann. Das bedeutet bisweilen aber auch, dass gerne gekleckert oder der Becher Milch umgeschüttet wird.
Die Fünfjährige Marleen stört es nicht, wenn die Butter in der Marmelade landet. Oder die Marmelade auf den klein geschnittenen Möhren und dem Vollkornbrot. Normalerweise ist sie nur für das Mittagessen eingetragen. „Heute darf sie ausnahmsweise mitessen, Getränke gibt es ohnehin umsonst“, erklärt Großmann. Das gemeinsame Essen hat in der Kita einen hohen Stellenwert. Seit zwei Jahren gibt es die Einrichtung, deren Träger die Volkssolidarität Saale-Kyffhäuser ist, an der Delitzscher Straße im Osten Halles. Von Anfang an präsentierte die Leitung den Eltern ein Ernährungskonzept, das auf Qualität setzt. Und deshalb im Vergleich zu Angeboten in anderen Kitas teurer ist.
Gegen den Preiskampf vorgehen
„Weil wir komplett neu eröffneten, konnten wir ganz anders an das Thema Ernährung herangehen“, sagt Dirk Jürgens, Geschäftsführer des Trägervereins. Bereits im ersten Anmeldegespräch werden die Eltern darauf hingewiesen, dass die Verpflegungskosten in der Kindertagesstätte höher sind. Jeweils 95 Cent werden für Frühstück und Vesper fällig, das Mittagessen liegt momentan bei 3,90 Euro. Dafür wird vom hauseigenen Cateringservice frisch gekocht, die Zutaten kommen aus der Region. Dieser Kurs hat vor allem in der Anfangszeit für viel Kritik der Eltern gesorgt. Erst recht, weil das Essen in anderen Kitas um einiges günstiger ist.
In vielen Einrichtungen bezahlen die Erziehungsberechtigten etwa zwei Euro für das Mittagsgericht. „Rechnet man das auseinander, bleibt vielleicht ein Euro für Herstellung und Rohstoffe übrig“, so Jürgens. Wenn er in den vergangenen Jahren als Elternvertreter und Geschäftsführer eines gelernt habe, dann dass für dieses Geld kein ausgewogenes Essen zubereitet werden könne. „Unter den Kitas herrscht ein regelrechter Preiskampf“, sagt Dirk Jürgens. Der gehe zu Lasten der Kinder. Den schlechten Standard von Kita-Essen könne nur die Politik verbessern. Als Vorbild diene Berlin. Dort wurde kürzlich ein flächendeckender Mindestpreis von 3,25 Euro für die Mittagsmahlzeit eingeführt.
Viel Abwechslung, wenig Fleisch
In der Kita Freiimfelde gibt es über den Tag verteilt immer Rohkost, die Menüs sind mit der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung des Landes Sachsen-Anhalt entstanden. „Wir arbeiten mit den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung“, sagt Anja Danneberg von der Vernetzungsstelle. Die würden aber nicht eins zu eins übernommen, weil sie sich im Alltag nicht umsetzen ließen. Da stehen beispielsweise exotische Zutaten wie Granatapfel auf dem Einkaufszettel. „Wir ändern die Rezepte dann einfach ein bisschen ab“, sagt Danneberg. Die Leitlinien blieben dieselben: viel Obst, Gemüse und Abwechslung, wenig Fleisch. So wird auch mal eine Suppe serviert. „Die kostet natürlich nicht 3,90 Euro“, erklärt Jürgens. Dabei handele es sich immer um eine Mischkalkulation.
Die Debatten um zu hohe Preise muss sich Kita-Leiterin Andrea Großmann oft anhören. Dabei hat die Bundesregierung schon durch das neue Bildungs- und Teilhabepaket Anreize für die hochwertigere Ernährung geschaffen. So müssen bezugsberechtigte Eltern nur einen Euro beisteuern, den Rest übernimmt der Staat. „Trotz Kostenkritik kommen viele Kinder mit einer Milchschnitte oder gekauften belegten Brötchen zu uns. Das ist meistens sogar noch teurer“, so Großmann. (mz)