Französisches Flair an der Litfaßsäule

HALLE (SAALE)/MZ. - Es profitiert bei schönem Wetter von seiner günstigen Lage am Ende der Sackgasse Viktor-Scheffel-Straße. Dort nämlich ist der Bürgersteig besonders breit und bietet ausreichend Platz für Sitzmöbel aller Art.
Das Stadtteil-Café ist eher zufällig entstanden. Inhaber André Verron vertrieb ursprünglich mit einem Freund Sportartikel und mietete 2006 die Räume im Eckhaus, um dort mit Vereinen und anderen Kunden zwanglos bei einer Tasse Kaffee Aufträge besprechen zu können. Doch die Sanierung der Räume und die Einrichtung der Küche war so kostspielig, dass der 33-Jährige sein "Geschäfts-Café" schließlich im Oktober 2007 für zahlende Gäste öffnete.
Dankbar erinnert er sich an die anfängliche Unterstützung durch Freunde: "Dirk Heyn, der kurz zuvor das Roller-Café eröffnete, hat mich zum Beispiel bei der Wahl des Kaffeehändlers beraten." Der hintere Bereich, ursprünglich nur als Büro genutzt, verwandelte sich nach und nach in zwei "Wohnzimmer", liebevoll eingerichtet im Stil der 60er und 70er Jahre, eines hat sogar einen Kachelofen.
Die Litfaßsäule direkt vor der Eingangstür gab dem Café seinen Namen. Die vom Drucker Ernst Litfaß erfundene Plakatsäule kennt man in Frankreich als "Colonne Morris", benannt nach ihrem französischen Erfinder Gabriel Morris. Französisches Flair begegnet den Gästen auch im Inneren. Blickfang im Eingangsbereich ist die geschwungene, schwarz-goldene Bar. Die rötlich verputzten Wände zieren original französische Ausstellungsplakate.
Nicht wenige Gäste kommen ohne Begleitung in das Café, um in gemütlicher Atmosphäre Zeitung zu lesen, in einem Buch zu schmökern - oder sogar wie Juliane Schickedanz ein Laptop aufzuklappen. Das "Colonne Morris" ist für sie eine Art Refugium, das sie immer aufsucht, wenn ihr zu Hause die Decke auf den Kopf fällt. "Hier kann ich in Ruhe arbeiten und nebenbei frischen Pfefferminztee trinken."