Franckesche Stiftungen in Halle Franckesche Stiftungen in Halle: Albrecht Koch bekommt großen Abschied

halle (Saale)/MZ - Die Franckeschen Stiftungen in Halle sind im Begriff, als Kultur- und Wissenschaftseinrichtung endgültig in die erste Liga aufzusteigen. Der Antrag zur Aufnahme in die Unesco-Welterbeliste ist dazu ein bedeutender Schritt. Dass die Stiftungen diesen Schritt wagen können, daran hat auch Albrecht Koch einen Anteil. „Ich durfte dazu beitragen, dass die Stiftungen von außen eine immer größere Anerkennung erhalten“, sagte der 77-jährige Chef des Stiftungs-Freundeskreises. Am Samstag wurde Koch feierlich aus dem Amt verabschiedet.
Auf einer Mitgliederversammlung seines Vereins erhielt Koch am Abend nicht nur warme Worte des Dankes und der Würdigung. Überreicht wurde Koch zudem ein originaler Kupferstich von 1725, der den Stiftungsgründer August Hermann Francke darstellt. „Ich bin und bleibe ein Franckianer“, sagte Koch bewegt. In Halle geboren, hatte er ab 1945 in den Stiftungen die Schule besucht und 1954 dort auch sein Abitur abgelegt. „Ich hatte eine wunderbare Schulzeit.“ Allerdings sei er unter anderem als aktiver Teilnehmer am Volksaufstand 1953 mit der DDR-Obrigkeit in Konflikt geraten, was ihn und seine Familie 1955 zur Flucht in den Westen veranlasst habe.
"Ich werde weiter regelmäßig vorbeischauen"
Koch lebt heute bei Frankfurt am Main. Der langjährige Deutschland-Sprecher des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé bleibt Halle aber erhalten. „Ich werde weiter regelmäßig im Familienkompetenzzentrum vorbeischauen“, sagt Koch, der bei seinen Besuchen von Ehefrau Gisela begleitet wird. Das Zentrum als Teil der Stiftungen fördert mit seinen Angeboten die Familie als Ort der Bildung. Am Aufbau des Zentrums hatte Koch, der ab 1999 Freundeskreis-Vorsitzender war, großen Anteil. Zu seinem Nachfolger wurde der frühere Chef des DHL-Luftdrehkreuzes am Flughafen Leipzig/Halle, Michael Reinboth (61), gewählt. Der Freundeskreis hat 1 100 Mitglieder.
Die Mitgliederversammlung war Teil der Francke-Feier, mit der am Wochenende der 351. Geburtstag des Aufklärers begangen und das Jahresprogramm der Stiftungen („Verantwortung. Lernen - tragen - teilen“) eröffnet wurden. Prominenter Gast des Eröffnungsfestakts war der französische Publizist Alfred Grosser. Bereits traditionell zur Francke-Feier gehört das Schaubacken im historischen Backofen. Die Bäckermeister Gerhild und Stefan Fischer aus Rothenburg sowie Stefan Kirn buken deftiges „Francke-Brot“ aus Roggenmehl. Und dass das Erbe Franckes als Aufklärer und Pädagoge nicht allein Sache der Erwachsenen ist, demonstrierten Kinder während des Festes im Krokoseum: Sie setzten die Stiftungsgeschichte künstlerisch um. So bastelte die neunjährige Maria ein Fernrohr aus farbigem Karton. „Weil Francke den Durchblick hatte“, sagte sie.
