Pferderennen, Sommerkino Flutschäden in Halle (Saale): Neues Leben für Halles Rennbahn

Halle (Saale) - Amateurreiterin Kerstin Poser zieht mit der englischen Vollblutstute „Halona“ ihre Runden auf dem saftigen Grün der Galopprennbahn auf den Passendorfer Wiesen. Ja, der Pferdesport lebt noch auf dem 30 Hektar großen Gelände, das im Sommer 2013 mit voller Wucht von der Saaleflut getroffen worden war.
Über drei Meter hoch stand das Wasser auf den Passendorfer Wiesen und bahnte sich seinen Weg selbst bis ins erste Obergeschoss des ehrwürdigen und schmucken Tribünengebäudes. Auch die Nebengebäude und Stallungen wurden ein Opfer der Naturgewalten.
Millionen aus dem Fluthilfefonds: Rennbahn in Halle (Saale) wird saniert
Pferderennen gibt es seit November 2013 nicht mehr. Doch die so einzigartige Anlage in Halle, deren anspruchsvolles Geläuf von Experten mit der berühmten Bahn in Berlin-Hoppegarten verglichen wird, bekommt eine neue Chance. Für fünf Millionen Euro aus dem Fluthilfefonds wird die Rennbahn derzeit saniert.
„Wir haben den Bescheid über das beantragte Geld vom Landesverwaltungsamt bekommen. Für Halle ist es enorm wichtig, dass dieses Areal wieder genutzt werden kann“, sagt Judith Marquardt, Beigeordnete für Kultur und Sport.
Auf den Passendorfer Wiesen wird seit Oktober 2016 gearbeitet. Der Führring, die grundhaft erneuerte Sandbahn und die schadhaften Stellen im knapp zwei Kilometer langen Grasgeläuf sollen im Mai 2017 fertig sein. Vor einigen Wochen haben zudem die Sanierung und Rekonstruktion des 104 Jahre alten Tribünengebäudes begonnen. „Wir werden das Denkmal wieder so herrichten, wie es früher einmal war“, erzählt Marquardt.
Rennbahn in Halle (Saale): Imposante Tribüne soll wieder auf freien Pfeilern stehen
Die Einbauten im Erdgeschoss kommen weg - in den 1960er Jahren waren hier unter anderem gastronomische Einrichtungen, Toiletten und Wettschalter fest eingemauert worden. „Vor über 100 Jahren hatte man das Gebäude doch bewusst auf freie Pfeiler gestellt, damit ein Hochwasser der Tribüne nichts anhaben kann. Diesen Zustand stellen wir wieder her“, sagt die Beigeordnete.
Auch die beiden schwerbeschädigten Totalisatoren-Häuser, von denen nur noch eins steht, werden gerettet oder neu aufgebaut. Die Ställe sollen bis Frühjahr 2018 ebenfalls saniert sein.
Rennbahn Halle (Saale) im Wiederaufbau: Rennclub Halle will wieder Pferderennen veranstalten
Parallel zur regen Bautätigkeit auf den Passendorfer Wiesen arbeitet der Rennclub Halle an seiner eigenen Reaktivierung. „Ohne Galopprennen haben wir viele Partner, Sponsoren und Mitglieder verloren“, sagt Andreas Neugeboren, Vizepräsident des Rennclubs, der die Bahn von der Stadt gepachtet hat. „Die Totalrekonstruktion ist die Voraussetzung, damit es auch künftig hier Pferderennen geben kann.“
Der Verein sei mit interessierten Leuten in Kontakt, die in Halle wieder etwas aufbauen wollen. Dazu zählten Gestütsbesitzer und ehemalige Funktionäre. Zudem hat der Rennclub schon beim Dachverband, dem Direktorium für Vollblutzucht und Rennen in Köln, zwecks eines Renntags im Mai 2018 angeklopft.
Auch Konzerte und Sommerkino soll es an der Rennbahn in Halle (Saale) geben
Stadt und Rennclub wollen die Passendorfer Wiesen außerdem zu einem attraktiven Veranstaltungsort entwickeln. „Der zentrale Standort in der Nähe der Innenstadt ist ideal“, sagt Marquardt und betont, dass man im Rathaus keine Sekunde lang daran gedacht habe, die Rennbahn nach der verheerenden Flut aufzugeben. Konzerte, Sommerkino, Ballonglühen und so weiter: „Wir brauchen dafür ein gemeinsames Konzept mit der Stadt“, sagt auch Neugeboren.
Unterdessen hat Kerstin Poser ihren Ausritt mit „Halona“ beendet, während schwere Kipplaster neuen Sand auf die Bahn karren. Seit 1997 kümmert sich die junge Frau einmal pro Woche um Pferde aus dem Rennstall von Angelika Glodde. Mit aktuell 20 Pferden ist Glodde auf den Passendorfer Wiesen und hält die Fahne des Galoppsports hoch. (mz)
