1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Festakt zum Bierhügelfest: Festakt zum Bierhügelfest: Späte Ehrung für den Großunternehmer

Festakt zum Bierhügelfest Festakt zum Bierhügelfest: Späte Ehrung für den Großunternehmer

Von Johannes Killyen 12.05.2002, 16:55

Salzmünde/MZ. - "Johann Gottfried Boltze", sagte Bürgermeister Gerd Kalbitz, "hat Salzmünde geprägt wie kein anderer." Beifälliges Nicken im Betsaal zu Salzmünde, vor allem in den vorderen Reihen, wo Boltzes Nachfahren saßen. Man könnte die Worte des Bürgermeisters noch zuspitzen: Ohne den Agrarunternehmer Johann Gottfried Boltze wäre Salzmünde heute ein vollkommen anderer Ort.

Höchste Zeit also, dem "Übervater" der Saalkreisgemeinde, der im Januar 200 Jahre alt geworden wäre, auch eine eigene Straße zu widmen. Seit Sonnabend heißt die Straße der Freundschaft nun Johann-Gottfried-Boltze-Straße. Der Termin der Umbenennung war mit Bedacht gewählt, denn zur gleichen Zeit fanden in Salzmünde das Bierhügelfest und das Hafenfest statt.

Bei einem Festakt im frisch renovierten Betsaal wurden die Verdienste des Jubilars gewürdigt. Die Worte dazu kamen von Ortrud Bimberg und Roswitha Berndt, die Musik vom Frauenchor Salzmünde sowie von einem Blockflötentrio - das mit Boltze-Nachfahren besetzt war. Uraufgeführt wurde der Chor "Boltze-Epitaph" von Siegfried Bimberg.

Johann Gottfried Boltze, dessen Vater in Salzmünde einen Gasthof und eine kleine Landwirtschaft besaß, war noch keine 18 Jahre alt, als er damit begann, Tonerde abzubauen. Bald belieferte er mehr als ein Dutzend Porzellan-Manufakturen. Durch Heirat fiel ihm eine Mühle zu, er ließ Braunkohle abbauen, später gründete er eine Ziegelei. All diese Wirtschaftszweige waren sorgsam aufeinander abgestimmt, auch auf Boltzes Landwirtschaft, die durch den Einsatz innovativer Anbautechniken und neuer Maschinen im Laufe der Zeit zum Vorzeigebetrieb wurde.

9 000 Hektar Land und ein wahres Firmenimperium besaß Johann Gottfried Boltze, als er 1868 starb. Fast ganz Salzmünde war sein, fast alle Salzmünder arbeiteten bei ihm. Damit gehörte er sicherlich zu den großen bürgerlichen Unternehmern des 19. Jahrhunderts. Und das auch, weil er seinen Arbeitern eine damals ganz und gar unübliche soziale Absicherung bot und ihnen auf neuartige Weise Verantwortung übertrug.

Johann Henatsch, ein Münchner Nachfahre Boltzes und Organisator des Familientreffens in Salzmünde, sagte: "Er gab seinen Arbeitern größtmögliche Freiheit. Dann arbeiteten sie am fröhlichsten."