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"Faust Spätkultur" "Faust Spätkultur": Was den "Späti" im Paulusviertel so besonders macht

Von Katja Pausch 22.01.2017, 07:00
Spätverkauf mit Kultur Im „Faust“ in der Goethe-/Ecke Herderstraße verkauft Tyl Fiedler nicht nur, sondern macht auch selbst Musik.
Spätverkauf mit Kultur Im „Faust“ in der Goethe-/Ecke Herderstraße verkauft Tyl Fiedler nicht nur, sondern macht auch selbst Musik. Günter Bauer

Halle (Saale) - Vor allem abends ist die Location ein Hingucker: Kerzen flackern in Laternen auf den Stufen zum Laden, drinnen leuchten sogar die Flaschen in den Regalen - dank handwerklicher Kleinarbeit der Inhaber und auch dank vieler helfender Hände. Abends - das ist nämlich genau die Zeit, in der im Eckgeschäft Goethe-/Herderstraße besonders geschäftiges Treiben herrscht. Denn das heimelig beleuchtete Eckgeschäft im Paulusviertel ist ein schon ab Mittag geöffneter Spätverkauf - von den Nutzern gerne auch „Späti“ genannt.

Doch das, was man gemeinhin unter „Späti“ versteht, wollen die Betreiber ausdrücklich nicht sein. „Wir waren uns beide einig, im Paulusviertel etwas Neues schaffen zu wollen und hatten beide die Idee eines Spätverkaufs - aber eben so, wie ihn die Leute nicht kennen“, sagt Tyl Fiedler, nach Abitur und Studium von Sport und Bio auf Lehramt nun einer der beiden Betreiber des jüngst erst eröffneten Ladens, der seinerseits seine Nähe zur Goethestraße auch im Namen ausdrückt: „Faust Spätkultur“.

Wer genau hinschaut,wird eine gewisse Parallelität zu einem bekannten Teegeschäft in Halles Innenstadt erkennen

Und in der Tat: Den billigen, aber keineswegs preiswerten Saft oder das Durchschnittsbier zu überhöhten Preisen wird man im Geschäft, das viele Jahre leer stand, vergeblich suchen. Stattdessen setzen Fiedler und Daniel Peschke auf ein anderes, neues Konzept: Spätverkauf mit Kultur. Und das gleich im doppelten Sinne: Zum einen stehen in den gut sortierten Regalen des gemütlichen Ladens neben dem „normalen“ Späti-Angebot zahlreiche Weine aus der Region, außergewöhnliche Biersorten und feine Schokolade. Und - in riesigen Blechdosen - diverse Teesorten, lose abgefüllt.

Wer genau hinschaut (und den Teeduft erschnuppert), wird eine gewisse Parallelität zu einem bekannten Teegeschäft in Halles Innenstadt erkennen. Und richtig: Die Idee und auch die Umsetzung ist dem Umstand zu verdanken, dass Fiedlers Mutter den bekannten Teeladen in der Großen Steinstraße führt - seit über 25 Jahren übrigens. Es bleibt also, zumindest bei dem Heißgetränk, in der Familie.

Diese Laden-Konzerte stehen bei „Faust Spätkultur“ demnächst an

Kultur aber auch in anderer Hinsicht: Im „Faust-Späti“ fühlt sich der Kunde dank Verkaufstresen in Mahagoni, selbstgebauter und gebeizter Holzregale und Glasvitrine zurückversetzt in die Zeit des guten alten Kaufmannsladens, in dem man in Ruhe stöbern kann. Dennoch wird das Ambiente durch modernes, frisches Design bestimmt. Und durch gute Musik, die entweder unaufdringlich aus den Boxen rieselt oder vom Inhaber selbst produziert wird: Fiedler spielt Gitarre und Schlagzeug und lädt manchmal zum Konzert auf engstem Raum. „Wir wollen ein Kiez-Treff im Paulusviertel werden“, beschreibt der 23-Jährige das Ziel der Inhaber.

So wird am 4. Februar ab 21 Uhr zum Ladenkonzert geladen - mit Fiedlers „Stadium Arcadium Orchestra“, einer Red Hot Chili Peppers Tribute Band. Keine Angst, laut soll es nicht werden - immerhin schläft in der Wohnung nebenan Fiedlers winziger Nachwuchs. Und am 27. Januar ist Literaturzeit: Hans Henning Schmidt liest Hermann Hesse - ab 20 Uhr. (mz)