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Falschparker-App Falschparker-App Wegeheld für Halle: Wie Radfahrer und Fußgänger das Ordnungsamt unterstützen können

Von Oliver Müller-Lorey 27.04.2016, 04:00

Halle (Saale) - Natürlich könnte der Radfahrer anhalten und den Paketboten fragen, wieso er auf dem Radweg hält. Aber was würde das schon nutzen? Auf der LuWu gibt es eben zu wenig Parkplätze, da kann man sich ja wohl mal zwei Minuten auf den Radweg stellen, oder? Also weicht der Radler auf die Straße aus und verschwindet in Richtung Reileck.

Doch in Halle regt sich Widerstand gegen renitente Verkehrssünder, die Feuerwehrzufahrten oder Radwege zuparken. Immer häufiger zücken Fußgänger und Radfahrer ihr Handy, bevor sie, wie der junge Mann auf der Ludwig-Wucherer-Straße, von dannen ziehen.

Eine neue App namens „Wegeheld“ erlaubt es ihnen, später im Internet Rache an den Falschparkern zu nehmen. So können vermeintliche Verstöße inklusive Foto des Autos auf einer interaktiven Karte veröffentlicht werden. Darüber hinaus kann der Verstoß sogar per Mail an das hallesche Ordnungsamt gemeldet werden.

Mehr als 100 Symbole

Mehr als 100 Symbole schweben schon auf der interaktiven Karte der App über dem Stadtgebiet von Halle. So viele vermeintliche Verstöße wurden bereits veröffentlicht und Dutzende von ihnen ans Ordnungsamt gemeldet. Gerade in der Innenstadt scheint es viele Verkehrssünder zu geben - oder viele Nutzer der App. Ihre selbst gewählten Benutzernamen lauten „Wachschlumpf“ oder „Helfer 82“. In Städten, in denen die App schon früher genutzt wurde, gelten sie vielen jedoch als Denunzianten.

Das Ordnungsamt nutzt die Hinweise trotzdem gerne und hat damit auch immer mehr zu tun. Während im vergangenen Jahr noch 22 Hinweise über die Wegeheld-App eingingen, waren es im laufenden Jahr schon 55. Und die Nutzer bewirken tatsächlich etwas mit ihrer Nachricht an die Behörden. Die Stadt reagiere, wenn über die App gemeldet wird, dass ein Auto vermeintlich verkehrswidrig abgestellt sei. „Sofern die angegebenen Daten ausreichend konkret sind und ein Zeuge angegeben ist“, sagt der Leiter des Fachbereichs Sicherheit, Tobias Teschner.

Mails werden geprüft

Allerdings ist die Stadt nicht verpflichtet, den Hinweisen nachzugehen. „Eingehende Mails werden aber alle geprüft. Sofern Anzeigen anonym erstattet werden und ein Zeugenbeweis nicht erbracht werden kann, ist eine Verfolgung grundsätzlich ausgeschlossen“, so Teschner. Ordnungswidrigkeiten konnten bisher schon per Telefon und E-Mail gemeldet werden. Die App mache das Prozedere aber einfacher, sagt Teschner.

Unumstritten und ungefährlich ist das Nutzen der App nicht. Denn wer Fotos von vermeintlichen Parksündern veröffentlicht, könnte selbst schnell Ärger mit der Justiz bekommen. „Wer Falschparker fotografiert, verstößt grundsätzlich erst einmal gegen kein Gesetz“, sagt die hallesche Anwältin Brit Schibilla-Kracht. „Aber der Fahrer und das Kennzeichen dürfen nicht zu erkennen sein.“ Dafür bietet die App ein Werkzeug an, noch bevor das Foto auf der interaktiven Karte veröffentlicht wird. Gerade bei einer Mail an das Ordnungsamt ist Vorsicht geboten.

„Man sollte das nicht als Spaß sehen. Die App ist im Prinzip nur eine andere Möglichkeit der Anzeige“, sagt die Anwältin. Und wer jemanden anzeigt, muss auch damit rechnen, vor Gericht als Zeuge befragt zu werden. Wer dann nicht mehr genau sagen kann, was passiert ist, weil er seitdem 100 andere Parksünder gemeldet hat, stecke in Schwierigkeiten. (mz)