Evakuierung in der Friesenschule Evakuierung in der Friesenschule: Wie es den Kindern nach dem Brand geht

Halle (Saale) - Nach dem Brand in der Friesengrundschule am Mittwochmittag sind alle Kinder wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden oder dürfen zumindest am heutigen Donnerstag wieder nach Hause.
Von elf Schülern, die ins Elisabeth-Krankenhaus gebracht worden waren, sind zehn noch am Mittwoch entlassen worden. Ein Kind blieb über Nacht, ist inzwischen aber auch wieder zu Hause. In die Uniklinik waren zehn Kinder zur Beobachtung gebracht worden. Sie werden heute alle entlassen, teilte Stadtsprecher Drago Bock mit.
Helle Aufregung an der Friesen-Grundschule
Mit schnellen Schritten eilt eine Mutter an den Krankenwagen vorbei, läuft über den Schulhof und schließt ihre Tochter in den Arm. Gott sei Dank! Sie gehört nicht zu den 21 Kindern, die mit Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gefahren wurden.
Am Mittwochmittag herrschte in der Friesen-Grundschule, einem altehrwürdigen Backsteinbau im Medizinerviertel, helle Aufregung. Im ersten Geschoss war eine Plastikmülltonne auf der Jungentoilette in Brand geraten. Schnell zog dichter Qualm durch die Flure. Der Feueralarm wurde ausgelöst und 190 Schüler nach draußen in Sicherheit gebracht.
Noch bevor die Feuerwehr eintraf, löscht Hausmeister den brennenden Papierkorb
Noch bevor die Feuerwehr eintraf, löschte nach Angaben von Stadtsprecher Drago Bock der Hausmeister den brennenden Papierkorb. Die 18 Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr hätten dann das Schulgebäude belüftet, so dass es nach rund anderthalb Stunden wieder freigegeben werden konnte.
„Nach ersten Erkenntnissen ist der Brand gegen 11.15 Uhr ausgebrochen. Es folgte eine Evakuierung des Gebäudes. Wir haben eine Brandursachenermittlung eingeleitet“, sagte Polizeisprecher Ralf Karlstedt, der zum Unglücksort gekommen war. Kriminaltechniker vermaßen und fotografierten die weiße Kunststoffmülltonne mit Brandlöchern in der Mitte.
„Ich habe große Angst, dass er verletzt ist. Wir möchten so schnell wie möglich zu ihm fahren“
Währenddessen kamen nach und nach besorgte Eltern an, die nicht immer gute Nachrichten zu hören bekamen. So wie Naman Mohamed, dessen zwölf- und zehnjährige Söhne auf die Friesenschule gehen. Während der zwölfjährige Karim Mohamed das Feuer unbeschadet überstanden hatte, musste der jüngere Sohn ins Krankenhaus gefahren werden.
„Ich habe große Angst, dass er verletzt ist. Wir möchten so schnell wie möglich zu ihm fahren“, sagte der besorgte Vater. Er war mit den Kindern 2015 nach Deutschland gekommen. Karim Mohamed stand noch ganz unter dem Eindruck des Vorfalls. „Es kam der Rauch auf uns zu. Erst gab es keinen Alarm, aber dann etwas später gab es Alarm“, sagte der Junge. Auch er habe Angst um seinen Bruder.
Mit vor Ort war auch die Schulpsychologin
Die Schulleiterin wollte gegenüber der MZ keine Angaben machen und verwies auf das Landesschulamt. Die Behörde, vertreten durch die schulfachliche Referentin Christina Greiner, war am Ort des Geschehens: „Heute findet kein Unterricht mehr statt. Die Eltern werden informiert und können entscheiden, ob sie ihre Kinder abholen oder die Schüler im Hort betreut werden.“
Mit vor Ort war auch die Schulpsychologin Elke Müller. Sie gehe zwar nicht davon aus, dass der Brand für die Kinder ein traumatisches Erlebnis sei, es könne aber sein, dass es bei den Schülern noch Redebedarf gebe. „Das kann insbesondere bei der Kindern der Fall sein, die im Krankenhaus behandelt werden“, so Müller. Sie bot am Mittwoch Gespräche mit Betroffenen an und will an diesem Donnerstag weiter zur Verfügung stehen.
Stadtsprecher: „Alles hat sehr gut funktioniert“
Wie Stadtsprecher Drago Bock sagte, sei die hohe Zahl der möglicherweise Verletzten übrigens nicht mit einer schlechten Evakuierung zu erklären. „Alles hat sehr gut funktioniert“, sagte er.
Bereits vor einem Dreivierteljahr war in der Büschdorfer Grundschule ein Feuer ausgebrochen. Damals wurden 170 Kinder in Sicherheit gebracht. Das Feuer war in einem Kellerraum ausgebrochen, offenbar durch einen technischen Defekt. Was dieses Mal zum Brand geführt hat, will die Polizei nun klären. Manche Kinder sprachen von einer Zigarette, die in den Papierkorb geworfen wurde, andere von Zündeleien mit einem Feuerzeug. (mz)

