Etwas Schönes in Krisenzeiten Etwas Schönes in Krisenzeiten: Ehrenamtliche basteln Osterkorb für die Silberhöhe

Halle (Saale) - Jennifer Möbius hat mit anderen Ehrenamtlichen - immer mit gebührendem Abstand zueinander - aus Heu und anderen Naturmaterialien einen riesigen Osterkorb auf der Grünfläche an der Wilhelm-von-Klewitz-Straße aufgebaut. Man will zum einen zum Osterfest etwas Schönes für die Bewohner des Stadtteils bieten, und andererseits zeigen, dass auch in der Corona-Zeit nicht alles stillsteht, sondern man trotzdem füreinander da sein kann.
Bauwagen auf er Silberhöhe als Treff
Seit August des vergangenen Jahres steht auf der Grünfläche ein alter bunt besprühter Bauwagen, der normalerweise jeden Mittwoch- und Freitagnachmittag seine Tür öffnet. Ehrenamtliche Helfer treffen nach und nach ein und vor allem Kinder, die am Bauwagen ihre Freizeit verbringen wollen, so wie der 12-jährige Paul, dem allein zu Hause langweilig ist.
Die Idee für den Bauwagen stammt von Martin Golz. Er ist Pfarrer der Kirchengemeinde Silberhöhe-Beesen. „In der Kirchengemeinde waren, als ich hier als Pfarrer anfing, nur Leute aus dem Dorf Beesen anzutreffen, aber keiner aus der Silberhöhe, die jenseits der vielbefahrenen Karlsruher Allee liegt“, erzählt Golz. Deshalb suchte er nach anderen Kontaktorten, um mit den Leuten auf der Silberhöhe ins Gespräch zu kommen.
Kinder gestalteten den Bauwagen übrigens farblich ganz nach ihren Vorstellungen
Es entstand gemeinsam mit der Evangelischen Stadtmission der Plan, einen Erprobungsraum zu schaffen, an dem sich die Menschen aus der Silberhöhe treffen und selbst aktiv werden können. Man bekam einen ausgedienten Bauwagen. „Zunächst hatten wir die Idee, daraus ein Café zu machen“, sagt Golz.
Aber gerade zu diesem Zeitpunkt öffnete auf der anderen Straßenseite das Café Amelie und wenig später noch die Eisdiele gleich nebenan. „Wir wollten natürlich keine Konkurrenz sein, so der Pfarrer. Für die Grünfläche hat das Projekt mittlerweile einen Nutzungsvertrag mit der Stadt. Die Kinder gestalteten den Bauwagen übrigens farblich ganz nach ihren Vorstellungen und machten ihn so zu „ihrem“ Bauwagen.
Die Kinder brauchen ja einen Halt
Acht Ehrenamtliche halfen mit. Das sind beispielsweise Isabel Jäger, Studentin der Erziehungswissenschaften, oder Jin, die eigentlich Jennifer Möbius heißt. Jin sagt: „Ich habe mir schon immer gewünscht, dass hier was passiert. Die Kinder brauchen ja einen Halt.“ Die Mutter zweier Grundschulkinder weiß, wovon sie redet.
Sie sammelte als Jugendliche selbst Drogenerfahrung und kämpfte sich mühsam wieder heraus. Für das Bauwagenprojekt pflegt sie den Kontakt zum Hort der nahe gelegenen Grundschule, in die ihre Kinder gehen. Auch Maria und Myriam von der katholischen Ordensgemeinschaft Kleine Schwestern Jesu, die ganz in der Nähe wohnen, wirken ehrenamtlich im Bauwagenteam mit.
Kulturveranstaltungen, Volksmusiknachmittag oder eine Lesung für Kinder
Das Bauwagenprojekt entwickelt sich stetig. „Wir wollen auch einzelne Feste mit Inhalt füllen“, erklärt Martin Golz. Ein Anfang sei das Martinsfest im November gewesen, mit St. Martinsspiel und Laternenumzug vom Bauwagen zur Kirche in Beesen. Dort traf man sich mit dem Martinsumzug der Waldorfschule und teilte Martinshörnchen. In der Weihnachtszeit stand erstmals eine von den Bewohnern gebaute Krippe aus Baumstämmen auf der Silberhöhe.
Es gibt bereits jede Menge weitere Pläne. So sollen feste Tische und Bänke aufgebaut werden. Auch gibt es die Idee, einmal im Monat kleine Kulturveranstaltungen zu bieten, einen Volksmusiknachmittag oder eine Lesung für Kinder beispielsweise. Auch sollen Musiker aus dem Stadtteil dort auftreten können. (mz/ccr)