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Erstmals mit Doppelspitze Erstmals mit Doppelspitze: Was die beiden neuen Vorsitzenden der Linken nun vorhaben

Von Tanja Goldbecher 24.11.2019, 18:00
Jana Krimmling-Schoeffler (Mitte) und Jan Rötzschke (re.) sind die beiden neuen Stadtvorsitzenden, Dirk Gernhardt (li.) bleibt Stellvertreter.
Jana Krimmling-Schoeffler (Mitte) und Jan Rötzschke (re.) sind die beiden neuen Stadtvorsitzenden, Dirk Gernhardt (li.) bleibt Stellvertreter. Goldbecher

Halle (Saale) - Der Stadtverband der Linken setzt ab jetzt auf eine junge Doppelspitze. Die 40-jährige Anja Krimmling-Schoeffler und der 32-jährige Jan Rötzschke sind in der Mitgliederversammlung am Samstag im Salinemuseum mit einer großen Mehrheit als Vorsitzende gewählt worden. Krimmling-Schoeffler sitzt bereits im Stadtrat und arbeitet für die Linken-Landtagsfraktion.

Rötzschke studiert in Halle und ist nebenbei im Wahlkreisbüro des Landtagsabgeordneten Hendrik Lange (Linke) beschäftigt. Die bisherige Stadtvorsitzende Marianne Böttcher hat sich von dem Posten zurückgezogen. Die 55-Jährige will ihrer Familie mehr Zeit widmen. Die Stadtvorsitzenden werden alle zwei Jahre gewählt.

„Ich verstehe mich als Brückenbauerin“, sagte Krimmling-Schoeffler. Sie habe sich unter anderem vorgenommen, das „Pflänzchen Rot-Rot-Grün“ zu pflegen – es dürfe nicht wieder eingehen. Links zu sein, bedeute für sie, sich für Benachteiligte einzusetzen und zugleich gegen den Klimawandel, Rechtsextremismus und Antisemitismus zu kämpfen.

„Das müssen wir immer wieder deutlich von uns geben“, fügte die neue Stadtvorsitzende hinzu. Ihr Co-Vorsitzender Rötzschke sprach sich dafür aus, stärker in allen Stadtteilen präsent zu sein. Im Besonderen soll die Arbeit in Neustadt, Heide-Süd, der Silberhöhe und der Südstadt intensiviert werden. „In diesen Stadtteilen sind wir im Moment kaum anzutreffen“, sagte Rötzschke. Der Stadtverband müsse sich zugleich auf die Landtags- und Bundestagswahl 2021 vorbereiten.

Die Linke nutzte den Parteitag aber auch, um auf das Wahljahr zurückzublicken. Die Partei war mit 17,8 Prozent zwar die Gewinnerin der Kommunalwahl Ende Mai – verlor im Vergleich zu 2014 allerdings vier Sitze im Stadtrat, sodass die Fraktion aktuell nur noch zehn Stadtratsmandate inne hat. Auch die Oberbürgermeisterwahl im Oktober war ein herber Rückschlag für die Partei. Der Linken-Kandidat Hendrik Lange, hinter den sich auch SPD und Grüne gestellt hatten, erreichte in der Stichwahl gegen Amtsinhaber Bernd Wiegand (parteilos) lediglich 38 Prozent.

Lange sprach auf dem Parteitag mit Blick auf die Ausgangslage hingegen von einem „guten Stichwahlergebnis“. Der Amtsinhaber habe es stets leichter, die Wähler von sich zu überzeugen. Erschwerend sei hinzugekommen, dass die AfD Wiegand offen unterstützte und sich die CDU vor der Stichwahl nicht eindeutig für den Wechsel im OB-Amt positioniert habe.

Kritisch betrachtete der Linken-Politiker, wie die Partei insgesamt in Halle an Einfluss verloren hat. „Es lässt uns nicht kalt, dass wir in unseren früheren Hochburgen nicht mehr gepunktet haben“, fügte Lange hinzu. Zum Beispiel galt Halle-Neustadt einst als Bastion der Linken. Obwohl Lange dort verwurzelt ist, setzte sich Wiegand auch in diesem Stadtteil gegen ihn durch.

Laut Lange muss die Partei verstärkt auf drei Schwerpunkte setzen: soziale Gerechtigkeit, ökologischer Wandel und Transparenz. Auch er plädierte dafür, als rot-rot-grüne Allianz weiter zusammenzuarbeiten. Die Linken-Stadtratsvorsitzende Katja Müller untermauerte in ihrer Rede zudem die Ankündigungen der Linken-Fraktion, zukünftig gegen jeden Antrag der AfD-Fraktion zu stimmen. (mz)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Die Linke in Halle muss sich abgrenzen.