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Erreger der Infektion Erreger der Infektion: Schwierige Suche

Von Ralf Böhme 27.08.2013, 18:58
Im Labor der Wasserwerke Halle werden regelmäßig Proben untersucht.
Im Labor der Wasserwerke Halle werden regelmäßig Proben untersucht. Archiv/Günter Bauer Lizenz

Halle/MZ - Ein Wasser-Kurier pendelt zwischen Halle und dem vogtländischen Bad Elster. Dort arbeitet ein für diese Zwecke extra zertifiziertes Speziallabor, das in den Trinkwasser-Proben nach gefährlichen Parasiten sucht. Hintergrund ist die gestiegene Zahl von Durchfallerkrankungen in der größten Stadt Sachsen-Anhalts.

Das Problem: Ohne Hilfsmittel bleiben die Erreger, die nur einige Tausendstel Millimeter groß sind, dem menschlichen Auge unsichtbar. Zudem gelten die sogenannten Kryptosporidien als Meister der Tarnung. Amtsärztin Christine Kröger: „Wir suchen wie nach einer Nadel im Heuhaufen.“ Das sei sehr aufwendig und auch nicht billig. Aber es müsse sein, um womöglich Schlimmeres abwenden zu können. Ende der Woche sollen ihr zufolge die Ergebnisse der ersten Analysen vorliegen.

Bislang wurden die Parasiten in zahlreichen Stuhlproben von Patienten nachgewiesen. Im Trinkwasser hat man sie bislang dagegen nicht gefunden. Der Aufwand, die Angreifer einzukreisen, ist enorm. Mitarbeiter des halleschen Gesundheitsamtes haben allein gestern 1 000 Liter Wasser aus dem Netz entnommen und Proben nach Bad Elster geschickt. Laut Kröger arbeiten in Halle derzeit vier Untersuchungsstellen. Die Stadtwerke prüfen darüber hinaus nach ihrem regulären Plan an 40 Entnahmestellen und im firmeneigenen Labor. Diese Untersuchungen sind jedoch nicht auf den Nachweis dieser speziellen Parasiten ausgelegt. Nach den sonst üblichen Kriterien, sagt Sprecherin Iris Rudolph, sei das Trinkwasser in Halle in Ordnung.

Im Gesundheitsamt herrscht Besorgnis. Alle hoffen, dass nicht ausgerechnet Halle zum Ausgangspunkt einer Durchfall-Epidemie werde. Fachleuten fällt dazu eine Kryptosporidien-Seuche in den USA ein - in den 1990er Jahren mit Hunderttausenden kranken Menschen. Wie groß die Gefahr in Halle ist, vermögen die Experten noch nicht zu sagen.

Trotzdem wächst mit jedem Krankenbogen, der im Gesundheitsamt eintrifft, die Anspannung. Das liegt vor allem an der Ungewissheit, sagt ein Mitarbeiter. Die Chance, den Erreger zu isolieren, liege bei 50 zu 50.

Auch das Robert-Koch-Institut, die zentrale Einrichtung des Bundes zur Krankheitsüberwachung, nimmt die Situation sehr ernst. Zwei Spezialisten unterstützen das Gesundheitsamt, so Stadtsprecher Drago Bock. Sechs Hygieneinspektoren schwärmen nach seinen Angaben jetzt täglich aus, um betroffene Patienten zu interviewen.

Etwa ein Viertel der Datenerhebung liegt bereits vor. Amtsärztin Kröger dämpft aber die Erwartungen: „Das genügt nicht, um zu einer belastbaren Schlussfolgerung zu kommen.“ Ziel müsse ein möglichst umfassendes Bild sein, um die Entwicklung richtig einschätzen zu können. Anfangs habe man sich auf Pflichtangaben beschränkt, beispielsweise zu den Symptomen, zu den verordneten Medikamenten und zur Dauer der Erkrankung. Längst fragen die Interviewer nun auch nach Kontakten vor, während und nach der Infektion oder wer, wann, welche Reise ins Ausland unternommen habe. Weil besonders viele Kinder betroffen sind, können unter Umständen auch Auskünfte zu ihrem Umgang und den Kindertagesstätten hilfreich sein.

In dieser Situation, so der Appell von Amtsärztin Kröger, sei Hygiene das Ein und Alles. Wer vergesse, sich nach dem Gang auf die Toilette die Hände zu waschen, nehme das Ansteckungsrisiko in Kauf. Auch wer Obst vor dem Verzehr nicht reinige, spreche praktisch eine Einladung an die Krankheitserreger aus. Dann aber gelte nur noch das Prinzip Hoffnung.