Erinnerungen an das alte Trotha Erinnerungen an das alte Trotha: Dem Fisch wurde das Eis stibitzt
Halle/MZ. - Trotha ist ein Stichwort. Wenn es fällt, sprudeln sofort Erinnerungen und Geschichten aus dem Mund von Monika Umlauft. In dem nördlichen Stadtteil Halles hat sie Kindheit, Jugend und den größten Teil ihres Erwachsenenlebens verbracht. Weggezogen ist sie vor einiger Zeit nur, weil sie eine behindertengerechte Wohnung benötigte. Aber ihr Herz hängt nach wie vor an dem Heimatviertel.
Als sie kürzlich von dem Buch "Trotha und die von Trotha" erfuhr, das der hallesche Rechtsanwalt und Hobbyhistoriker Matthias J. Maurer verfasst hat und das von dem malenden Autodidakten Ludwig Franz bebildert wurde, habe sie alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ein Exemplar zu erhalten. Mit Hilfe der Bürgerinitiative sei das gelungen. Wenn sie nun die Bilder betrachte, die Texte lese, so Monika Umlauft, kehren ihre Gedanken immer wieder in die Kinder- und Jugendzeit zurück, als Trotha noch sehr anders aussah.
Das chinesische Restaurant "Goldener Tempel" war einst die Gaststätte "Zum Adler". Der "Gasthof zum Schwan" hingegen (Ortsbezeichnung früher "Sennewitz bei Halle-Trotha"), der ihrem Großvater gehörte, steht längst nicht mehr. Auf dem Gelände ist heute unter anderem der Mios-Großmarkt. Sogar eine "fast eigene" Straßenbahn hätten die Trothaer besessen. "Sie hat von der jetzigen Hans-Dittmar-Straße zum Bahnhof geführt."
Am deutlichsten erinnert sich Frau Umlauft aber an die Geschäfte - und ihre Inhaber. Zum Beispiel an Herrn Kohl, der die Anker-Drogerie führte. Der Laden sei nicht nur wegen des Angebots, sondern auch wegen der Dinge, die man dort hinter vorgehaltener Hand erfuhr, "eine Fundgrube für alle" gewesen. Der nahezu ständige Streit mit dem Besitzer des Gemüseladens sei sprichwörtlich gewesen. Sehr plastische Erinnerungen habe sie auch an den Fischladen. Daran führte der Weg der Schüler zum Sportunterricht vorbei. "Da haben wir heimlich so manches Mal dem Fisch das Eis, auf dem er lag, um nicht so schnell zu verderben, unter der Flosse stibitzt."
Auch "riesige Gärtnereien" hätten das Bild Trothas früher mit bestimmt, sagt Frau Umlauft - und ein "Kaufladen" an der Gabelung Köthener / Magdeburger Straße. "Da gab es noch die Kästchen zum Ausziehen, in denen Mehl oder Salz gelagert wurde und die man heute nur noch in Kinder-Kaufmannsläden zum Spielen findet." Und der Mostrich ("Das Wort Senf benutzte in meiner Kinderzeit kaum jemand.") sei in Henkelbechern abgefüllt worden. "Später war hier die erste HO-Verkaufsstelle im Wohngebiet Trotha."