Wer kann die Lücke schließen? Erik Kohlbach beendet Karriere: Halles größte Ruder-Hoffnung schmeißt hin

Halle (Saale) - Der zuletzt als größter Hoffnungsträger Gehandelte fehlte: Als Ende vergangener Woche am Neustädter Kanal der Schlüssel für das neue Bootshaus übergeben wurde, war Erik Kohlbach nicht unter Halles Ruderern.
Der Sportschulabsolvent, der 2019 in Tokio mit dem Nachwuchs-Deutschlandachter zu JWM-Gold gerudert war, hat sich gegen den Leistungssport entschieden. Kohlbach will sich ganz auf seine Berufsausbildung bei der Bundeswehr konzentrieren.
„Ursprünglich hatte er anhand der Ergebnisse 2020 über seine Zukunft entscheiden wollen. Doch durch Corona gab es bislang keine Wettkämpfe“, erklärte Trainer Frank Köhler das Dilemma. Die Pandemie hat Halles Ruderer schmerzlich getroffen.
Erik Kohlbach: Berufsausbildung statt Leistungssport
Juniorenweltmeister Kohlbach wird die verbesserten Bedingungen an seinem Heimatstützpunkt also nicht mehr nutzen. „Was sehr bedauerlich ist“, wie der Trainer zugibt. Auch für den Verein. Die Lücke, die seit Julia Liers Karriereende entstanden ist, wird nun noch länger klaffen.
Die Olympiasiegerin von 2016 hatte wegen einer Rippenverletzung im Januar ihre Skulls in die Ecke gestellt. Nun hat die Ausbildung zur Heilpraktikerin Priorität. Bei der Schlüsselübergabe war die 28-Jährige dennoch dabei. „Jetzt“, sagte Lier, „haben unsere Sportler wieder tolle Bedingungen, können nach dem Training sogar im Bootshaus regenerieren, als Trainingsgruppe Zeit miteinander verbringen.“
Ruder-Trainingszentrum in Halle für knappe Millionen Euro renoviert
Sie selbst verfügte nicht über solche Möglichkeiten. Das Hochwasser 2013 hatte dem maroden Altbau den Rest gegeben. Der schlechte Zustand der Umkleide- und Sanitärräume hatte die im Doppelvierer erfolgreiche Ruderin sogar davon abgehalten, Trainingspartner einzuladen.
Dank der Fluthilfe konnte das Trainingszentrum auf Vordermann gebracht werden. „Insgesamt 985.000 Euro sind hierher geflossen“, bestätigte HRV-Vereinschef Lothar Trawiel. Seine Feuertaufe erlebte der Ersatzneubau auch schon: Letztes Wochenende suchten die stärksten Nachwuchsruderer aus Magdeburg bei einer Leistungsdiagnostik auf dem Wasser den Vergleich mit den Hallensern.
Die Gastgeber, das stimmt Trawiel und Köhler zuversichtlich, dominierten. In der U 15 und 16 gibt es einen Silberstreif an Halles Ruderhimmel. Dazu kommen bei den Junioren vier Mädchen und zwei Jungen, die sich auf die Qualifikation für die EM im September vorbereiten. Der Weg zurück an die Spitze ist dennoch beschwerlich. Die neuen Bedingungen am Kanal sollen dabei helfen. (mz)