Entscheidung Entscheidung: Rentiere nicht mehr auf Weihnachtsmarkt

Halle/MZ - Halles Weihnachtsmarkt wird künftig ohne Rentiere auskommen müssen. Damit reagiert die Stadtverwaltung auf Kritik an den Haltungsbedingungen der Tiere. Rentiere gehörten nicht zwischen Glühweinbuden und Karussells, rügten Tierschützer. Stadträtin Sabine Wolff (Neues Forum) hatte dies zum Anlass für eine Anfrage an die Verwaltung genommen: Inwieweit, wollte Wolff wissen, rechtfertige der „Imageeffekt“ der Rentiere die unnatürliche Tierhaltung. Und weiter fragt sie: „Gibt es ein Nachdenken, auf die Haltung von Rentieren in der Stadt zu verzichten?“
Offenbar gibt es nicht nur ein Nachdenken - es gibt auch ein Ergebnis: Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) beantwortet Wolffs Frage so: „Da die Haltung von Wildtieren grundsätzlich schwierig und mit hohen Anfordrungen an die Haltungsbedingungen verbunden ist und auch die Belastung insbesondere von Rentieren durch die Zurschaustellung auf Festen und Märkten sehr hoch ist, wird die Stadt zukünftig auf die Haltung von Rentieren verzichten.“ Soll heißen: Die verbliebenen vier Rentiere auf dem Gelände des Paritätischen Sozialwerks am Goldberg bleiben künftig unter sich. Und wenn sie irgendwann das Zeitliche gesegnet haben, sollen auch keine neuen Tiere angeschafft werden.
Seitens des Tierschutzes freut man sich über diese Entscheidung: „Wir begrüßen das“, sagte die Vorsitzende des halleschen Tierschutzvereins, Klara Jäger. Das Zurschaustellen auf Festen bedeute einfach zu viel Stress für die Tiere.
Stadtsprecher Drago Bock stellte auf MZ-Nachfrage am Dienstag indes auch noch einmal klar: Bevor die Rentiere auf dem Weihnachtsmarkt gezeigt wurden, habe es stets von veterinärmedizinischer Seite ein Okay dafür gegeben. Auch hätten die Gehege nie in der Kritik gestanden und seien überdies regelmäßig kontrolliert worden. Von nicht artgerechter Haltung könne daher keine Rede sein. Auch Zoo-Sprecher Tom Bernheim hat keine Bedenken, die Tiere in einem Streichelgehege zu halten.
Der Streit hatte sich auch erst entzündet, nachdem vor einem Monat vier der insgesamt acht Tiere plötzlich verendet waren. Zwei Tiere wurden obduziert, ein einheitliches Krankheitsbild wurde dabei aber nicht festgestellt. Todesursache waren bakterielle Infektionen. „Aussagen zu den Quellen für die Infektionen können momentan nicht gemacht werden“, heißt es in der Antwort auf die Anfrage der Stadträtin.
Kritiker bemängeln aber auch, das Gehege auf dem Goldberg sei mit einer Größe von 680 Quadratmetern zu klein. Rentiere benötigten als Weidentiere mehr Platz und Auslauf. Gänzlich unwohl dürften sich die Rentiere am Goldberg aber nicht fühlen: Dafür spricht die Tatsache, dass es in der kleinen Familie seit 2011 fünf Mal Nachwuchs gegeben hatte. Bergzoo-Sprecher Bernheim spricht in diesem Zusammenhang und angesichts der schwierigen Haltung von Rentieren gar von einem „Wunder“.
Die Tiere gehören dem halleschen Stadtmarketing. Versuche, die Vierbeiner im Bergzoo unterzubringen, waren gescheitert, da dort kein geeignetes Gehege vorhanden ist (siehe „Rudi und Finni“).