"Engagierte Hallenser" "Engagierte Hallenser": Sport statt Gewalt

Halle/MZ - Vieles an Lisa Cielas ist ungewöhnlich: Die 21-Jährige ist nicht nur schon zweimal deutsche Meisterin im Boxen gewesen, sondern auch eine der wenigen weiblichen Boxtrainerinnen überhaupt. „Ich bin einfach boxverrückt“, sagt die Hallenserin über sich selbst. Und weil sie ihre Begeisterung und auch ihr Können weitergeben möchte, trainiert sie den Nachwuchs des Boxrings Eintracht Halle dreimal die Woche. Ganz nebenbei hat die junge Frau auch noch einen nicht alltäglichen Plan für ihre eigene Zukunft: Sie will ab Herbst das Abitur nachholen.
„In meiner Ausbildung zur Sport- und Fitnesskauffrau habe ich viel mit älteren Menschen gearbeitet. Aber man bekommt von keinem so viel zurück wie von Kindern“, sagt sie. Nicht nur Fitness, Koordinationsfähigkeit und Kondition will sie an die Zehn- bis 16-Jährigen weitergeben. Das Training bei Lisa Cielas soll auch ein wenig Lebensschule für die Kinder sein. So wie sich ihr Verein Boxring Eintracht Halle das Motto „Boxen statt Gewalt“ auf die Fahne geschrieben hat, so möchte die junge Frau mit dem Training Aggressionspotenzial bei den Kindern abbauen und Respekt, Ordnung und Disziplin nahebringen.
So erwartet sie nicht nur gute Beinarbeit im Boxring, sondern auch den Gruß beim Betreten der Halle und einen freundlichen Umgang miteinander von den Kindern. „Es ist auch schade, dass immer weniger Kinder Sport machen. Ich will den Nachwuchs mit meiner Begeisterung anstecken“, so Lisa Cielas. Vielleicht kann sie das bald auch landesweit - denn sie ist eine von mehreren engagierten jungen Frauen in Sachsen-Anhalt, die für eine Kampagne des Landesfrauenrates fotografiert worden sind. Fünf von ihnen sollen ab September großformatig auf Plakatwänden werben: „jung.weiblich.engagiert.“
Freilich ist Lisa Cielas unabhängig davon weiter engagiert. Sie freut sich, wenn sich „ihre“ Kinder sportlich entwickeln und begleitet sie zu Wettkämpfen. Dreimal die Woche zwei Stunden Training - die Zeit zu investieren, ist für die junge Frau überhaupt kein Thema: „Ich kann mir meine Arbeitszeit frei einteilen. Diese zwei Stunden zu investieren, das ist kein Problem.“
Denn zurzeit kann die Sportlerin nur mit gebremsten Elan selbst trainieren und auch keine Wettkämpfe machen. Der Grund sind chronische Beschwerden im Arm. Aber sie legt Wert darauf, dass sie in neun Jahren Boxsport niemals ernsthaft verletzt war - keine Brüche, keine Platzwunden. Da Helme im Amateurboxsport vorgeschrieben sind, haben diese wohl auch ihren Teil dazu beigetragen. „Mal ein blaues Auge, das gehört dazu“, sagt sie mit einem Schmunzeln. „Das kann man mit Make-up abdecken.“
Ein wenig traurig macht sie allerdings die Tatsache, dass Mädchen nach wie vor die Ausnahme im Boxsport sind. Auch in Lisa Cielas Nachwuchsgruppe sind zurzeit nur Jungen. „Das ist viel Überzeugungsarbeit“, weiß die ungewöhnliche 21-Jährige.