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Kritik an Elisabeth-Krankenhaus Elisabeth-Krankenhaus in Halle in der Kritik: Sind tödliche Eingriffe an Schweinen nötig?

Von Julia Rau 26.01.2018, 09:57
In einem Medizinerkurs werden am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara narkotisierte Schweine operiert.
In einem Medizinerkurs werden am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara narkotisierte Schweine operiert. Holger John

Halle (Saale) - Am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara in Halle werden zu Lehrzwecken lebende Schweine operiert. Die Eingriffe enden für die Tiere immer mit dem Tod. Die Tierrechtsorganisation Peta hat das Krankenhaus deshalb öffentlich aufgefordert, statt der narkotisierten Schweine alternative Übungsobjekte zu nutzen.

Simulatoren zum Beispiel oder menschliche Leichen. „Workshops mit Tieren sind sowohl ethisch als auch didaktisch nicht vertretbar“, heißt es von Dr. Tanja Breining, Fachreferentin bei Peta. „Petas Motto lautet in Teilen, dass Tiere nicht da sind, um an ihnen zu experimentieren“, heißt es in einer Mitteilung der Organisation.

Lebende Schweine zu Übungszwecken im OP: Tier-Eingriffe sind laut Krankenhaus alternativlos

Konkret kritisiert Peta einen freiwilligen Kurs des Krankenhauses, der einmal im Jahr stattfindet. In dem Kurs wird die so genannte „Thorakoskopie“ gezeigt und geprobt. Dabei wird der Brustkorb des Tieres geöffnet. Zweck des Eingriffes ist es, zu Diagnosezwecken einen Blick in den Brustkorb zu ermöglichen. Zudem kann man durch die Öffnung Proben vom Lungen- und Brustfell entnehmen. Chefarzt Dr. Ralf Heine leitet den jährlichen Kurs.

„Der Eingriff wird aus dem OP in Hörsäle übertragen, er ist an Ärzte gerichtet, nicht an Studenten“, so Heine. Aus ganz Europa kämen Kollegen, um die Technik zu lernen. „Für einen Kurs haben wir vier Schweine. Das sind vier Schweine, die sehr vielen Menschen helfen“, so der Chefarzt. Leider gebe es keine gleichwertigen Alternativen zu den narkotisierten Tieren. „An einer Leiche könnte man nie üben, was zu tun ist, wenn zum Beispiel eine Blutung auftritt.“

Lebende Schweine zu Übungszwecken im OP: Ausgewählte Tiere sind krank oder unterentwickelt

Ein Tierarzt sediere die Schweine. „Sie bekommen Narkose- und Schmerzmittel, die spüren also gar nichts“, so Heine. Nach der OP lassen die Ärzte die Schweine sterben, „damit sie hinterher mit den Drainagen nicht leiden müssen“, lautet die Erklärung. Im Vergleich zum Elektroschocker, wie er in Schlachthöfen zur Betäubung eingesetzt wird, sei das eher der friedlichere Tod.

Die Schweine bekommt der Arzt von Landwirten. Sie sind laut einer offiziellen Stellungnahme des Krankenhauses alle ernsthaft krank oder unzureichend entwickelt. Das müsse auch in jedem Fall ein Tierarzt zuvor bestätigen. Alle Tiere, die verwendet werden, würden als Nutztiere demnach zeitnah ohnehin geschlachtet und entsorgt werden, weil sie sich zur weiteren Verarbeitung nicht eignen.

Tierschützer kritisieren Elisabeth-Krankenhaus in Halle: Für medizinische Tierversuche gibt es klare Regeln

„Ich mache das nicht kritiklos und versuche natürlich so wenig Tiere wie möglich zu nutzen“, sagt Heine. „Es gibt da ganz klare Regelungen, insgesamt ist jeder Tierversuch zu vermeiden, wenn es geht. Aber bei manchen Fällen ist es nicht anders möglich“, sagt Joachim Odenbach, Sprecher der Deutschen Krankenhausgesellschaft. „Das kommt auf das Erkenntnisziel an, wenn man zum Beispiel die Heilung untersucht, kann ich keine Leichen nehmen, die heilen ja nicht.“ Und Simulatoren seien einfach noch nicht so ausgereift, dass man auf Versuchstiere gänzlich verzichten könnte.

Wie das Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara mitteilt, werde die Kritik von Peta intern ausführlich diskutiert. Es gebe zudem „Überlegungen [...], in der humanmedizinischen Ausbildung verstärkt auf vertretbare Alternativen wie den spezialfixierten Leichnam auszuweichen.“ (mz)