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Elisabeth-Krankenhaus Elisabeth-Krankenhaus: Ein Ausrutscher mit Folgen

Von Martina Springer 16.03.2003, 17:49

Halle/MZ. - Solche und ähnliche Unfälle, sagt Chefärztin Dr. Charlotte Wuttke, sowie akute schwere Erkrankungen machen das Gros der Behandlungen aus. Hier würden die Erstbehandlungen durchgeführt, so die Ärztliche Direktorin, und die Patienten dann entweder auf eine Station im Krankenhaus verlegt oder zur Weiterbehandlung an Haus- oder andere niedergelassene Ärzte verwiesen. Auch Rosemarie Elpel hatte geglaubt, die Nacht im eigenen Bett verbringen zu können und bereits ihre Nachbarin angerufen, auf dass sie nicht allein zurück nach Hause fahren müsste. Doch es kommt anders.

Als Petra Kösling noch etwas außer Atem eintrifft, liegt Frau Elpel noch im Behandlungszimmer. Der rechte Knöchel, so hatte Dr. Kathrin Frey mit einem Blick auf das Röntgenbild festgestellt, ist arg lädiert. Also: Es muss gegipst werden. Die feuchte Binde ist bereits um den Fuß, der nun von Pfleger Enrico gehalten wird, bis der Gips fest ist.

Die Ärztin hat für Rosemarie Elpel eine gute Nachricht - es muss nicht operiert werden - und eine weniger gute: Einige Tage Krankenhaus-Aufenthalt sind unumgänglich. Die Patientin ist nicht begeistert und sagt das auch. Eine solche Reaktion ist Kathrin Frey vertraut: "Den Patienten geht in dieser Situation viel durch den Kopf. Sie machen sich Sorgen, auch um Dinge, die im Moment nebensächlich sind." Frau Elpel hat sich mittlerweile in ihr Schicksal gefügt. Petra Kösling wird noch einmal herkommen und eine Tasche bringen mit Wäsche, Waschzeug und anderen Dingen.

Im Wartezimmer rutschen zwei Jugendliche und eine ältere Frau unruhig hin und her. Noch immer wird keiner von ihnen aufgerufen. Chefärztin Charlotte Wuttke weiß: "Es kann durchaus sein, dass Patienten auch in der Notfallambulanzeine Weile warten müssen." Das sähen längst nicht alle ein. Die meisten glaubten, ein Recht auf sofortige Behandlung zu haben. "Das ist aber oft nicht möglich. Die Ärzte müssen Prioritäten setzen."

Außerdem gebe es eben Stoßzeiten. An den Wochenenden und den Mittwochnachmittagen zum Beispiel sowie abends nach 17, 18 Uhr kämen besonders viele Patienten. "Weil da die Praxen der meisten niedergelassenen Ärzte geschlossen haben." Die Zeiger der Uhr sind inzwischen auf 18 Uhr gerückt, und als sollten die Worte der Chefärztin direkt bestätigt werden, geht es plötzlich Schlag auf Schlag. Zwei Krankenwagen fahren vor, im Abstand von kaum einer Minute wird jeweils eine Trage mit einer alten Frau hereingebracht. Die erste wird sofort in den Schockraum getragen, zur zweiten sagt die Ärztin tröstend "Sie müssen sich ein kleines Weilchen gedulden, dann komme ich zu ihnen."

Aus dem anderen Behandlungsraum dringt unterdessen leises Stöhnen. Hier wird ein Jugendlicher versorgt, der ebenfalls erst vor Minuten mit einer verletzten Hand erschienen ist. Seine Eltern laufen besorgt und unruhig auf dem Flur hin und her. Ein junges Paar mit einem Kinderwagen kommt herein. Das Kind fängt augenblicklich an zu schreien. Der Jugendliche verlässt mit verbundenem Arm das Sprechzimmer. Der Pfleger beruhigt die Eltern "Es sah schlimmer aus als es ist" und erklärt, wie man schmerzfrei die Jacke an- und ausziehen kann. Noch immer ist das Wartezimmer voll.

Eine knappe Stunde später ein ganz anderes Bild: Ruhe und Leere. Auch Pfleger Enrico kann jetzt einmal durchatmen. Bei mindestens 20 Patienten pro Schicht "weiß man hinterher, was man getan hat", sagt der junge Mann. Dennoch: Die Arbeit hier mache ihm Spaß. "Es ist ein schöner Beruf."