Eklat bei f6 Music Award Eklat bei f6 Music Award: Pfeifkonzert nach Jury-Urteil
Berlin/Halle/MZ. - Mit einem Eklat ist Sonntagmorgen in der Berliner Columbia-Halle das unter anderem von der halleschen Band Green Street Green bestrittene Finale des f6 Music Awards zu Ende gegangen. "Der Sieger ist Echolot aus Erfurt." Als Jörg Stempel von der Bertelsmann-Plattenfirma BMG gegen 1.30 Uhr das Urteil der neben ihm aus prominenten Musikern und Produzenten bestehenden Jury bekannt gab, wurden aus dem Publikum dutzende Getränkebecher in Richtung Bühne geworfen. Auch Mama-Concerts-Chef Fritz Rau gelang es nicht, die wütenden 1 500 Besucher von Ostdeutschlands bedeutendstem Nachwuchsfestival zu beruhigen. Für seinen Erklärungsversuch, die Siegerband müsse auch das Potential zur erfolgreichen Vermarktung haben, erntete der bekannteste Konzertmanager der Republik nur wütende Pfiffe.
Der in "Schiebung"-Rufe gipfelnde Tumult war dabei völlig unerwartet ausgebrochen. Der Grund lag allerdings auf der Hand. Nachdem mit Mother´s Little Helpers (Berlin) die letzte von insgesamt sechs Bands ihren 20-minütigen Wettbewerbsbeitrag beendet hatte, war den Besuchern der Marathon-Veranstaltung eigentlich klar, dass sich das Rennen letztlich nur zwischen drei Gruppen entscheiden könne: den 70-er Jahre Retro-Poppern aus der Hauptstadt, den Punkrockern von Free Little Pigs aus Dresden und Green Street Green. Die Hallenser galten dabei aufgrund der technisch und musikalisch perfektesten Vorstellung als heißeste Favoriten des prognostizierten Dreikampfs. Mit Echolot, die das Publikum lediglich mit ihrem ersten, entfernt an DAF und Anne Clark erinnernden Titel zu interessieren vermochten, hatte dagegen niemand gerechnet. Entsprechend heftig waren die Reaktionen auf den Jury-Entscheid ausgefallen.
Mit dem Urteil, das Mitarbeiter der als Sponsor auftretenden BMG während der anschließenden After Show Party als "Wunschergebnis" des hinter der Veranstaltung stehenden Tabakmultis bezeichneten, dürfte der f6 Music Award einiges an Renommee verspielt haben.
Denn nicht zuletzt durch den verzweifelten Erklärungsversuch Fritz Raus wurde dem Publikum deutlich gemacht, welche Rolle finanzielle Interessen in dem Wettbewerb spielen. "Wenn Echolot jetzt die Produktion einer Maxi-CD gesponsert bekommen, die vielleicht das schnelle Geld bringt, brauchen sich die Thüringer dennoch keine Hoffnung auf eine lange Karriere zu machen - von denen spricht bald kein Mensch mehr", meinte ein Besucher des an dem Abend auch von Udo Lindenberg besuchten Prominenten-Bereichs.
Green Street Green blieb am Ende zumindest der Trost, bei den meisten anwesenden Branchen-Profis am besten angekommen zu sein. Selbst Fritz Rau bekannte trotz des Jury-Urteils, dass die Musiker aus Halle für ihn persönlich die Favoriten gewesen seien.