Eisige Wintertemperaturen Eisige Wintertemperaturen: Halle am Tag des Kälte-Rekords
Halle/MZ. - Auch das ist ein Rekord - einen kälteren 14. Januar gab es zwischen 1901 und 2002 nicht. Die Hallenser erinnern sich daran wohl vor allem deshalb, weil damals ferngeheizte Wohnungen kaum warm wurden (Beitrag unten).
Nach den Worten von Jurik Müller, Leiter der Kröllwitzer Wetterstation, "hat der Donnerstag den Rekord vom 9. Januar 1947 eingestellt". Damals seien minus 17,1 Grad gemessen worden. 1940 wurden übrigens im Januar an mehren Tagen Temperaturen unter minus 20 Grad gemessen.
Und wie wird das Wetter in den nächsten Tagen? "In der Nacht zum Samstag fallen die Temperaturen wieder auf bis zu minus 15 Grad", so Müller. Am Tage herrschen bis minus acht Grad. Erst Anfang nächster Woche werden Plusgrade erwartet, allerdings auch Regen.
Die anhaltenden Tiefsttemperaturen tun ein Übriges, um entweder ins Rutschen oder aber überhaupt nicht vorwärts zu kommen. So bekam der ADAC die Folgen der extremen Kälte zu spüren. "Wir verzeichnen drei mal so viel Notrufe wie im normalen Winter", sagte Sprecher Jürgen Grieving. Derzeit werde in Sonderschichten gearbeitet. Zu 90 Prozent versagen die Batterien. "Beim Starten sollten Licht, heizbare Heckscheibe und Klimaanlage ausgeschaltet bleiben", rät Grieving.
Die extreme Kälte in Kombination mit dem Hochwasser lässt indessen sämtliche überfluteten Bereiche an Saale und Weißer Elster zu Eisbahnen werden und lockt möglicherweise zu einer Schlittschuhpartie in freier Natur. "Wir müssen aber dringend vor dem Betreten der Eisflächen in den Überflutungsgebieten warnen", so Horst Dölling, Abteilungsleiter Zivil- und Katastrophenschutz der Stadt Halle. "Unter dem Eis kann fließendes Hochwasser Hohlräume bilden, so dass die Gefahr des Einbrechens ins Eis besteht", so der Experte. Bisher sei glücklicherweise aber noch niemand zu Schaden gekommen.
Damit sich Eislauf-Fans dennoch sportlich betätigen können, hat die Stadtverwaltung seit Freitag die Spritzeisbahn am Rossplatz wieder freigegeben. "Fünf Schichten Wasser wurden aufgetragen", so Ria Steppan vom städtischen Presseamt. Somit stünden für ungetrübten Eislaufsport 430 Quadratmeter Fläche zur Verfügung, die täglich kontrolliert und gereinigt werden.
Wer sich stattdessen auf wilden Eisflächen leichtsinnig in Gefahr begebe, müsse bei einem möglichen Einsatz von Hilfskräften mit einem hohen Strafgeld rechnen. "Schließlich ist die derzeitige Situation ohnehin angespannt", so Dölling. Was das Hochwasser betreffe, könne aber mit Entspannung gerechnet werden. "Die Alarmstufe vier ist heute bereits auf drei heruntergesetzt, dennoch wird noch regelmäßig und verstärkt Streife gelaufen, um vor allem Deiche und Brücken vor Eis und Wassermassen zu schützen", erklärte Dölling auf MZ-Nachfrage.
Probleme mit dem klirrenden Frost hat auch die Stadtwirtschaft: Viele Mülltonnen, vor allem Biotonnen, können nicht geleert werden, weil deren Inhalt festgefroren ist. "Rund 20 bis 25 Prozent der Bio-Behälter müssen derzeit stehen bleiben", so Hans-Christian Neuber, Bereichsleiter Behälterentsorgung bei der Stadtwirtschaft.
Allen Widrigkeiten des Frostes zum Trotz - die Kinder sind vom derzeitigen Bilderbuch-Winterwetter begeistert. Wo irgend möglich, wird gerodelt und gerutscht. Für ungetrübten Rodelspaß im Paulusviertel hat die Stadtverwaltung ganz unbürokratisch den Rathenauplatz zwischen Robert-Blum- und Carl-von-Ossietzky-Straße zeitweise für den Autoverkehr gesperrt.