Einschnitte in Kulturlandschaft Einschnitte in Kulturlandschaft: Drei Theater - ein Intendant?
Halle/MZ. - Gravierende Änderungen für Halles Theater schlägt Kulturdezernent Hans-Jochen Marquardt vor. Er bestätigte gestern Informationen der MZ, wonach bereits ab dem Jahr 2006 die drei Bühnen neues theater, Puppentheater und Thalia von einem Intendanten geleitet werden könnten. "Es gibt dazu Gespräche mit den jetzigen Intendanten der drei Theater", so Marquardt.
Hintergrund der überraschenden Überlegungen sind das Defizit im städtischen Haushalt und der massive Einwohnerverlust. Nach den Vorschlägen der Unternehmensberatung Roland Berger zur Haushaltskonsolidierung muss allein der Kulturbereich fünf Millionen Euro einsparen, davon eine Million bei den Theatern. Wie dies erreicht werden soll, wird derzeit in neuen kulturpolitischen Leitlinien dargelegt. "Dieses Leitbild ist im Entwurf fertig und wird noch nächste Woche der Stadtverwaltung bekannt gegeben", so Marquardt. Ein Kernpunkt darin: Einsparungen bei den drei Sprechtheatern. Zwar, so Marquardt, seien sowohl nt als auch Thalia und Puppentheater für die Stadt unverzichtbar, "doch wir müssen dort dringend zu Einsparungen kommen."
Eine Idee sei eine gemeinsame Verwaltung für alle drei Bühnen; der gesamte nichtkünstlerische Bereich könne dort laut dem Dezernenten zusammengefasst werden. Doch auch in Sachen Intendanz sieht Marquardt Sparpotenzial. Vor allem zwei Varianten sollen hierbei diskutiert werden. Erstens: die künstlerische Intendanz. In diesem Fall gäbe es einen Gesamtintendanten für diese drei Theater, der aber zugleich auch künstlerischer Leiter des nt werden soll. Puppentheater und Thalia wären dann nur noch Sparten mit eigenem künstlerischem Leiter. Dass dadurch bei diesen das Gefühl der Benachteiligung gegenüber dem neuen theater entstehen könnte, kann auch Marquardt nicht ausschließen.
Variante zwei: die Verwaltungsintendanz; ähnlich wie Hannes Schmidt bei der Philharmonie. Solch ein Posten wird jedoch im Normalfall mit einem Betriebswirt oder einem Juristen besetzt, der auch etwas von Kultur versteht. Die bisherigen Intendanten von Thalia und Puppentheater, Annegret Hahn und Christoph Werner, deren Verträge jeweils bis 2006 laufen, wären damit wohl von vornherein als mögliche Bewerber aus dem Rennen.
Erschwert wird die Entscheidung zwischen diesen beiden Varianten durch den Beschluss des nt-Theaterausschusses, die im Sommer 2005 frei werdenden nt-Intendantenstelle von Peter Sodann möglichst bald auszuschreiben. "Das werden wir auch tun", versichert Marquardt, dem die Variante einer künstlerischen Intendanz für die drei Sprechtheater wesentlich näher zu liegen scheint als eine Verwaltungsintendanz. Doch solange keine Entscheidung über die künftige Intendantenstruktur für diese drei Theater gefallen ist, ist auch nicht klar, welcher Posten nun eigentlich in der Sodann-Nachfolge ausgeschrieben werden kann.
Um möglichst bald zu einer Entscheidung zu kommen, will sich Marquardt in den nächsten Tagen erneut mit den Intendanten Sodann, Hahn und Werner zu Gesprächen treffen. "Ich bin dabei ergebnisoffen", beteuert der Dezernent. Die nächste Station der Diskussion wären die Beigeordentenrunde, die danach erarbeitete Beschlussvorlage müsste den Kultur- und Finanzausschuss und schließlich den Stadtrat passieren.
Doch egal, ob künstlerische oder Verwaltungsintendanz - in beiden Fällen bräuchten die drei Bühnen eine Änderung der Betriebsform. Denn bisher sind nt und Thalia, nicht aber das Puppentheater ein Eigenbetrieb. In dieser Rechtsform, so bestätigt Marquardt, können sie nicht unter einer Intendanz vereint werden.