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Eine Chance für Behinderte

Von Silvia Zöller 01.07.2008, 16:22

Halle/MZ. - Hände, so philosophierte Norbert Wendt, Geschäftsführer der halleschen Caritas-Behindertenwerkstätten, bei der Eröffnung des neuen Verkaufsladens in der Geiststraße, Hände können vieles: Zärtlich sein, gewaltsam werden - oder aber Werte schöpfen. Was Behinderte in der Werkstatt am Blumenauweg und nun auch in dem Laden "handwerk" mit ihren Händen herstellen, ist seit Dienstag in den großzügigen Geschäftsräumen zu sehen. Keramik, Kerzen, Filzarbeiten, Blumengestecke sind hier ebenso im Angebot wie zweimal die Woche Brot aus dem Steinofen oder Dienstleistungen wie Fotokopien. "Dies ist eine Chance, die wir im Zeitalter der Integration nutzen wollen", betonte Wendt.

Im Vorfeld hatten die Pläne der Behindertenwerkstätten, ihren Verkaufsladen vom Blumenauweg auszulagern, für viel Wirbel gesorgt: Zunächst wollte die Caritas Geschäftsräume in Kröllwitz anmieten, wogegen der Lebensmitteldiscounter Plus sein Veto eingelegt hatte - angeblich würden die Behinderten mit ihrem Angebot gegen eine Konkurrenzklausel verstoßen. Als Plus kurz darauf seinen Einspruch nach Protesten seinen Einspruch zurücknahm, hatten die Behinderten jedoch ein besseres Mietangebot auf dem Tisch: Die Hallesche Wohnungsgesellschaft (HWG) bot den Laden in der Geiststraße an (die MZ berichtete).

Besonders freute sich Wendt über eine der zahlreichen Gratulanten: Barbara Hein, die ab 1972 nur drei Häuser weiter in der Geiststraße die damals erste Behindertenwerkstatt in Halle leitete. "Wir haben dort nicht handwerklich gearbeitet, sondern Arbeit aus den Betrieben geholt wie etwa Lampenfassungen oder Etiketten zum kleben", berichtete sie der MZ. 15 Behinderte ab 15 Jahren durften am Vormittag dort arbeiten und 15 am Nachmittag. Die Einrichtung gehörte zum Gesundheitswesen, verantwortliche Ärztin für Rehabilitation war Elfriede Baars.

Heute arbeiten insgesamt 370 Behinderte in verschiedenen Abteilungen der Caritas-Werkstätten, zehn davon seit Dienstag in der Geiststraße. Unter Anleitung von Jeannette Steinert werden hier Acrylbilder, Nudelsträuße oder anderes angefertigt. "Auf Bestellung machen wir auch Seidenblumensträuße", so die Leiterin des Kreativbereichs. Zusammen mit zwei weiteren Betreuern arbeiten zwei Behinderte im Verkauf.

Der "handwerk"-Laden, Geiststraße 53, ist montags bis freitags von 9.30 bis 18 Uhr geöffnet, samstags bis 15.30 Uhr.