Ehrenamt in Halle Ehrenamt in Halle: Studentin sucht Spielräume für junge Leute
Halle (Saale) - Bei Sabine Baumgärtel fing alles mit einem europäischen Freiwilligendienst an: In Polen hatte die damals 18-jährige Sächsin direkt nach dem Abitur in einer sozialen Einrichtung Nachhilfe gegeben und Kinder betreut. „Ich habe sehr gute Erfahrungen gemacht, konnte Menschen weiterhelfen und das war gut für mein Selbstbewusstsein“, sagt die heute 22-Jährige.
Ehrenamtliches Engagement ist seitdem für die Studentin, die im Oktober 2016 nach Halle kam, eine Selbstverständlichkeit. Sowohl bei der Freiwilligenagentur als auch in zwei bundesweiten Projekten, die die junge Frau nach Halle geholt hat, ist sie mit Elan dabei.
„Wer sich in jungen Jahren engagiert, für den zieht sich das wie ein roter Faden durch das Leben.“
Noch mehr junge Leute wie Sabine Baumgärtel für das Ehrenamt zu begeistern, das ist eine der Aufgaben der Freiwilligenagentur. Eine Studie, so die stellvertretende Geschäftsführerin Karen Leonhardt, besagt: „Wer sich in jungen Jahren engagiert, für den zieht sich das wie ein roter Faden durch das Leben.“ Einsatz für andere oder für eine Sache sei mit der Erkenntnis verbunden: „Ich kann selbst etwas gestalten und bewirken.“ Daher müsse man auch Spielräume für junge Leute schaffen, die sich engagieren wollen.
Aber: Viele Jugendliche haben oft kein Bewusstsein dafür, dass sie sich engagieren, obwohl sie beispielsweise im Schülerrat aktiv sind oder bei der Schülerzeitung mitmachen. Um dieses Bewusstsein zu fördern, gibt es das Projekt „freistil - Jugend engagiert in Sachsen-Anhalt“. Deren Leiterin Lina Wunderlich unterstützt und berät, macht Workshops und hilft weiter, wenn Geld zur Umsetzung von Projekten benötigt wird. Mehr als 300 Jugendliche nutzten alleine die Workshops im Vorjahr.
Beim Thema Geld kommt Sabine Baumgärtel ins Spiel
Beim Thema Geld kommt dann wieder Sabine Baumgärtel ins Spiel: Sie gehört der aktuell 17-köpfigen Jugendjury an, die darüber entscheidet, welche Projekte von und für Jugendliche in Halle mit dem „Hallianz-Förderfonds“ unterstützt werden. Bislang waren 8.000 Euro jährlich im Topf, die aus einem Bundesprogramm für Demokratieförderung und Vielfalt stammen - ab 2020 soll der Fonds auf 10.000 Euro aufgestockt werden.
Einige Beispiele, die in diesem Jahr unterstützt werden oder wurden: ein Tag der Kulturen, den der Schülerrat des Georg-Cantor-Gymnasiums im Februar veranstaltet hat oder auch das Paracelususstraßenfest im Frühjahr. Oder einen gemeinsamen Radio-Workshop für Mädchen und junge Frauen, die aus Halle und aus anderen Ländern stammen.
„Es gibt junge Leute, die viel machen und welche, die nichts machen.“
„Es gibt junge Leute, die viel machen und welche, die nichts machen. Ich möchte so viele Menschen wie möglich für ehrenamtliches Engagement motivieren“, sagt Sabine Baumgärtel. Und dabei ist sie ein echtes Vorbild. Denn das bundesweite Projekt „Studenten bilden Schüler“ hat sie auch in Halle etabliert. Dabei erhalten benachteiligte Schüler kostenlosen Nachhilfeunterricht von Studenten, mittlerweile gibt es schon 15 Nachhilfepaare. Die Studentin nutzte dafür gleich das Netzwerk, das sie sich über den Hallianz-Fonds aufgebaut hat, um Studenten für diese Aufgabe zu gewinnen.
In einem zweiten Projekt holt sie die Welt in die Schulen von Halle. „Europa macht Schule“ ist ebenfalls ein bundesweites Projekt, das nun dank Sabine Baumgärtel einen Ableger in Halle hat. „Dabei stellen Leute ihr Land in etwa drei bis fünf Unterrichtsstunden vor und machen Workshops“, so die Studentin. Auch dafür gewinnt sie regelmäßig Studenten, die meist im Rahmen des Erasmus-Programms in Halle lernen. „Osteuropa, Frankreich, Finnland hatten wir zum Beispiel schon im Programm“, berichtet Sabine Baumgärtel.
Wie verträgt sich das Engagement mit dem Studium?
Das Projekt komme so gut an, dass die Diesterweg-Grundschule gleich alle zwölf Klassen am 9. Mai zu einem Europatag zusammenkommen lässt - „schon zum zweiten Mal“, freut sich die 22-Jährige.
Wie verträgt sich das Engagement mit dem Studium? „Ich werde ein Jahr länger studieren, habe aber durch das Ehrenamt auch gelernt, effizient zu arbeiten“, sagt Sabine Baumgärtel. (mz)