Ehemaliger Schlachthof Ehemaliger Schlachthof: Halles größte Industrieruine ist 830.001 Euro wert
Halle (Saale) - Im November soll Halles ehemaliger Schlachthof an der Freiimfelder Straße versteigert werden. Der Verkehrswert des riesigen Areals am Güterbahnhof wurde von einem Gutachter mit insgesamt 830.001 Euro festgesetzt. Angeboten werden vier Grundstücke, das größte ist 56.555 Quadratmeter groß und wurde auf 810.000 Euro taxiert. Die anderen Grundstücke sind kleine Nebenflächen, die sich aber im Verfahren nicht abtrennen lassen. Eines dieser Grundstück wurde auf einen Verkehrswert von gerade einmal einem Euro taxiert.
Immer wieder Brände auf dem Gelände
Die Zwangsversteigerung der riesigen denkmalgeschützten Immobilie am Amtsgericht hatte die Stadt initiiert, die selber zu den Gläubigern gehört. Unter anderem werden seit Jahrzehnten keine Steuern gezahlt. Auf dem Hauptgrundstück stehen auch die bekannten denkmalgeschützten Hallen und Gebäude des Schlachthofs, die sich in einem teilweise desolaten Zustand befinden. Der Schlachthof ist Halles größter Industrieruine. Seit mehr als zwei Jahrzehnten verfallen die Anlagen. Immer wieder brennt es auf dem Areal.
Die Kommune hatte deshalb die Zwangsversteigerung angeschoben. Laut Stadtverwaltung im Juni hatten sich sieben Interessenten für den Schlachthof gemeldet. Die Stadt selbst hatte eine eigene Teilnahme am Bieterverfahren ausgeschlossen.
Bis 1992 Wurstwaren produziert
Im August 1991 hatte die Treuhand den Schlachthof an ein Essener Unternehmen verkauft. Der Käufer, der im Namen dieser Firma handelte, hatte bereits in Halle die Fleischwaren Limes GmbH gegründet und zunächst 1350 Arbeitskräfte übernommen. 1992 wurde noch Wurst produziert, aber nicht mehr geschlachtet. Die Treuhand verlangte 100 Arbeitsplätze. Auf dem Schlachthof sollte ein Frischemarkt am Bahnhof entstehen, doch der Kaufpreis wurde nie überwiesen. Wenig später war Schluss.
Supermarktbau scheitert
Seither wachsen an der Freiimfelder Straße nur noch die Bäume. Und immer wieder brennt überall herumliegender Müll. 1996 wurde das Gelände nach Insolvenz des Käufers versteigert und von einer Firma aus Dortmund gekauft, die einen Supermarkt bauen wollte. Doch auch dies scheiterte, vor allem an den Altschulden. Später tauchte die Idee auf, auf dem Gelände das Justizzentrum zu bauen, das später am Thüringer Bahnhof entstanden ist.
1996 wurden bei der Versteigerung acht Millionen Mark gezahlt. Der geschätzte Verkehrswert mitsamt Gebäuden betrug zehn Millionen. (mz)