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Drogen-Ring gesprengt Drogen-Ring gesprengt: So professionell gingen die Kriminellen vor

Von Oliver Müller-Lorey 25.01.2018, 09:47
Von einem Anbau für den Eigenbedarf kann hier wohl nicht die Rede sein. Die Kriminellen zogen die Cannabispflanzen in Bitterfeld unter speziellen Lampen auf einem besonderen Boden groß. Auch eine professionelle Lüftungsanlage soll es gegeben haben.
Von einem Anbau für den Eigenbedarf kann hier wohl nicht die Rede sein. Die Kriminellen zogen die Cannabispflanzen in Bitterfeld unter speziellen Lampen auf einem besonderen Boden groß. Auch eine professionelle Lüftungsanlage soll es gegeben haben. Polizei

Halle (Saale)/Bitterfeld - Der Polizei im Süden Sachsen-Anhalts sind zwei große Schläge gegen den illegalen Drogenanbau und -handel gelungen. Bereits im November vergangenen Jahres hatten Beamte auf der A 9 in der Nähe von Vockerode bei einer Fahrzeugkontrolle 130 Kilogramm verkaufsfertiges Marihuana in einem Lieferwagen gefunden. Der Straßenverkaufswert wird auf eine Million Euro geschätzt. Aus ermittlungstaktischen Gründen machte die Polizei den Fund aber erst jetzt öffentlich. Denn sie war auch Komplizen des tschechischen Drogenkuriers auf der Schliche.

Polizei sprengt Drogenring: Hanf-Plantage bot Platz für 1.000 Pflanzen

Diese Woche schlugen die Ermittler dann zu: Bei einer Groß-Razzia, die Dienstag und Mittwoch zeitgleich in Halle, Bitterfeld und dem Landkreis Mansfeld-Südharz stattfand, wurden 14 Objekte durchsucht. Dabei stellte die Polizei in Bitterfeld eine riesige Plantage für Hanf-Pflanzen sicher. „Wir haben 450 Pflanzen festgestellt, aber 1 .000 wären in der Halle möglich gewesen“, sagte Polizeisprecher Ralf Karlstedt. Er ist sicher: Die Verdächtigen hätten die restlichen Pflanzen bald nachgeholt.

Drogenfund in Bitterfeld: Die Täter gingen hoch professionell vor

Nicht nur die 130 Kilogramm Haschisch in Kartons und Plastiktüten, die die Polizei bei einer Pressekonferenz am Mittwoch präsentierte, sondern auch die Bilder der Indoor-Plantage zeigen: Die Täter gingen hoch professionell vor. An der Decke der Plantage hatten sie lichtstarke Lampen aufgehängt.

Fotos zeigen Trommeln mit mehreren hundert Metern Kabeln, Kanister mit Chemikalien und sogar eine Entlüftungsanlage. „Verkabelung und Belüftung zeigen, das ist kein Billigkram“, sagte Karlstedt. Doch der Anbau hätte sich für die Kriminellen gelohnt. Eine Pflanze werfe rund 100 bis 300 Gramm Marihuana ab, das pro Gramm für etwa 7,50 Euro verkauft werden könne. Wäre die ganze Halle voll mit Pflanzen gewesen, hätten sie bis zu zwei Millionen Euro eingebracht.

Verdächtiger aus Tschechien soll das Drogenlager in Bitterfeld aufgebaut haben

Dabei hatte die Polizei die Hanfplantage eher beiläufig entdeckt. Ursprünglich war gegen den Hauptverdächtigen, ein Albaner mit Meldeadresse in Tschechien, wegen eines Crystal-Labors ermittelt worden. Die Polizei hat Hinweise darauf, dass es sich im selben Gebäude wie die Cannabis-Plantage befunden hat - auch wenn sie bei der Razzia am Dienstag nur wenige Gramm der Droge fanden.

„Der Haupttäter hat sein Logistikzentrum von Tschechien nach Sachsen-Anhalt verlegt“, sagte Sven Caroli, Leiter des für Drogendelikte zuständigen Fachkommissariats 6. Das habe er vermutlich getan, weil ihm „der Verfolgungsdruck in Tschechien zu groß“ gewesen sei.

Drogenrazzien in Halle und Bitterfeld: Vier Männer verhaftet

Zusätzlich zu dem tschechischen Drogenkurier, der die 130 Kilogramm Cannabis im November transportiert hatte, wurden bei der Razzia in Halle und Bitterfeld jeweils zwei Männer verhaftet. Drei von ihnen sind Albaner, einer ist Deutscher.

Bei den Ermittlungen erhielt die sachsen-anhaltische Polizei auch Unterstützung vom Bundeskriminalamt und der tschechischen Polizei, die den Namen für die gemeinsame Ermittlungsgruppe wählte: „Agama“. Agama ist eine Chamäleon-artige Tierart - gut getarnt und schwer zu entdecken. „Aber es geht immer weiter“, sagte Caroli. Die Ermittlungen seien noch nicht beendet. (mz)