„Bufdis“ am UKH DRK feiert zehn Jahre Bundesfreiwilligendienst
Das Rote Kreuz feiert eine Dekade Bundesfreiwilligendienst. Wo die Helfer überall eingesetzt werden und wie die Uniklinik so ihren Nachwuchs sucht.

Halle (Saale)/MZ - Vor genau zehn Jahren wurde in Deutschland die Wehrpflicht ausgesetzt und mit ihr auch der Zivildienst. Um die entstandene Lücke im sozialem Engagement zu füllen, wurde im gleichen Zug der Bundesfreiwilligendienst eingeführt. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) ist als Wohlfahrtsverband auf eine Vielzahl freiwilliger Helfer angewiesen und setzt diese inzwischen in verschiedensten Bereichen ein. Zusammen mit dem Universitätsklinikum in Halle (UKH) gibt es für die Bundesfreiwilligendienstleistenden - auch „Bufdis“ genannt - die Möglichkeit, im Zentral-OP zu assistieren. Das UKH nutzt das Angebot, um potenzielle Azubis zu rekrutieren.
Yamen Najjar ist einer der „Bufdis“ am UKH. Er assistiert seit Anfang Mai im Zentral-OP der Uniklinik und möchte dort schon bald seine Ausbildung zum Operationstechnischen Assistenten beginnen. Der aus Syrien geflüchtete 25-Jährige hat in Deutschland Sprachkurse besucht und sein Abitur nachgeholt. Er wolle gern im medizinischen Bereich arbeiten und habe nach einer Einstiegsmöglichkeit gesucht, erzählt er. Auf der Internetseite des UKH sei er schließlich fündig geworden und konnte bereits einen Blick in sein künftiges Arbeitsumfeld werfen. „Es war sehr spannend, als ich im OP-Saal bei einer Transplantation dabei sein durfte. Da war ich schon ein bisschen nervös“, sagt er.
„Wir sehen die Freiwilligendienstleistenden als potenzielle Mitarbeiter an“
Yamen Najjar wird einer von 20 Azubis sein, die ab September eine Ausbildung zur OP-Assistenz am UKH beginnen. Schon seit mehreren Jahren sei es gängige Praxis, dass Azubis vor ihrem Ausbildungsbeginn einen Freiwilligendienst oder ein Praktikum im UKH-OP machen, sagt Maik Dawedeit, Funktionsdienstleiter im Zentral-OP. „Wir sehen die Freiwilligendienstleistenden als potenzielle Mitarbeiter an und behandeln sie auch dementsprechend.“ Der im Schnitt einjährige freiwillige Dienst diene zum gegenseitigen Kennenlernen und zum Vermitteln erster Kompetenzen vor dem Berufseinstieg. Im gesamten Uniklinikum gebe es derzeit 110 Freiwilligendienstleistende, davon 14 im Zentral-OP.
Im Gegensatz zu den Jugendfreiwilligendiensten, wie dem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) oder dem Freiwilligen Ökologischen Jahr, steht der Bundesfreiwilligendienst auch für über 27-Jährige offen. Die verschiedenen Angebote haben über die Jahre nicht nur mehr Menschen angesprochen, sondern auch ihr Spektrum erweitert, sagt die Betriebsteilleiterin der DRK-Freiwilligendienste Sachsen-Anhalt, Katja Fischer. Sei es einst noch so gewesen, dass die Freiwilligen entweder in der Pflege oder in der Pädagogik eingesetzt wurden, gebe es jetzt auch die Möglichkeit, beispielsweise im digitalen oder im wissenschaftlichen Bereich zu helfen. So könnten Freiwilligendienstleistende inzwischen etwa einen Internetführerschein für Senioren leiten, Schüler betreuen oder in Laboren assistieren. „Jugendliche haben heute bestimmte Vorstellungen, wie ihr Dienst sein soll“, sagt Fischer, weswegen sich derartige Spezialprojekte auch lohnen würden.
In Halle gibt es nach DRK-Angaben derzeit beim Roten Kreuz 275 Freiwilligendienstleistende, davon 220 FSJler und 55 „Bufdis“. Die Freiwilligen haben über die Angebote die Möglichkeit, sich Wartesemester an der Universität anrechnen zu lassen oder Praxiserfahrung vor einem Berufseinstieg zu sammeln. Sie erhalten eine monatliche Aufwandsentschädigung von durchschnittlich 300 Euro und leisten den Freiwilligendienst in der Regel zwölf und bis zu 18 Monate ab.