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Draht- und Seilwerke Rothenburg Draht- und Seilwerke Rothenburg: Drahtseil-Akt im Saaletal

Von Ralf Böhme 05.11.2002, 17:38

Rothenburg/MZ. - Christian Dietze sieht Draht, wo er geht und steht. Draht für elektrische Fensterheber, Draht in Matratzenfedern, Draht zum Schweißen - wenn man es recht bedenkt, hängt die ganze Welt am Draht. So soll es sein und bleiben, meint der Werkleiter des Draht- und Seilwerkes in Rothenburg. Der Traditionsbetrieb - mit rund 370 Beschäftigten eines der größten Unternehmen im Saalkreis - lebt davon.

Das Sortiment ist vielfältig - bis hin zum Maschendraht im grünen Kunststoffmantel. Ob dick oder dünn - die Rothenburger liefern so, wie es der Kunde wünscht. Darin haben sie Erfahrung seit vielen Jahrzehnten. Doch bleibt es immer ein Drahtseil-Akt, so Dietze. Der Markt ist härter denn je umkämpft. Niemand kann sagen, dass er aus dem Schneider ist. "Die Richtung muss stimmen", sagt der Werkleiter und meint damit die gelungene Privatisierung.

Seit 1992 gehört Rothenburg zur Westfälischen Drahtindustrie GmbH mit Sitz in Hamm. Dreh- und Angelpunkt, so Dietze, ist die stetige und zielgerichtete Modernisierung. Dazu gehört beispielsweise die Anschaffung von drei Spezialmaschinen zur Herstellung von hochwertigsten Schweißdrähten. Eine weitere Nische besetzen die Rothenburg mit der Fabrikation von Draht, der zum Abklemmen von Wurstzipfeln erforderlich ist.

"Die Muttergesellschaft hat bisher 65 Millionen Euro investiert." Aus eigener Kraft hätte dies Rothenburg niemals schaffen können.

Die technischen Veränderungen widerspiegeln sich auch in der Belegschaft. Dem Personalabbau der ersten Jahre - oft in den Vorruhestand und über Altersteilzeit-Regelungen - folgt seit 1999 eine Phase der Neueinstellungen von qualifizierten Fachkräften. Eine Vielzahl junger Mitarbeiter, besonders aus dem ehemaligen Kupfer-Revier im Mansfelder Land, hat so in Rothenburg eine Anstellung gefunden.

Rund ein Viertel der Erzeugnisse sind für den Export bestimmt. Über feste Positionen im Absatz verfügt das Werk mittlerweile in Nordamerika, Nord- und Osteuropa und Afrika. In einzelnen Sparten ist der Exportanteil überdurchschnittlich gestiegen, so bei Seilen aus Aluminium und Stahl-Aluminium auf 72 Prozent. Empfänger sind unter anderem Kunden in Nigeria, Ghana und Mosambik. Gegenwärtig laufen die Seilmaschinen, um einen umfangreichen Auftrag aus Dänemark zu erfüllen. Werkleiter Dietze: "Der Umsatz hat sich seit der Privatisierung um das Zweieinhalbfache erhöht."

Täglich verlassen 800 bis 900 Tonnen Fertigerzeugnisse den Betrieb im unteren Saaletal. Als Standortvorteil erweist sich die Nähe zur neuen A 14. Ein Problem ist der schlechte Zustand der Kreisstraße nach und in Rothenburg. "Da muss bald etwas geschehen." Gleichzeitig gehört Dietze zu den Befürwortern der geplanten Westumfahrung von Halle, der A 143. Das Rohmaterial erreicht das Werk zu 90 Prozent per Bahn.