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Dölauer Klinik Martha Maria Dölauer Klinik Martha Maria: OP-Methode schont Stimmband-Nerven

Von Heidi Pohle 23.10.2002, 18:02

Halle/MZ. - Schilddrüsen-Operationen gehören zu den häufigsten Eingriffen, die in Kliniken vorgenommen werden. Bislang war das Risiko, dass dabei Stimmband-Nerven verletzt werden, recht hoch - zwischen 3 000 und 5 000 Patienten bundesweit pro Jahr, also drei bis fünf Prozent von 100 000 Operierten, litten danach an einer Stimmbandlähmung.

Um dies zu vermeiden, wurde im städtischen Krankenhaus Martha-Maria Halle-Dölau eine Operationsmethode entwickelt, die das Risiko deutlich verringert. Vor kurzem ging dort der neunte Kurs zu Ende, bei dem Ärzte aus ganz Deutschland diese Methode erlernen.

Entwickelt und praxistauglich gemacht wurde das so genannte "Neurophysiologische Monitoring der Stimmbandnerven" unter der Leitung von Dr. Hans Jürgen Neumann, dem Chefarzt der HNO-Klinik, in Zusammenarbeit mit seinem Kollegen Dr. Christian Richter, Chefarzt der Chirurgischen Klinik. Die weltweit derzeit sicherste Methode, erklärte Neunmann, beruhe auf folgendem Prinzip: "Um den Nerv bei der Operation zu lokalisieren, wird er mit Strom stimuliert. Dies kann der Arzt am Monitor sehen. Er hat somit die Sicherheit, ihn nicht zu beschädigen. Das wiederum ermöglicht es ihm, krankes Gewebe vollständiger zu entfernen als bisher."

Der sehr empfindliche Nerv liege nicht immer an der selben Stelle und verzweige sich oft, darin liege das große Risiko. Wenn Stimmbandnerven gelähmt seien, so Neumann, verändere sich nicht nur die Stimme, auch die Atmung sei eingeschränkt. Besonders schlimm treffe solch eine Verletzung Menschen, die beruflich sprechen oder singen. "Eine lebenslange Behandlung des verletzten Nervs kostet rund 50 000 Euro", schon allein daran könne man die Vorteile der neuen Methode ermessen.

In Dölau wird diese Operationsmethode seit 1995 angewendet. Mittlerweile haben sich dort in Kursen rund 400 Ärzte das Rüstzeug geholt, um ebenfalls danach zu arbeiten. "Es wird bald kein Krankenhaus mehr geben, das noch das herkömmliche Verfahren anwendet", sagte Richter, zumal durch eine große, jahrelange Studie die Ergebnisse bestätigt worden seien. In Halle werde nur noch nach der Dölauer Methode operiert. Nicht ohne Stolz erzählen die beiden Ärzte, dass Kollegen anderer Fachgebiete das Operationsverfahren übernommen haben. Und mit einer amerikanischen Firma werde derzeit an der Verbesserung der Methode gearbeitet.