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Die Wissenschaft von Besen und Bürsten

Von KORNELIA PRIVENAU 29.11.2009, 16:45

HALLE/MZ. - Und das sind auch die richtigen Kehrschaufeln, da bekommt man wenigstens den Dreck weg", sagt Inge-Lies Rolle aus Dessau, die dann noch flugs einen handgefertigten Rasierpinsel für Ehemann Waldemar kauft. "Für den Nikolausstiefel", verrät die einstige Leuna-Laborantin noch hinter vorgehaltener Hand.

Die Begeisterung übers "richtige Kehrblech" ist für Bürsten-Matthes, den Mann mit Schürze und Hut, so etwas wie ein Stichwort. Natürlich sei weit über die Hälfte all dessen, was er auf dem Handwerkermarkt, der jeweils an den Wochenenden Teil der Ausstellung "Floristisches zur Weihnachtszeit" ist, anbietet, von ihm selbst hergestellt. "Ich verarbeite ausschließlich Ross-, Dachs- und Ziegenhaar sowie Borsten und Palmfasern", sagt der Meister. Die Palette reicht von kuschlig weich über robust bis im wahrsten Sinne des Wortes kratzbürstig - je nach Verwendungszweck. Man wird automatisch an Bürsten und Besen, Teppichklopfer oder Backpinsel in Großmutters Haushalt erinnert. Und jedes Teil hatte seinen Griff aus Holz.

An Kunststoff als Griff oder Stiel ist bei Meister Matthes nicht zu denken. Das würde wohl seine Ehre verletzen. Dafür bekommt jeder Käufer gute Ratschläge mit auf den Weg, denn: Kehren ist nicht gleich kehren. Schieben soll man den Terrassenbesen, niemals ziehen, das vertragen die Borsten überhaupt nicht. Und schließlich muss jede Bürste auch gründlich und regelmäßig gereinigt werden. Womit? Mit einer Bürste natürlich, erklärt der Meister und demonstriert sogleich, wie es geht.

Im Hof des Museums macht sich derweil ein irrer Duft von frischem Brot breit. Bäckermeister Andreas Hermann und seine Frau Cornelia aus Langenbogen haben wieder 50 Brote in den historischen, neu aufgebauten Steinbackofen geschoben. Sie seien eben Bäcker und Konditoren mit Leib und Seele, meinen beide. Und so sind es inzwischen schon 15 Jahre, die sie auf dem Handwerkermarkt anzutreffen sind. Nicht nur frisches Brot, das gerade heiß aus dem Ofen gezogen wird, steuern die Hermanns bei. Mit einem Verkaufswagen bringen sie aus der heimischen Backstube alles, was zur weihnachtlichen Kaffeetafel gehört.

Die Räume des Museums haben fünf Floristen mit ihrem ganz persönlichen Stil gestaltet. Es entstanden Ensembles, die sehenswert sind - edel, puristisch oder naturbelassen. Das Wirtschaftsgebäude für die Handwerkerstände zu nutzen, ist eine gut Entscheidung. Es ist dadurch mehr Platz auf dem Hof des Museums - zum Essen, Flanieren und Plaudern.