Die Ritter erobern Burg Giebichenstein
Halle/MZ. - Immerhin rund 5 000 potentielle Kunden schauten bei ihm am Wochenende vorbei - so viele Besucher zog es zum vierten Mittelalterspektakel in den Burggraben und auf die Oberburg Giebichenstein. Veranstalter Henri Bibow von der Agentur BC / Sündenfrei aus Torgau: "Wir sind zufrieden, unsere Erwartungen wurden erfüllt." Auch im nächsten Jahr soll es, wenn die Burg ihr Einverständnis gibt, im April wieder ein Ritterspektakel geben.
Vor allem die Jüngsten amüsierten sich prächtig im historischen Ambiente. Da konnten Körbe geflochten und Holz gedrechselt werden, eine Schiffschaukel lud zum Einsteigen ein. Handwerker wie Schmied, Steinmetz oder Bäcker zeigten ihre Kunst. Neben Schießen mit Pfeil und Bogen konnte man auch mit der Armbrust auf Pappritter schießen. Der fünfjährige Richard probierte das zum ersten Mal in seinem Leben aus und traf auch gleich. "Wir sind spontan vorbeigekommen, weil uns unser Nachbar von dem Fest erzählt hat", berichtet Richards Mutter Jana Röder. Begeistert war die Hallenserin vor allem davon, dass man auch die Möglichkeit hatte, auf die Oberburg zu gelangen.
Dort fand es Sabine Thom am Schönsten, die bereits zum dritten Mal mit ihrer Familie an der Zeitreise ins Mittelalter teilgenommen
hatte. "Unseren Kindern haben vor allem die Ritterkämpfe gut gefallen", sagt die Mutter eines achtjährigen Mädchens und eines fünfjährigen Jungen. Die Eintrittspreise - für die vierköpfige Familie 18 Euro - seien zwar relativ hoch: "Aber insgesamt ist es schon o.k."
Neben zahllosen Ständen mit Ritterpunsch, Hanffladen, Sarazenenblut oder Rittersteak bekamen die Besucher auch ein abwechslungsreiches Programm geboten. So spielten Spielleute auf, darunter die Quedlinburger "Scherbelhaufen" mit Sackpfeife, Flöte, Laute und einer mittelalterlichen Trommel, der Davul. Der Gaukler Luftikus faszinierten die Hallenser mit einer Feuershow und für kurzfristigen Atemstillstand sorgte der Innsbrucker Akrobat Walter von der Weide. Er tanzte nicht nur auf einem Seil in luftiger Höhe, sondern machte auf einem fünfstöckigen Kartenhaus aus überdimensionalen Spielkarten Kopfstände.
Nicht auf Show, sondern auf mittelalterliche Authentizität setzen dagegen die Nicht-nur-Kettenhemd-Maßschneider der "Teuditzer Raubritter" auf der Oberburg. Die seit zehn Jahren bestehende Gruppe aus Hallensern und Leipzigern hat nicht nur ihr Lagerzelt selbst gebaut, sondern auch sämtliche Kleidung - inklusive den rund 20 Kilo schweren Kettenhemden - angefertigt. Sogar Training im historischen Fechten absolvieren die Mittelalterfans. "Wer bei uns mitmachen will, darf uns erst einmal ein Jahr begleiten", erklärt Gründer Sven Riedel. Denn ob das Interesse auch wirklich ernst ist, dass soll der zukünftige Knappe erst zeigen.