Schulneugründung Die 4. IGS in Halle soll nun doch kommen
Stadträte halten trotz Kritik der Bildungsministerin an den Plänen für die zusätzliche Gesamtschule fest.

Halle (Saale)/MZ - Halles vierte integrierte Gesamtschule (4. IGS), deren Gründung zuletzt auf der Kippe stand, soll nun doch kommen. Das hat der städtische Bildungsausschuss am Dienstagabend mehrheitlich beschlossen. Vorangegangen war der Entscheidung eine lange Debatte, in der Sachsen-Anhalts Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) den Räten davon abgeraten hatte, eine weitere IGS zu gründen.
Die Schule sei in Frage zu stellen, weil häufig nicht genügend Schüler für eine komplette gymnasiale Oberstufe bleiben würden, sagte Feußner. Sie war trotz einer Coronainfektion per Video zugeschaltet. Grundsätzlich wolle sie alle Schulstandorte in Halle langfristig sichern, Geld für Lehrkräfte sei vorhanden.
„Es wird immer gerne erzählt, was man alles machen möchte. Aber wenn es zu Entscheidungen kommt, sehen wir nur Reduktion“, sagte Detlef Wend (Mitbürger & Die Partei) vor der Abstimmung. Er und auch andere Räte hatten vor allem die neue Regelung kritisiert, dass eine zusätzliche Gesamtschule nur dann eröffnet werden darf, wenn es mehrere Jahre lang immer 150 Prozent der vorgeschriebenen Mindestjahrgangsstärke von neu aufzunehmenden Schülern in den Anfangsklassen gibt. An den drei IGS in Halle ist das aktuell nicht gegeben und laut Prognose auch nicht zu erwarten.
Wenn eine Stadt die 150 Prozent nicht erreiche, solle sie „lieber die Finger davon lassen“, eine neue Schule zu gründen, sagte Ministerin Feußner. Man müsse an die langfristige Wirtschaftlichkeit denken. „Wir sind in Sachsen-Anhalt nicht schlecht aufgestellt, aber wir können nicht nur für die Stadt Halle die Regeln ändern.“ Die 150 Prozent-Regelung könne sie zudem jetzt gar nicht mehr verändern, selbst wenn sie wollte, weil dazu auch der Landtag einen Beschluss fassen müsste. Zudem sei in Sachsen-Anhalt im Vergleich zu anderen Bundesländern beispielsweise die Betreuungsquote in den Schulen besser, auch wenn in großen Städten die Klassen oft voller seien als in ländlichen Gebieten.
Laut Hendrik Lange (Die Linke) könne die Stadt „rein rechnerisch“ darstellen, dass der Bedarf für eine 4. IGS vorhanden ist. Der ursprüngliche Plan, die neue Schule bis zum Schuljahr 2023/24 zu gründen, solle demnach weiter umgesetzt werden.
Auch Thomas Senger, Sprecher des Stadtelternrates, gab zu bedenken, dass die Schulform IGS immer beliebter werde. „Die Eltern wollen nicht schon in der 4. Klasse entscheiden, ob ihr Kind Abitur macht. Das macht die IGS so interessant.“ Viele Schüler würden auf einer IGS Abschlüsse machen, die sie auf einer anderen Schule wahrscheinlich nicht gemacht hätten, so Senger, der selbst an einer IGS arbeitet.
Am 23. Februar soll das Stadtratsplenum endgültig über die Schulentwicklungsplanung entscheiden. Außer der CDU, die Feußners Argumentation folgte und der AfD haben sich inzwischen alle Fraktionen dem Vorschlag angeschlossen, die 4. IGS gründen zu wollen. Erst im Sommer 2020 war kurzfristig die 3. IGS gegründet worden, weil mehr Eltern als erwartet ihre Kinder auf eine IGS schicken wollten.