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Deutsche Meisterschaft Deutsche Meisterschaft: Dieser Hallenser gehört zur "Elite der Staplerfahrer"

Von Antonie Städter 15.09.2019, 08:00
Die Teilnehmer des „StaplerCups“ brauchen viel Feingefühl.
Die Teilnehmer des „StaplerCups“ brauchen viel Feingefühl. StaplerCup/Klaus Voit

Halle (Saale) - Würde es „Wetten, dass..?“ noch geben, dann wäre Thomas Blank aus Halle der perfekte Kandidat: Zumindest klingt das, was der 30-Jährige macht und drauf hat, als könnte man daraus eine typische, actiongeladene Wette kreieren.

Der Mann ist Gabelstaplerfahrer von Beruf - befördert tagtäglich Waren beim Logistikunternehmen Schnellecke in Leipzig, einem Dienstleister für die Automobilbranche.

Und er gehört zur „Elite der Staplerfahrer“ in seiner Region, wie die Organisatoren des „StaplerCups“ es nennen.

Denn Thomas Blank, der in seinem Job neben kleineren auch Sieben-Tonnen-Stapler bewegt, ist einer von 63 Männern und Frauen, die sich für das Finale der Deutschen Meisterschaft im Gabelstaplerfahren qualifiziert haben. Von beinahe 2.000, die deutschlandweit in den Vorausscheiden mitgemacht haben.

Eine Meisterschaft im Staplerfahren? Das klingt in der Tat nach kurioser Spaßveranstaltung - und ist dennoch viel mehr als das. Keine Frage: Wenn nächste Woche, vom 19. bis 21. September, im bayerischen Aschaffenburg bei der 15. Auflage des Wettbewerbs laut Veranstalter bis zu 15.000 Fans und Zuschauer verfolgen werden, wie die Starter auf verschiedenen Staplermodellen in mehreren Runden herausfordernde Parcours - möglichst in Bestzeit - absolvieren, drumherum ein buntes Rahmenprogramm, dann wird Volksfeststimmung herrschen. Ein großes Spektakel.

Doch die Profis, die alle den „Führerschein für Flurförderzeuge“ nachweisen müssen, brauchen neben Schnelligkeit vor allem Konzentration und Feingefühl, um ganz vorne zu landen.

Dabei sollen die Aufgaben jenen im Arbeitsalltag nahekommen, heißt es von den Organisatoren: „So sind zum Beispiel Bälle oder Flüssigkeiten stellvertretend für instabiles oder gar gefährliches Ladegut sicher von A nach B zu transportieren, das Einsetzen großer Styroporteile in Stanzformen bildet das Einsortieren in enge Stellflächen ab, und das Manövrieren hoher Kistenstapel auf kleinstem Raum gehört zum Einmaleins der Staplerfahrer.“

Deutsche Meisterschaft im Gabelstaplerfahren: Aufregung vor dem Start

Thomas Blank, gelernte „Fachkraft für Lagerlogistik“ und seit zehn Jahren Staplerfahrer, weiß bereits, wie es sich anfühlt, vor solch einem großen Publikum zu starten. Schon 2016 hatte er sich für die Teilnahme am Finale in Aschaffenburg qualifiziert.

„Jetzt geht es noch, aber kurz vorher werde ich sicher ziemlich aufgeregt sein“, glaubt der Regionalmeister für Süd-Sachsen-Anhalt und Nordsachsen, „es sind ja wirklich Massen, die da zuschauen.“

Seine Partnerin und der fünfjährige Sohn werden zu Hause die Daumen drücken, während die zehnjährige Tochter vor Ort mitfiebert. „Unter die ersten 20 zu kommen, müsste drin sein“, sagt Blank, der natürlich um die harte Konkurrenz weiß - und die Tatsache, dass bei solch einem Starterfeld auch Kleinigkeiten einen Unterschied machen.

Auf das Finale des „StaplerCups“, zu dem anders als im Vorausscheid kein Theorieteil mit Fragen zu Staplertypen, Lasten oder Sicherheitsstandards gehört, könne man sich nicht groß vorbereiten. Das Siegerpodest wäre „ein Traum“.

Neben der Deutschen Meisterschaft, die für Männer und Frauen offen ist, gibt es zugleich ein eigenes Finale nur für die besten Frauen, einen Teamwettbewerb sowie die World Championship im Team und Einzel.

Starter aus 16 Nationen treten dabei gegeneinander an, darunter aus Finnland, China, Belgien, Russland - und natürlich Titelverteidiger Deutschland.

Immer haben die Schiedsrichter ein besonders wachsames Auge darauf, ob auch alle Sicherheitsvorschriften eingehalten werden. Wer den Schulterblick beim Rückwärtsfahren vergisst, den Sicherheitsgurt nicht angelegt hat oder mit angehobener Gabel fährt, bekommt eine Zeitstrafe auferlegt.

StaplerCup: Es geht um Sicherheit und PR

Womit auch das Anliegen des Veranstalters, der Linde Material Handling, deutlich wird. Sicher: Mit solch einer Großveranstaltung, die übrigens schon mehrfach mit PR-Preisen ausgezeichnet wurde, lenkt der in Aschaffenburg ansässige Hersteller von Gabelstaplern die Aufmerksamkeit geschickt auf das Unternehmen und seine Produkte - und erreicht eine breite Öffentlichkeit.

Doch trotz Spaß und Spannung rund um den Wettbewerb sei der Hintergrund durchaus ernst, sagt Torsten Rochelmeyer. „Ganz einfach: Wir wollen Unfälle verhindern! Und wie schafft man das? Durch Angestellte, die ihre Stapler souverän im Griff haben“, betont der Turnierdirektor des „StaplerCup“.

Fehlerfrei fahrende Mitarbeiter seien für Unternehmen mit eigenem Lager- und Logistikbetrieb ein Segen, im Hinblick auf die Sicherheit, aber auch auf die Kosten.

Noch etwas rücke mit dem Event in den Vordergrund, so die Veranstalter: das Können der Staplerfahrer. „Als tragende Säule der Logistikbranche erhalten sie hier die Wertschätzung und Anerkennung, die ihnen gebührt.“

Tatsächlich sei es so, sagt Thomas Blank, dass die Fertigkeiten, die man in diesem Beruf braucht, gern mal unterschätzt werden. „Die meisten denken, das kann jeder - wie Autofahren. Das ist aber nicht so.“ Das besondere Feingefühl eigne man sich erst mit der Zeit an. Und: „Auf dem Stapler muss man immer eine Art drittes Auge haben.“

Wie ehrgeizig der 30-Jährige ist, lässt sich auch an seinem Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr Ammendorf in Halle ablesen. Dafür hat er im vergangenen Jahr den Lkw-Führerschein gemacht.

„Ich habe in jeder freien Minute - bei der Mittagspause, nach der Arbeit, vor dem Schlafengehen - gebüffelt“, erzählt Blank. Ergebnis: Theorie null Fehler, Praxis null Fehler. Beides beim ersten Versuch.

Seitdem er zwölf war, ist die Arbeit bei der Feuerwehr sein Hobby. Bei rund 150 Einsätzen ist er im Jahr dabei, schätzt er, „von der Brandbekämpfung bis zur technischen Hilfeleistung“. Dafür wird er von der Firma freigestellt. In seiner Freizeit sei er gern mit der Familie in der Natur unterwegs, oft mit dem Fahrrad.

Das Staplerfahren, sagt Thomas Blank, habe ihn von klein auf fasziniert. „Mein Vater hat das schon gemacht.“ Er selbst habe nie etwas anderes werden wollen. (mz)

Thomas Blank aus Halle hat es geschafft: Er ist beim Finale der Deutschen Meisterschaft im Staplerfahren dabei.
Thomas Blank aus Halle hat es geschafft: Er ist beim Finale der Deutschen Meisterschaft im Staplerfahren dabei.
Andreas Stedtler