1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Design-Campus in Halle: Design-Campus in Halle: Neue Druckmaschine auf der Jahresausstellung

Design-Campus in Halle Design-Campus in Halle: Neue Druckmaschine auf der Jahresausstellung

Von MICHAEL FALGOWSKI 06.07.2014, 17:57
Druckerei-Chef Frank Robrecht und sein Kollege Frank Just halten den ersten Bogen, den die neue Druckmaschine der Kunsthochschule ausgeworfen hat.
Druckerei-Chef Frank Robrecht und sein Kollege Frank Just halten den ersten Bogen, den die neue Druckmaschine der Kunsthochschule ausgeworfen hat. Thomas Meinicke / Doreen Kraban Lizenz

HALLE (Saale)/MZ - Die Einladungen für die Modenschau der Jahresausstellung Mitte Juli sind das erste, was die neue Offsetdruckmaschine der Kunsthochschule Burg Giebichenstein „auswirft“. 800.000 Euro hat allein die Maschine gekostet, deren Vorgängerin vor etwas mehr als einem Jahr im Saalehochwasser unterging - und zu Schrott wurde. Frank Robrecht, der Leiter der Hochschuldruckerei, nimmt die frischen Bögen der Einladungskarten buchstäblich unter die Lupe. Er ist zufrieden. „Endlich können wir wieder drucken“, sagt er.

"Praktisch drei Tage lang, ohne Pause"

Der Andruck ist auch ein Symbol. Denn der Design-Campus am Neuwerk war im Juni 2013 einer der Brennpunkte der Flut in Halle. Und vor allem die „Verteidigung“ der Druckerei wurde zum Beispiel selbstlosen Einsatzes und großer Hilfsbereitschaft der Hallenser. Draußen, auf dem Parkplatz, wurden damals über 20.000 Sandsäcke gefüllt, 600 Tonnen Sand bewegt, ein großer Damm gebaut und damit Hochschulgebäude vor noch größerem Schaden bewahrt.

Wie viele Häuser, Straßen und Gebäude Schäden durch das Hochwasser erlitten haben, wird wohl erst in dieser Woche feststehen. Allerdings zeichnen sich bereits Schwerpunkte ab.

Straße und Bahntrasse bleiben vorerst gesperrt. Es sind Risse aufgetreten, das Wasser hatte die Straße unterspült. Auch das naheliegende Gebäude von Finanzamt und Stasi-Unterlagenbehörde ist betroffen, hier soll die Statik geprüft werden. Gelagerte Stasi-Akten sind nass geworden.

Wasser hatte die Eishalle überflutet. Durch die großen Schäden in der Volksbank-Arena steht der Saisonstart der Saale Bulls in Frage.

Auch Sonntag noch waren weite Teile der Insel überflutet. Im Planetarium und im Peißnitzhaus wird mit erheblichen Schäden gerechnet. Der Peißnitzhausverein geht von tausenden Euro aus. Auch die Spielplätze sowie Anlagen des Peißnitzexpress haben Schaden genommen.

Das Wasser hatte Gebäude und Anlage völlig bedeckt.

Im Robert-Franz-Ring, in der Franz-Schubert-Straße, in der Mühlpforte und in angrenzenden Straßen stehen immer noch Keller unter Wasser, zum Teil war auch das Erdgeschoss betroffen. Der Schaden hier dürfte in die Hunderttausende gehen. Auch im Gebäude der AOK stand Wasser. In der Ankerstraße hat es ein Senioren- und Pflegeheim schlimm erwischt, die Bewohner können vorerst nicht zurückkehren. Möglicherweise muss das Haus entkernt werden.

Schlimm getroffen war auch das Neuwerk. Unter anderem in der Kunsthochschule sind die Schäden beträchtlich. Allein in der Druckerei ist sicher ein immenser Schaden zu beklagen.

Das Wasser weicht langsam aus der Straße, viele Häuser waren betroffen, auch die Gaststätte „Krug zum grünen Kranze.“

Auch am Sonntag stand im MMZ noch Wasser. Obwohl Ausrüstung in Sicherheit gebracht worden war, ist offenbar unter anderem die teure Kino-Technik betroffen. Der Schaden dürfte mindestens sechsstellig sein.

Viele Häuser dort waren voll gelaufen. Betroffen sind auch die Wassersport-Anlagen am Osendorfer See. Hier laufen die Pumpen nicht mehr, das Wasser kann nicht in die Reide gepumpt werden.

Drinnen, in der Druckerei, wurde indes Wasser nach draußen geschippt. „Praktisch drei Tage lang, ohne Pause. Der Wasserspiegel konnte lange bei nur zehn Zentimeter gehalten werden“, erinnert sich Frank Robrecht. Er lacht: „Irgendwann haben wir mit Studenten nachts Wasser geschöpft - und dabei Seemannslieder gesungen.“ Lustig war es indes nicht. Dann aber zeigte sich ein Riss in einer Wand. „Wir mussten raus, in zwei Stunden war alles hinüber. Auch unsere erst zwei Jahre alte Druckmaschine.“ Rund 1,5 Millionen Euro teure Technik wurde vernichtet, hinzu kamen die Bauschäden.

Die Technik ist nun ersetzt. „Die Zusammenarbeit mit dem Land bei der Fluthilfe hat ausgesprochen gut funktioniert“, sagt Wolfgang Stockert, Kanzler der Kunsthochschule.

Derzeit wird die neue Drucktechnik noch eingestellt. Sie befindet sich an der gleichen Stelle wie ihr Vorgänger, wieder im Flutgebiet also. Allerdings wurde vorgesorgt. „Diese Woche installieren wir ein Schottsystem, das um die Technik herumgebaut werden kann. 1,50 Meter hoch - beim Hochwasser stand das Wasser rund 1,50 Meter in der Werkstatt“, so Robrecht. Außerdem wurde die Schaltechnik auf den Dachboden der Werkstatt verlegt. Doch auch künftig sind Teile des Design-Campus hochwassergefährdet. „Alles ist aber entsprechend der geltenden Hochwasserschutz-Vorschriften gebaut worden. Noch sicherer hätten man wegen der Kosten nicht bauen dürfen“, sagt Burg-Kanzler Stockert. Immerhin wurde ein Hochwasserschutzkonzept mit einem Sperrsystem entwickelt. Rund 1,5 Millionen Euro würde es kosten, die Finanzierung ist ungewiss.

Die „alte“ Maschine, Baujahr 2011, war beim Hochwasser Anfang Juni 2013 untergegangen. Damals wurde neben der Druckerei ein Steg gebaut.
Die „alte“ Maschine, Baujahr 2011, war beim Hochwasser Anfang Juni 2013 untergegangen. Damals wurde neben der Druckerei ein Steg gebaut.
Thomas Meinicke / Doreen Kraban Lizenz