Der große Maskentausch Der große Maskentausch: Was bedeutet das für die Anbieter der Alltagsmasken?

Halle (Saale) - Mehr als hundert, vielleicht sogar 150 Stoffmasken habe sie noch, schätzt Peggy Gärtner. Die 46-Jährige betreibt in der Wolfstraße in Halle den Handarbeiten-Laden „De Kleenäh“ und sagt: „Ich nähe jetzt keine mehr. Das wäre Quatsch.“
Um die Maskenpflicht etwa in der Altstadt einzuhalten, genügt zwar ein textiler Mund-Nasen-Schutz, doch in Geschäften und im Nahverkehr sind inzwischen ein medizinischer Mundschutz beziehungsweise eine FFP2-Maske vorgeschrieben. Havag-Mitarbeiter hatten vergangenen Woche bereits 6.000 medizinische Mund-Nasen-Schutze an Fahrgäste in den Bahnen und Bussen verteilt. Die Aktion sei positiv aufgenommen worden, teilte die Havag mit. Und die Aktion geht weiter, insgesamt 30.000 Exemplare hatte die Stadt dafür zur Verfügung gestellt.
Bleiben Geschäfte nun auf ihren Beständen sitzen?
Bleibt die Frage, ob Geschäfte, die herkömmliche Stoffmasken anbieten, nun auf ihren Beständen sitzen bleiben? Ob die Nachfrage eingebrochen ist, lässt sich derzeit aber kaum herausfinden. Die meisten Läden sind wegen des Lockdowns geschlossen. Peggy Gärtners Geschäft ist nur deshalb geöffnet, da sie auch eine Poststelle betreibt. Ihre eigentliche Ware darf auch sie aber nur zur Abholung verkaufen oder verschicken.
Im Frühjahr hatte sie begonnen, selbst Masken zu nähen. „Ich wollte damit kein Geld verdienen.“ Der Anlass war vielmehr, dass viele Kunden sie danach gefragt hätten. „Wir haben dann genäht wie die Weltmeister.“ Das Stück habe sie für fünf Euro verkauft. Im schwierigen Geschäftsjahr 2020 sei der Maskenverkauf dann doch wichtig für ihren Umsatz gewesen. „Damit konnte ich mein Brot verdienen“, sagt die Ladeninhaberin. „Das fehlt jetzt.“
„Ich habe schon Bewerbungen verschickt.“
Derzeit sucht Peggy Gärtner eine neue Beschäftigung. „Ich habe schon Bewerbungen verschickt.“ Bevor sie die übrigen Stoffmasken behält, will sie sie lieber der Uniklinik schenken. Auch das Stadtmarketing hält noch Restbestände der seit April angebotenen Behelfsmasken mit Halle-Motiv vor. FFP2-Masken mit halleschem Stadtwappen sind vorerst nicht geplant.
Kaum bekannt ist, dass es schon im ersten Lockdown medizinische Masken am Automaten gab. Die Firma Wolf hatte allein in Halle rund 20 Zigarettenautomaten mit Schutzmasken bestückt. Doch da Nichtraucher nicht auf die Automaten achten, sei das Angebot kaum wahrgenommen worden, sagt eine Mitarbeiterin. Ob die Automaten nun mit neuen Masken bestückt werden, sei derzeit noch unklar. (mz)
