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Youtube-Star "Der dunkle Parabelritter" "Der dunkle Parabelritter" aus Halle: Youtube-Star wird zum Modemacher

Von Steffen Könau 11.11.2017, 11:30
Der „Parabelritter“ Alexander Prinz (l.) und sein UnternehmerkollegeJörn Rohrberg im T-Shirt-Lager ihrer gemeinsamen Fair-Trade-Firma Von Tiling.
Der „Parabelritter“ Alexander Prinz (l.) und sein UnternehmerkollegeJörn Rohrberg im T-Shirt-Lager ihrer gemeinsamen Fair-Trade-Firma Von Tiling. Andreas Stedtler

Halle (Saale) - Der Millionär lässt sich die pralle Herbstsonne ins Gesicht scheinen. Alexander Prinz trinkt nepalesischen Tee mit viel Zucker, das lange Haar ist zum Zopf gebunden, die Augen leuchten begeistert und die Hände unterstreichen immer mal wieder wirbelnd einen Satz.

Prinz, 23 Jahre alt, großgewachsen und mit einem gepflegten Bart, ist nicht wirklich Millionär, jedenfalls keiner mit Millionen auf der Bank. Der Hallenser, dem im Straßencafé gelegentlich ein neugieriger Blick zufliegt, spielt allerdings als Filmemacher in der Millionen-Liga: Knapp 23 Millionen Mal wurden die Videos seines Youtube-Kanals „Der Dunkle Parabelritter“ bislang aufgerufen. 

Und mit mehr als 125.000 Abonnenten zählt der Einzelkämpfer Prinz sogar ein paar tausend Fans mehr in seinem Gefolge als das legendäre Heavy-Metal-Festival Wacken.

Youtube-Star Alexander Prinz aus Halle: Frustabbau als anfängliche Motivation

Alexander Prinz ist damit der erfolgreichste Youtuber in Sachsen-Anhalt und ganz Mitteldeutschland. Und unter den auf harte Musik spezialisierten deutschen Youtubern ist Prinz die Nummer 1.

Kein Grund, übermütig zu werden. „Naja“, sagt er selbst, „das sah am Anfang gar nicht so aus.“ Als Prinz vor fünf Jahren, damals noch Schüler auf dem Gymnasium Querfurt, damit begann, kleine Filme auf das  2005 vom gebürtigen Merseburger Jawed Karim gegründete Videoportal zu laden, ging es eher um Frustabbau als um musikalische Fachinformationen.

„Freundin weg, zufällig liegt eine nagelneue Kamera in Reichweite“, erinnert er sich, „das war ein bisschen Selbsttherapie, um die Trennung zu überwinden, wie man das so macht als junger Mensch.“

Der dunkle Parabelritter aus Youtube: Wie der Name des Youtube-Stars entstanden ist

Jedenfalls ist es kein großer Plan, der den Lehramtsstudenten  zu Deutschlands erfolgreichstem Metal-Youtuber macht. „Am Anfang waren die Filme eher Comedy und der Versuch, sich eine Beschäftigung zu suchen, die einen ablenkt.“

Weil Alexander Prinz aber schon ewig Metal-Fan ist, sickert die Lieblingsmusik irgendwann in den Kanal, den Prinz nach einer bizarren Schulpausenschlacht mit einem Zeigestock als Schwert und einer Parabelschablone als Schild in „Der Dunkle Parabelritter“ getauft hat.

„Metal kam gut an“, sagt er, „und von da an hat mich mein Publikum geformt“. Als Youtube-Star ist Prinz ein wenig aus der Art geschlagen: Er ist weder laut noch gewöhnlich, er erzählt keine stumpfen Zoten und nähert sich seinem von Außenstehenden manchmal als Klischeemusik verlachten Lieblingsthema Heavy Metal mit liebevollem Respekt, ohne an scharfer Einordnung zu sparen.

Youtube-Star Alexander Prinz aus Halle: Zuschauer mögen selbstkritische Art

Prinz ist witzig, er führt neugierige Interviews mit Szenegrößen und er betrachtet die wirkliche Welt wie den kleinen Youtube-Kosmos der oft nur im Licht der eigenen Werbepartner glitzernden Stars und Sternchen aus der Internet-Tube aus einem überraschend selbstkritischen Blickwinkel.

Seine Zuschauer danken es ihm mit hunderttausenden von „Gefällt mir“-Daumen. Prinz, der sein Abi als Jahrgangsbester baute, hat unterwegs viel gelernt.

Er ist bei Fantreffen auf Festivals gefeiert und in virtuellen Shitstürmen beleidigt und angegriffen worden. Er hat mit Youtube-Werbung so viel Geld verdient, dass „manche glauben, dass ich reich geworden bin“.

Der dunkle Parabelritter auf Youtube: Algorithmus macht Hallenser zu schaffen

Und er hat Anfang des Jahres nach einer kleinen Umprogrammierung des Youtube-Algorithmus zur Werbeschaltung auf einmal nur noch so wenig Einnahmen gehabt, dass er überlegte, ob es noch Sinn hat, weiterzumachen.

„Man sitzt zehn Stunden an einem Video und weil auf einmal keine Werbung mehr darauf laufen darf, hat man keinen Cent Einnahme“, sagt Prinz. Er hat dann doch weitergemacht.

„Inzwischen hat Youtube auch nachreguliert, so dass die meisten Filme wieder für Werbung freigeschaltet sind.“ Trotzdem denkt Alexander Prinz weiter. 

Alexander Prinz aus Halle ist Youtube-Star: Online-Magazin für Metal-Fans gegründet

Fünf Jahre als Youtuber haben ihn zu einem Unternehmer im wahrsten Sinne des Wortes gemacht. „Irgendwann stand ja die Frage, was ist mit einer Gewerbeanmeldung, wie geht das mit den Steuern, wie führt man eine Firma, wenn sie auch klein ist.“

Dinge, die nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen des Parabelritters gehören, der lieber Ideen ausbrütet und versucht, sie umzusetzen. Aber Dinge, die der Hallenser inzwischen notgedrungen aus dem Effeff beherrscht.

Warum also nicht mehr daraus machen, um der Szene, die ihn nach oben getragen hat, etwas zurückzugeben? Mit dem Online-Magazin „Silence“ startete Alexander Prinz im vergangenen Jahr das „endgültige Metal-Magazin“ als Versuch, gemeinsam mit anderen Leuten, denen das Thema Metal ebenso am Herzen liegt, ein professionelles Medium aus der Szene für die Szene zu schaffen.

Der dunkle Parabelritter auf Youtube: Gutes Zeitmanagement nötig

„Wir haben ein Jahr lang geplant, Spenden gesammelt, Redakteure gesucht“, erzählt er, „und nun läuft es“. Bei ihm manchmal zu Lasten des Studiums, denn einer muss die Koordination machen, die Planung im Auge behalten und die Themen verteilen. 

„Aber mittlerweile habe ich gelernt, mich selbst so zu managen, dass neben der Arbeit für Youtube, für Silence und das Studium noch Zeit für Sport, Schlafen und Privatleben bleibt.“

Und irgendwo dazwischen auch noch Kapazitäten für eine weitere Unternehmung, die in der oft für konservativ und stumpf gehaltenen Metal-Szene einmalig ist.

Metal-Fan Alexander Prinz aus Halle: Modelabel für nachhaltige Kleidung gegründet

Von Tiling“ nennt Alexander Prinz ein Modelabel, das er mit seinem „Silence“-Partner Jörn Rohrberg gegründet hat. Aus Ärger, wie er sagt. „Ich bin ein großer Sammler von Band-T-Shirts“, beschreibt er, „ich habe zu Hause 180 Stück davon.“

Nur leider, sagt Prinz, sei die Hälfte davon nicht mehr tragbar. „Das Zeug ist kaputt, verzogen, verfärbt.“ Logisch, denn was auf Merchandising-Tischen bei Metal-Konzerten liegt, ist qualitativ meist das Letzte vom Letzten:

Dünner Stoff, mies bedruckt, dafür billig. „Nur Lappen“, urteilt Prinz. „Und wenn man weiß, dass die im Einkauf nur einen Euro kosten, sind sie auch noch teuer.“

Der dunkel Parabelritter aus Halle: Künstler aus aller Welt beteiligen sich am Modelabel

Aber eben nicht nachhaltig, nicht umweltfreundlich, nichts, was zu einem anderen Zweck dient als schnell konsumiert und weggeworfen zu werden. „Wir glauben, das geht auch anders“, sagt Alexander Prinz, der für sein Von-Tiling-Label ausschließlich fair gepflückte Baumwolle mit langen Fasern verwendet, die den Stoff glatt und haltbar machen.

„Das ist ein bisschen teurer“, sagt er, „aber die Qualität ist besser und man kann jedes einzelne Stück mit gutem Gewissen tragen, weil alle, die an der Herstellung beteiligt waren, ihren fairen Anteil verdient haben.“

Auch die beteiligten Künstler, die die Druckmotive für T-Shirts, Kapuzenjacken und Taschen liefern. Prinz, der den Labelnamen für seine „dunkle Mode mit Stil“ (Eigenwerbung) bei einem einst weltreisenden Onkel tief in der eigenen Familiengeschichte fand, hat Künstler aus aller Welt gesucht, die in ihrer eigenen Handschrift Geschichten aus der Mythologie ihrer Heimatländer malen.

Youtube-Star Alexander Prinz aus Halle: „Etwas schaffe, das ich selbst wertschätze“

Eine Weltreise auf der T-Shirt-Brust, ein Globus, zusammengesetzt aus Metal-Motiven von überallher. Er wolle die große Gemeinde, die er über Youtube erreichen könne, nutzen, „um etwas Gutes zu schaffen“, sagt Alexander Prinz, der nicht nur der Typ sein will, „der irgendwie lustig über Dinge labert“.

Ihm liege daran, „etwas zu schaffen, was ich selbst wertschätze“. „Sonst, sagt Alexander Prinz, „könnte ich mich nicht mehr im Spiegel anschauen“. (mz)