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Denkmal Denkmal: Das Haus zum Halle-Fenster

Von Michael Falgowski 09.05.2014, 21:10
Dieses Bleiglasfenster mit Halles Stadtwappen misst fünf mal drei Meter.
Dieses Bleiglasfenster mit Halles Stadtwappen misst fünf mal drei Meter. SILVIO KISON Lizenz

HALLE (Saale)/MZ - Vor sieben Jahren hat sich Axel Schröter ein mehr als 100 Jahre altes Fenster ersteigert. Bei Ebay. „Wunderschöner Jugendstil! Ich hab sofort gedacht: Dieses Fenster muss doch einfach in Halle bleiben“, sagt Schröter. Denn da gehört es hin, fand er: Das Bleiglasfenster schmückt außer den leuchtenden floralen Motiven des Jugendstils ein großes hallesches Stadtwappen.

2 700 Euro sollte das historische Kunsthandwerk kosten, Schröter bot 600 Euro - er konnte es sich abholen. Nun aber hatte der hallesche Jurist ein Problem, eigentlich sogar mindestens zwei. Erstens besaß er ein stark reparaturbedürftiges Fenster mit den Ausmaßen einer Kirchen-Scheibe: fünf mal drei Meter, immerhin. Zweitens war dafür keinerlei Verwendung vorstellbar. „Aber ich fand das Fenster eben einfach zu schön“, sagt der 46-Jährige.

Inzwischen jedoch hat er beide Probleme gelöst: In der Oppiner Straße in Trotha saniert Schröter für sein Fenster ein einzelstehendes passendes Haus, erbaut 1908. Neben den Plattenbauten der Wohnstadt Nord steht es wie auf einer Insel. Das Gebäude hat eigens einen Anbau bekommen, der das riesige Halle-Fenster aufnehmen konnte.

Axel Schröter hat Bau-Erfahrung. Seit Jahren verbindet der Jurist die Liebe zu vergangenen Stilepochen mit der stark ausgeprägten Leidenschaft zu rekonstruieren, zu sanieren, zu bauen. „Häuser im Art déco, Gründerzeit oder Jugendstil - diese Schönheit möglichst original zu erhalten, für mich ist das wie eine Sucht“, sagt Schröter lachend.

Als er vor zwei Jahren das Haus in der Oppiner Straße kaufte, wuchsen Bäume darin. Schon Anfang der 1990er Jahre war das Gebäude baulich derart verschandelt, dass es vom Denkmalschutz nicht als erhaltenswert eingestuft wurde. Schröter indes bewertete das ganz anders: „Drin war doch noch überraschend viel originaler Jugendstil erhalten: Reste der Stuckdecken, zwei Kachelöfen, Farbreste - herrlich“.

Schröter beantragte, das Haus in Trotha in die Denkmalliste einzutragen. Was auch geschah. Die damit verbundenen Auflagen störten Schröter nicht. Im Gegenteil. Er rekonstruierte aufwendig die kaum mehr als solche erkennbare Jugendstilfassade, ersteigerte originale Fenstergriffe, Türklinken und Bleiglasscheiben im Internet oder ließ aus London eine sogenannte Lincrusta-Tapete liefern. Und: „Die Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege ist wirklich gut“, sagt der 46-Jährige. Kein Wunder, man hat bereits gute Erfahrung miteinander: Schröter hat in Halle bereits die Villa am Riveufer saniert. Dafür wurde er sogar für einen Denkmalpflegepreis vorgeschlagen.

Der Fenster-Besitzer hat aber immer noch ein Problem: „Aus welchem Gebäude stammt es? War es ein öffentliches - mit dem Stadtwappen?“, fragt er nun die MZ-Leser. Gekauft hatte er die Scheibe von einem Baustoffhändler im Saalekreis, der es von einer Abrissfirma übernommen habe.

Jugendstil-Fan Axel Schröter hat das über 100 Jahre alte Fenster bei Ebay ersteigert.
Jugendstil-Fan Axel Schröter hat das über 100 Jahre alte Fenster bei Ebay ersteigert.
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In Abstimmung mit dem Denkmalschutz hat Axel Schröter einen stilechten Anbau für sein Fenster gebaut.
In Abstimmung mit dem Denkmalschutz hat Axel Schröter einen stilechten Anbau für sein Fenster gebaut.
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