Das Thüringer Doppel Das Thüringer Doppel: Warum Union Halle-Neustadt Saskia Lang und Julia Redder holte

Halle (Saale) - Die Stimmung? Wirkt gelöst. Ihrer Gesichtszüge? Kommen gerade völlig entspannt herüber. Saskia Lang und Julia Redder sitzen nur einen Ballwurf von ihrer Wirkungsstätte entfernt. Die Vorfreude der Handballerinnen auf das, was kommt, ist ihnen anzumerken. Zu Beginn der neuen Saison wechselten sie vom internationalen Spitzen-Klub Thüringer HC zum Erstligaabsteiger Union. Und obwohl es ganz offensichtlich Gemeinsamkeiten zwischen beiden gibt, so sind ihre Geschichten doch keine Doubletten. Die persönlichen Gründe ihres Engagements in Halle könnten unterschiedlicher kaum sein. Die ihres neuen Vereins ebenfalls.
„Die Erwartungshaltung ist hoch, das ist mir durchaus bewusst“, sagt Saskia Lang frei heraus. Doch wer die 32-Jährige erlebt, der erahnt, dass sie sich nicht so leicht unter Druck setzen lässt. Halles neue Nummer fünf bringt einen unglaublichen Erfahrungsschatz mit. Mehrere Weltmeisterschaften hat die Deutsch-Schweizerin für Schwarz-Rot-Gold bestritten. Dazu einige nationale Titel und Pokalsiege errungen. Dann kam die Knieverletzung. Die Rolle, die der Rückraumschützin zuletzt bei dem Champions-League-Starter zukam, konnte sie nicht mehr zufriedenstellen.
Für Saskia Lang soll es bei Union kein kurzes Gastspiel werden
Zeit also für Veränderungen. Es soll kein kurzes Gastspiel werden. Für drei Jahre hat sie unterschrieben. Die gelernte Grafikdesignerin will im hippen Leipzig sesshaft werden und dort nebenbei auch berufliche Erfahrungen sammeln, also in jener Stadt, in der sie von 2011 bis 2017 für den HCL gespielt hatte. „Deshalb kam mir das Projekt von Union wie gerufen“, sagt Saskia Lang. Dass sie auch Angebote aus dem Ausland hatte, verhehlt sie nicht. Dass jetzt sei „eine weiche Schiene, ich kann weiter hochklassig Handball spielen“. Ein Limit setzt sie sich nicht. Doch sollte es irgendwann einmal nicht mehr auf dem Parkett weitergehen, will sie sich anderweitig bei den Wildcats einbringen. Als Trainerin? Oder im Marketing? „Ich bin für alles offen“, sagt sie - und lächelt.
Das ist Zukunftsmusik. Erst einmal gilt es, sich mit ihren neuen Vereinsgefährtinnen einzuspielen. „Saskia ist ein Teamplayer“, nennt Unions sportlicher Leiter Jan-Henning Himborn ein Argument für ihre Verpflichtung. Neben den unumstrittenen spielerischen Fähigkeiten bringt sie zudem Führungsqualitäten mit, „genau eine solche Spielerin brauchen wir“. Auch Trainerin Tanja Logvin schwärmt von dem Zugang: „Sie hat unglaublich viel Persönlichkeit“, findet die einstige Weltklassehandballerin.
Vor der Chef-Aufgabe ist Saskia Lang nicht bange. „Ich möchte diese leitende Hand sein. Das funktioniert aber nur, wenn Mitspielerinnen einem vertrauen, und das muss man sich erst einmal erarbeiten“, weiß sie.
Saskia Lang: „Erst einmal in der zweiten Liga bestehen, um dann ganz klar aufzusteigen“
Auch wenn die Vereinsführung als Saisonziel Platz eins bis vier angibt und den sofortigen Wiederaufstieg nicht laut einfordert, so schaut Saskia Lang dennoch nach oben. „Für mich ist das eine neue Herausforderung: Erst einmal in der zweiten Liga bestehen, um dann ganz klar aufzusteigen und nicht gleich wieder runterzurutschen, sondern Halle mit seinen Ambitionen in der ersten Liga zu etablieren.“ Die Zurückhaltung der Führungsetage macht für sie durchaus Sinn: „Das ist gesund, der Verein muss ja auch wirtschaftlich denken, dass das alles auf guten Füßen steht. Aber für mich als Sportlerin gilt: Wenn ich aufs Feld gehe, dann will ich gewinnen. Und wenn wir am Ende alles gewonnen haben, dann resultiert daraus die Meisterschaft und damit der Aufstieg.“
Diese Haltung teilt sie mit Julia Redder. Die 20-Jährige ist - wie Lang - für den Rückraum Links geholt worden. „Wir sind ein junges Team mit Saskia als Zugpferd“, sagt Julia Redder. In dieser Mannschaft mit Tanja Logvin als Trainerin will sich die Erfurterin weiterentwickeln. Bei Union hält sie den Schritt nach vorn für möglich: „Ich fühle mich sehr wohl hier.“ Die Nähe zur Familie ist ihr wichtig. Und sie hat gute Chancen, das Grundschul--Lehramtsstudium an Halles Uni fortsetzen zu können.
In Thüringen war der Youngster bei der Ersten und Zweiten zum Einsatz gekommen und hatte zudem ein Gastspielrecht für Zwickau in Liga zwei. „Julia ist sehr talentiert. Sie muss nun ihren Platz in der Mannschaft finden“, sagt Himborn. Und damit aus dem Talente-Status herauswachsen. Taugt Union für vielleicht sogar als Sprungbrett? Einladungen zu regionalen Nationalmannschaftslehrgängen hatte sie schließlich schon hin und wieder bekommen. „Natürlich werde ich nicht Nein sagen, sollte eine solche Einladung einmal kommen“, meint Unions Nummer 55. Doch erst einmal will Julia Redder alles darauf ausrichten, in der der neuen Mannschaft anzukommen.
Mit der Entspanntheit wird deshalb auch bald Schluss sein. „Die Anspannung wächst, je näher der Saisonstart rückt“, sagt die junge Spielerin. Damit fertig zu werden, dabei wird ihr sicher auch die alte neue Teamkollegin Saskia Lang helfen.
Erst mit Fans im Kino und dann das Heimturnier
Zwei Highlights warten auf die Fans von Union: Am heutigen Freitag können sie mit ihren Familien im Kino im Neustadt-Centrum den Handball-Zweitligisten hautnah erleben. Ab 16 Uhr erfüllen die Spielerinnen und ihre Trainerin Tanja Logvin Autogrammwünsche. Anschließend wird der Kader präsentiert, bevor sich die Wildcats dann gemeinsam mit den Fans den Film „A Toy Story - Alles hört auf mein Kommando“ anschauen (Eintrittspreis pro Person: 5,50 Euro).
Tags darauf präsentiert sich Union dem Heimpublikum erstmals auch sportlich: Beim 5. SWH Saale-Cup in der Erdgas Arena messen sich die Hallenserinnen mit Top-Mannschaften aus der ersten und zweiten Bundesliga. Neben dem Titelverteidiger Bad Wildungen Vispers sind EHF-Pokalstarter Metzingen und der zukünftige Liga-Konkurrent Spreefüchse Berlin die Gegner.
Der Spielplan:
(Gespielt wird 2 × 20 Minuten.)
(mz)