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Staatsminister Robra mochte Musikunterricht nicht Das erzählen Besucher bei Francke-Feier in Halle der MZ-Dialogbank

Zur Eröffnung des Jahresprogramms in den Stiftungen testet die MZ zum zweiten Mal eine neue Gesprächsform. Und die Besucher haben über Bildung und zum Spielen viel zu sagen.

Von Dirk Skrzypczak 24.03.2024, 15:31
Auch Kim Preissner setzte sich zum Plausch auf die Dialogbank. Sohn Fips war dabei an ihrer Seite.
Auch Kim Preissner setzte sich zum Plausch auf die Dialogbank. Sohn Fips war dabei an ihrer Seite. Fotos: Sirk Skrzypczak

Halle (Saale)/MZ - Auf der Dialogbank der MZ, die zur Francke-Feier am Samstag vor dem Waisenhaus steht, gewährt Sachsen-Anhalts Staats- und Kulturminister Rainer Robra (CDU) interessante Einblicke in seine Schulzeit. Den Musikunterricht habe er nicht gemocht, sagt der 72-Jährige im Gespräch mit der Künstlichen Intelligenz (KI), die das Herzstück der Bank ist. Fremdsprachen fand er hingegen gut. Rund um das Gedenken des Terroranschlags hatte Halles intelligentestes Möbelstück Anfang Oktober 2023 seine Premiere. Seitdem haben die Entwickler der Firma „Tactile.News“ die KI verbessert. Am Samstag drehten sich die Fragen um zwei Komplexe: Bildung, also ganz im Sinne des Stiftungsgründers August Hermann Francke (1663 - 1727), und Spielen, das große Thema im Veranstaltungsjahr.

Das Interesse an der Dialogbank ist groß, vor allem auch bei Jüngeren. Julius etwa hat nicht nur gute Erinnerungen an die Schule. Der Umgang der Jugendlichen untereinander sei problematisch gewesen. Petra kritisiert den Frontalunterricht. Stattdessen sollten Schüler in Gruppen arbeiten und sich so Wissen aneignen. Außerdem müsste das Lernen praxisorientierter werden. Bernd wiederum findet, dass der Schulstoff aus antiquarischen Zeiten stammt und zu wenig der heutigen Zeit angepasst sei. Maja wünscht sich eine bessere Förderung für Begabte und eine stärkere Inklusion.

Hirnforscher Gerald Hüther hielt auf äußert unterhaltsame und lebendige Art seinen Vortrag. Sein e Kernforderung: Kinder  müssen Spaß am Lernen haben.
Hirnforscher Gerald Hüther hielt auf äußert unterhaltsame und lebendige Art seinen Vortrag. Sein e Kernforderung: Kinder müssen Spaß am Lernen haben.
Skrzypczak

Dass Bildung und Spielen untrennbar verbunden sind, wird derweil an allen Ecken und Enden in den Stiftungen deutlich. „Der Spieltrieb bleibt ein Leben lang erhalten“, sagt Direktor Thomas Müller-Bahlke im proppenvollen Freylinghausen-Saal. 300 Gäste passen dort hinein, doch die Stühle reichen nicht, so dass noch die Empore geöffnet werden muss. Der Publikumsansturm gilt Professor Gerald Hüther aus Göttingen. Der 73-Jährige gilt als Deutschlands bekanntester Hirnforscher. Seine Thesen zum Lernen sorgen in der Wissenschaft für Kontroversen. Wissen sei totes Zeug, Schüler wie Objekte und nicht als Individuen zu behandeln falsch, referiert er. Lernfreude entstehe durch Begeisterung. Wenn Lehrer von ihrem Beruf nicht begeistert seien, könnten sie auch keine Begeisterung für das Lernen vermitteln. Statt Kinder zu belehren und mit Noten zu bewerten, sollte man sie dabei fördern, sich Wissen selbst anzueignen. „Wer das macht, kann den alten Scheiß nicht mehr hören.“

Hüther erntet minutenlangen Applaus. Noch lange nach seinem Vortrag stehen Zuhörer Schlange, um mit dem Neurobiologen persönlich sprechen zu können. Unterdessen sitzt Sabrina auf der Dialogbank. Damit Kinder öfters draußen spielen, sollte die Stadt mehr geschützte Räume schaffen. „Viele Spielplätze liegen in der prallen Sonne. Mehr Bäume als Schattenspender wären gut.“ Sie spiele im Alltag viel und häufig, was vor allem daran liege, „dass ich Kinder habe“. Ulrike wiederum fordert strengere Verkehrsbeschränkungen im Stadtgebiet, damit Kinder sicherer seien.

 Mochte als Schüler keinen Musikunterricht: Kulturminister Rainer Robra.
Mochte als Schüler keinen Musikunterricht: Kulturminister Rainer Robra.
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Mehrere Stunden ist die Dialogbank im Einsatz. Die Gesprächsinhalte kommen, wenn es die „Bankdrücker“ zulassen, als Texte zur MZ. Die letzte Nutzerin ist übrigens eine junge Mutter, die sich auf die Bank setzt, um ihr Baby zu stillen. Auch eine Form von Dialog.