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Corona in Sachsen-Anhalt Corona in Sachsen-Anhalt: Schulleiter für Verbot von "Auslandsreisen von Schulklassen"

Von Dirk Skrzypczak 07.03.2020, 11:56
Thomas Gaube ist Direktor am TMG
Thomas Gaube ist Direktor am TMG Günter Bauer

Halle (Saale) - Die Präsidentin der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, Simone Heinemann-Meerz, hat am Samstag mit Blick auf das Coronavirus gegenüber der MZ noch einmal die niedergelassenen Ärzte in die Pflicht genommen. „Sie sind verpflichtet, Desinfektionsmittel und Schutzanzüge vorzuhalten. Diese Dinge gehören nicht erst seit den sich ausbreitenden Coronavirus-Fällen in jede Praxis.“

Heinemann-Meerz, Kardiologin aus Halle, reagierte damit erneut auf Klagen von Hausärzten, die sich von Behörden im Stich gelassen fühlen. Sollte es tatsächlich zu Engpässen beispielsweise von Schutzmasken oder Desinfektionsmitteln kommen, könnten sich betroffene Ärzte mit der Bitte um Hilfe an den Pandemie-Stab im Gesundheitsministerium des Landes und auch an die Ärztekammer wenden.

Bildungsministerium soll Auslandsreisen für Schulklassen verbieten

Unterdessen fordert der Chef des Philologenverbands in Sachsen-Anhalt, Thomas Gaube, dass das Bildungsministerium in Magdeburg vorerst alle Auslandsreisen von Schulklassen verbieten sollte.

„In Sachsen wurde diese Entscheidung getroffen, die ich richtig finde, weil auf diese Weise Eltern und Schulen Klarheit bekommen.“ Gaube ist Schulleiter am Giebichensteingymnasium Thomas Müntzer in Halle und war am Freitagabend mit 40 Elftklässlern aus dem Skilager in Südtirol nach Hause zurückgekehrt. Die Region gilt seit Donnerstag als Risikogebiet.

Hallesche Schüler kehren aus Risikogebiet zurück

Alle Teilnehmer des Skikurses sowie die Angehörigen der Jugendlichen, die mit den Schülern nach ihrer Rückkehr in Kontakt gekommen sind, befinden sich nun bis zum 20. März in häuslicher Quarantäne. Gleiches gilt für 40 Schüler des Christian-Wolff-Gymnasiums, die ebenfalls im Skilager in Südtirol waren.

Die Stadt hatte am Freitag beide Schulen abgeriegelt, Zelte für Untersuchungen aufgestellt und von Jugendlichen, die Krankheitssymptome zeigen, Abstriche genommen. Die Laborergebnisse der Proben sollen am Samstagabend vorliegen.

Quarantäne soll für Ruhe sorgen

„Medizinisch kann ich nicht beurteilen, ob der Aufwand der Stadt richtig gewesen ist. Es war aber gut, dass eine klare Entscheidung getroffen wurde, die auch Ruhe in die betroffenen Schulen bringt“, so Gaube. Hätte das Gesundheitsamt auf Anraten des Gesundheitsministerium nicht die zweiwöchige Quarantäne verhängt, „wäre es an den Schulen am Montag zu einer großen Verunsicherung gekommen, weil andere Eltern aus Angst ihre Kinder zu Hause gelassen hätten“.

Gegenüber der MZ verteidigte Gaube seine Entscheidung, die Reise in das Skilager angetreten zu haben. „Vor zwei Wochen war die Situation eine völlig andere und Südtirol kein Risikogebiet. Insofern muss ich mir nichts vorwerfen. Im Nachgang ist man natürlich immer schlauer.“

Amtsärztin Grube: „Kein Grund zur Panik“

Die Stadt hatte bereits am Freitagabend ihr Vorgehen und auch den personellen wie technischen Aufwand zum Empfang der Schüler aus den Skilagern gerechtfertigt. „Wir wollen mögliche Infektionsketten unterbinden und eine Übertragung mit dem Virus verhindern, sollte einer der Schüler infiziert sein“, erklärte der Leitende Notarzt, Karsten zur Nieden, gegenüber der MZ. Halle werde kein Coronavirus freies Gebiet bleiben. „Es gibt aber keinen Grund, deshalb in Panik zu verfallen.“

Halles Amtsärztin Christine Gröger ruft die Hallenser unterdessen dazu auf, Ruhe zu bewahren und bei Grippesymptomen auch am Wochenende nicht in die Notaufnahmen der Krankenhäuser zu stürzen. Richtig sei es, sich telefonisch Rat zu holen. „Jeder, der krank ist, dem wird auch geholfen“, betonte sie. (mz)

Simone Heinemann-Meerz, Präsidentin der Ärztekammer in Sachsen-Anhalt (l.), nimmt Mediziner im Land in die Pflicht (Archivbild).
Simone Heinemann-Meerz, Präsidentin der Ärztekammer in Sachsen-Anhalt (l.), nimmt Mediziner im Land in die Pflicht (Archivbild).
picture alliance / dpa