Zusammen ist man weniger allein Cohousing in Halle (Saale): So wollen Hallenser leerstehende Häuser beleben

Halle (Saale) - In Halle gibt es unzählige Menschen, die alleine wohnen und sich jemanden zum Reden wünschen. Und es gibt prächtige Gebäude, die leerstehen und verfallen. Warum also nicht zwei Probleme auf einen Schlag lösen? Das hat sich die Initiative Wohnunion Halle gefragt - und will jetzt einsame Menschen und leere Gebäude zusammenbringen.
Das Zauberwort, dass Grit Herzog von der Initiative dabei im Kopf hat, heißt Cohousing. Dabei bewohnen mehrere Menschen gemeinsam Häuser - die sie allerdings nicht mieten, sondern gemeinsam besitzen. „Das Ziel ist es, dass die Mieter eine Gesellschaft gründen, die dann ein Haus kauft“, erklärt Herzog. „Dabei geben alle einen Teil des Preises dazu. So gehört das Objekt allen, aber niemandem allein.“
Cohousing-Bewegung: So etwas wie die Kommunen der 70er Jahre
Die Bewegung hat ihren Ursprung in Dänemark. Ziel ist es, die Häuser nicht nur gemeinsam zu bewohnen, sondern auch im Team zu bewirtschaften und zu unterhalten. Solche Cohousing-Siedlungen haben häufig etwa gemeinsam genutzte Küchen, Wäscheräume, Gärten, Büros oder sogar Kitas. Das Ziel ist es dabei, nicht nur Geld für Spül- oder Waschmittel zu sparen - sondern mit seinen Nachbarn viel enger in Kontakt zu kommen und so wieder ein großes Gemeinschaftsgefühl aufzubauen.
Gibt es Cohousing auch bald in Halle?
Ein solches Gemeinschaftsgefühl könnte es nun auch bald in Halle geben. Wobei bald ein dehnbarer Begriff ist: „So etwas geht nicht von jetzt auf gleich. Es ist nicht so, dass man nach der Idee sofort loslegt und dann auch gleich einziehen kann“, sagt Herzog. „Wir rechnen mit zwei bis drei Jahren, bis wir überhaupt ein Objekt für das Projekt aufgebaut haben.“
Seit September treffen sich die 15 Aktiven aus den unterschiedlichsten Alters- und Sozialkreisen jetzt schon regelmäßig, um an dem Vorhaben zu arbeiten.
Cohousing-Initiative in Halle: Noch läuft die Häusersuche
Und das bedeutet derzeit in erster Linie noch: Nach einem geeigneten Haus suchen. „Es gibt ein paar wenige geeignete Objekte in Halle“, sagt Herzog. Dazu zählen beispielsweise stadtweit mehrere große Immobilien von der Stadt, vom Land, von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg oder auch von Privatpersonen.
Welches der Objekte am Ende tatsächlich für das Cohousing-Projekt genutzt werden könnte, stehe aber noch in den Sternen. „Wir sprechen in dieser Sache auch schon seit einiger Zeit mit der Stadt“, so Herzog. Die sei dem Projekt gegenüber sehr aufgeschlossen und hilfreich.
Wenn es erst einmal soweit ist, sollen etwa 50 Personen in dem Haus wohnen können. Das Objekt soll aber auch darüber hinaus genutzt werden. „Es fehlt in Halle ein schöner Ort, wo sich Vereine treffen und arbeiten können“, stellt Herzog klar. Das Cohousing-Objekt könne dafür eine Anlaufstelle sein und sich somit zu einem soziokulturellen Zentrum entwickeln.
Cohousing-Idee für Halle: Auch in Leipzig und Weimar gibt es bereits ähnliche Häuser
Ein Beispiel dafür ist das bekannte Cohousing-Projekt Bärenfelserstraße 34 im schweizerischen Basel. Das Haus dient nicht nur als Wohnort, sondern wird beispielsweise auch als Sitzungsort für Vereine und Redaktionsbüro für die Quartierszeitung genutzt. Auch in Leipzig und Weimar gibt es bereits ähnliche Häuser. Die Initiative Wohnunion Halle will sich an diesen bestehenden Projekten orientieren, sagt Herzog.
Das Projekt Cohousing ist in Halle übrigens gar nicht so neu. Denn vor einiger Zeit gab es bereits eine Initiative, die den alten Schlachthof in der Freiimfelder Straße für gemeinschaftliches Wohnen und experimentelle Wohnformen nutzen wollte. Die Pläne hatten sich dort allerdings damals zerschlagen. (mz)