VIER PERSONEN VERLETZT Schläge und Tritte: Entsetzen nach dem brutalen Angriff auf CSD-Teilnehmer in Halle
Vier Teilnehmer des CSD in Halle werden brutal attackiert. Die Angreifer sind Migranten. Was Polizei und der Veranstalter sagen.

Halle(Saale)/MZ - Nach dem brutalen Angriff am Samstag auf vier Teilnehmer am Rande des Christopher Street Days (CSD) in Halle zeigt sich die CSD-Leitung entsetzt. „Wir verurteilen diese Attacke aufs Schärfste. Jeder queerfeindliche Übergriff ist einer zu viel und muss verfolgt werden“, teilte das Organisationsteam in einer Stellungnahme am Montag mit.
Auch Bürgermeister Egbert Geier (SPD) verurteilte die Gewalt. „Wir stehen mit der Polizei in Kontakt und werden über die Ergebnisse der Ermittlungen informiert.“
Am Samstagabend hatten mehrere Personen drei Frauen (21, 41 und 42 Jahre alt) sowie einen jungen Mann (20) am Schülershof nahe des Hallmarkts attackiert. „Nach dem Angriff sind die Täter, die alle Migranten sein sollen, geflüchtet. Zwei Verdächtige konnten durch Einsatzkräfte der Polizei gefasst werden“, sagte Polizeisprecher Alexander Junghans der MZ. Es handele sich um zwei Afghanen im Alter von 16 und 21 Jahren.
Prellungen, Abschürfungen und blutende Lippen
Die Opfer erlitten Prellungen, Abschürfungen und blutende Lippen. Die älteren der Frauen kamen ins Krankenhaus, die 41-Jährige wurde stationär aufgenommen. „Zu ihrem Gesundheitszustand können wir nichts sagen“, so Junghans. Die Ermittlungen führe der Staatsschutz. Sie würden sich gegen acht weitere Personen richten, deren Tatbeteiligung geprüft werde.
Mit dem CSD wollen die Organisatoren eigentlich für mehr Aufklärung und dadurch für weniger Übergriffe sorgen. „Dass nun am Rande des Straßenfests ein derart schlimmer Vorfall geschehen ist, macht uns betroffen und traurig. Zeitgleich sind wir auch wütend darüber, dass Menschen mit queerfeindlichen Haltungen zu solchen Taten fähig sind“, sagte der Landtagsabgeordnete und Stadtrat Hendrik Lange (Linke), der den CSD mitorganisiert.
Im selben Zug betonen die Organisatoren, dass der Angriff kein Einzelfall sei: „Wir verzeichnen deutschlandweit mehr Übergriffe am Rande von Christopher Street Days. Die Aggressivität gegen queere Personen nimmt zu“, sagte Lange. Erst Mitte August sei der CSD in Weißenfels von Rechtsextremen gestört worden. Es soll Gewaltandrohungen und „Sieg Heil“-Rufe gegeben haben. Der Überfall in Halle zeige nun erneut, dass die Gesellschaft noch lange nicht so offen sei, wie durch die Politik propagiert werde, so Lange. Er fordert daher konsequentere Aufklärung und Bildungsarbeit.
Keine Einschränkungen bei „Pride-Weeks“ in Halle geplant
Neben den Veranstaltern zeigten sich auch CSD-Teilnehmer geschockt von der Attacke. So etwa Sebastian Aldag, der am Wochenende als Dragqueen „Lullu Bleibtreu“ auf der halleschen CSD-Bühne stand: „Natürlich ist das eine riesengroße Sauerei“, sagte Aldag zum Vorfall.
Es ärgere ihn, wenn – wie in diesem Fall – Menschen mit Migrationshintergrund unter den Angreifern seien: „Wir sollen sie tolerieren und das tun wir auch. Wenn sie aber nicht tolerieren, dass queere Menschen hier frei leben wollen, und wenn sie aggressiv werden, dann haben sie hier nichts zu suchen.“
Grundsätzlich hat sich Aldag beim Straßenfest wohlgefühlt, er sei nicht bedrängt worden. Die Polizei hätte den CSD „gut abgesichert“. Auch Hendrik Lange verteidigt das Sicherheitskonzept des CSD in Halle, da der Vorfall nach offiziellem Ende des Fests und abseits des Eventgeländes passierte.
Dennoch werde sich die CSD-Leitung nun mit der Polizei beraten, wie auch nach Veranstaltungsschluss die Sicherheit der Besucher gewährleistet werden könnte. Wie das CSD-Team mitteilt, sind trotz des Vorfalls derzeit keine Einschränkungen der bis zum 17. September in Halle laufenden „Pride-Weeks“ geplant.