1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Europawahl: CDU-Neuling Alexander Vogt: „Ich möchte Halle in Brüssel sichtbarer machen“

Europawahl CDU-Neuling Alexander Vogt: „Ich möchte Halle in Brüssel sichtbarer machen“

Der 44-Jährige Verkehrsplaner und Wirtschaftslehrer mit reichlich EU-Erfahrung will für die CDU in Sachsen-Anhalt bei der Europawahl 2024 antreten. Dazu muss die Partei ihn aber erst einmal nominieren.

Von Denny Kleindienst 26.05.2023, 16:00
Alexander Vogt mit Kaiserpudel Henri auf dem Marktplatz in Halle
Alexander Vogt mit Kaiserpudel Henri auf dem Marktplatz in Halle Foto: Denny Kleindienst

Halle (Saale)/MZ - Alexander Vogt ist ein adrett gekleideter Mann: Zum Gespräch erscheint der 44-Jährige in Sakko, blütenweißem Hemd und Stoffhose, seine Brille ist ein ausgewähltes Modell. Was sogleich überrascht: Vogt dreht seine Zigaretten selbst. Mit dabei hat er seinen Königspudel Henri. Er spricht ihn auf die französische Weise mit stummem H aus.

Vogt spricht fließend Französisch und Englisch, was ein Vorteile in dem Job ist, den er gern antreten möchte. Denn den gebürtigen Hallenser, der derzeit als Wirtschaftslehrer am Elisabeth-Gymnasium arbeitet, zieht es ins Europäische Parlament. Deshalb bewirbt er sich um den Landeslistenplatz 1 der CDU für Sachsen-Anhalt. Vogt ist damit einer von sechs Bewerbern.

Die Vorentscheidung, welche Frau oder welcher Mann das Kandidaten-Rennen für sich entscheidet, fällt vermutlich in der kommenden Woche bei der Sitzung des CDU-Landesvorstands. Im Juni werden beim Parteitag in Möckern dann die Landesdelegierten mit ihrer Wahl endgültig darüber entscheiden.

Rückkehr an alte Wirkungsstätte

Im kommenden Jahr ist Europawahl. Daher wird noch bis 2024 wird Karolin Braunsberger-Reinhold im EU-Parlament sitzen, nach der Grapsch-Affäre wird die Landes-CDU sie aber nicht erneut für eine Kandidatur auf der Landesliste vorschlagen. Die Parteispitze hatte Braunsberger-Reinhold fallengelassen, nachdem diese Vorwürfe der sexuellen Belästigung nicht entkräften konnte.

Sollte Alexander Vogt sich durchsetzen, wäre es für ihn eine Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte. Als Mitarbeiter des EU-Parlaments war es seine Aufgabe, den polnischen Abgeordneten Boguslaw Liberadzki in dessen Funktion als Vize-Präsident zu unterstützen, etwa durch fachliche Unterstützung bei der Gesetzgebung sowie beim Organisieren politischer Mehrheiten. Zudem war Vogt als EU-Verkehrsexperte tätig.

Fragt man ihn nun, ob der Lückenschluss der A14 Richtung Ostsee irgendwann gelingt, überlegt er nicht lange. „Das ist mein Lieblingsthema in Brüssel gewesen. Dafür gibt es Gelder, die A14 ist Bestandteil der transeuropäischen Netze. Das wird kommen.“

„Der Süden ist in der Politik unterrepräsentiert“

Während vier der anderen Bewerber um den ersten Listenplatz aus dem nördlichen Landesteil kommen, sind nur zwei aus dem Landessüden: Katrin Jährling-Fricke aus dem Burgenlandkreis und Alexander Vogt aus Halle. Allein das ist schon etwas Besonderes. Vogt selbst sagt: „Der Süden ist in der Politik unterrepräsentiert.“

Und sein Ziel ist es durchaus, in Europa mehr rauszuholen für die Stadt und die Region. Vor allem mehr Fördergelder. Laut Vogt gibt es durchaus Wege, wie die Stadtverwaltung oder auch Akteure wie der Weinbergcampus mehr Geld abgreifen könnten.

Darüber hinaus will er sich dafür einsetzen, dass die Franckeschen Stiftungen Weltkulturerbestätte werden. Was Vogt nicht will, ist Halle gegen Magdeburg auszuspielen. „Das ist völlig kontraproduktiv für die Entwicklung des Landes. Natürlich bin ich für ganz Sachsen-Anhalt da.“

Der Makel des Bewerbers

Alexander Vogt lässt keinen Zweifel daran, dass er pro Europa ist. Fragt man ihn, warum die EU eine gute Sache ist, sagt er: „Es ist unsere einzige Chance, als Europa im Wettbewerb mit anderen Wirtschaftsräumen zu überleben.“ Er nennt als Beispiel das Zentrallager von Rossmann an der A9. „Das beliefert Polen und Tschechien.“

Natürlich weiß er auch um die Europa-Skepsis vieler Menschen, der er in Halle versucht, etwas entgegenzusetzen. Letztes Jahr hat er die Europa-Union Halle-Saalekreis gegründet, einen parteiübergreifenden pro-europäischen Verein.

In den vergangenen Monaten ist Alexander Vogt durch die Kreisverbände der CDU getourt. Wohl auch ein Grund dafür ist der: Er ist erst seit Anfang letzten Jahres Mitglied der Partei. Und dies ist der Makel in der Bewerbung des EU-Profis Alexander Vogt.

Fokus auf Wirtschafts-, Migrations- und Bildungspolitik

Der CDU fühlt er sich politisch nahestehend. „Der Staat muss Geld einnehmen, um es auszugeben“, sagt er etwa. Ob die anderen Parteien das nicht verstanden haben? Vogt antwortet: „Die FDP noch.“ Auch glaubt er, dass die CDU die Mehrheit der Bürger in Sachsen-Anhalt vertritt. Den Grünen wirft er indes vor, „völlig kompromisslos in Richtung CO2-Neutralität zu gehen“, während die CDU darauf achte, die Bevölkerung und die Wirtschaft damit nicht zu überfordern.

Vogt findet, dass Arbeit sich lohnen müsse, dass in der deutschen Einwanderungspolitik auf Qualifikation gesetzt werden sollte, und er befürwortet die dreigliedrige Schulform mit „starken Gymnasien, starken Realschulen, starken Hauptschulen“. Das sind seine drei Felder: Wirtschafts-, Migrations- und Bildungspolitik.

Er ist außerdem Vorsitzender des Fördervereins des Zweiten Bildungsweges. Als gelernter Bürokaufmann hat er selbst sein Abi auf diesem Weg gemacht – und ist inzwischen promovierter Verkehrsplaner. Er sieht diesen Weg als Chance. Insbesondere Migranten, die älter als 19 Jahre sind, ermögliche der zweite Bildungsweg, ihr Abitur nachzuholen.

Beim Aufbruch mitanpacken

Alexander Vogt ist ledig, er ist viel rumgekommen und kehrte 2020 zurück in seine Heimatstadt. Über die sagt er heute: „Halle ist eine Stadt, die kommt. Ich möchte bei dieser Aufbruchsstimmung dabei sein und mitanpacken.“

Was er auch möchte: „Halle in Brüssel sichtbarer machen“.