Bundestagswahl 2017 Bundestagswahl 2017: Wer sind die Direktkandidaten aus Halle?

Halle (Saale) - Christoph Bernstiel musste erstmal tief durchatmen. Der parteiinterne Wettstreit um die Direktkandidatur der CDU für den Bundestagswahlkreis 72 mit Halle und dem nordöstlichen Saalekreis, hatte sich zu einem Krimi entwickelte, dessen Ausgang sich niemand der anwesenden Parteimitglieder in der Händel-Halle am Freitag vorherzusagen getraute. Am Ende verkündete Bildungsminister und CDU-Stadtchef den knappen Sieg für Bernstiel, der sich mit 68 zu 65 Stimmen gegen Raik Müller durchsetzte. „Der innerparteiliche Wahlkampf war sehr kräftezehrend“, konstatierte Bernstiel anschließend.
CDU-Basis entscheidet sich für Generationenwechsel
Mit ihm hat sich die CDU-Basis für einen Generationswechsel entschieden. Bernstiel war der jüngste der insgesamt fünf Bewerber und ist mit seinen 32 Jahren nicht mal halb so alt wie der derzeitige hallesche CDU-Mann in Berlin, Christoph Bergner, der bei der Bundestagswahl im kommenden September nicht mehr antreten wollte. Gleichwohl gab der frisch nominierte Kandidat ein klares Ziel aus: „Das kann nur sein, in Halle wieder das Direktmandat zu gewinnen.“
Christoph Bernstiel in einer Doppelrolle
Dass dieses Ziel nicht einfach zu realisieren sein wird, dessen ist er sich bewusst. Anders als sein Vorgänger, der über zweieinhalb Jahrzehnte in Parlamenten saß und zwischenzeitlich sogar kurz sachsen-anhaltinischer Ministerpräsident war, ist Christoph Bernstiel trotz seines Stadtratsmandats bisher als Politiker vielen Hallensern kaum ein Begriff. Sich in der Bevölkerung bekanntzumachen, erklärt er denn auch zum wichtigen Bestandteil seines Wahlkampfes, in dem er sich in einer Doppelrolle sieht: „Ich habe unter den etablierten Politikern die Rolle des Herausforderers, gleichzeitig habe ich aber auch die Rolle als Verteidiger des CDU-Direktmandates.“
Damit im diese gelingt, hat er nun elf Monate Zeit die Wähler von sich zu überzeugen. Solange wie keiner seiner Konkurrenten im Wahlkreis 72. Denn die Christdemokraten sind mit Abstand die erste der größeren Parteien, die sich auf ihren Direktkandidaten festgelegt hat. Gleichwohl zeichnet sich zumindest zu Teilen ab, wer neben Bernstiel auf dem Stimmzettel stehen wird.
Sitte gewinnt Direktkandidatur 2009
Bei der Linken deutet vieles auf Petra Sitte hin. Die Parlamentarische Geschäftsführerin der Bundestagsfraktion bestätigte auf Anfrage, dass sie wieder kandidieren wird. Aus ihrer jetzigen Funktion heraus, habe sie eine Mitverantwortung für die Ausrichtung der Bundestagsfraktion, begründet sie. Einen Gegenkandidaten für die parteiinterne Wahl am 13. Januar hat die 55-jährige bisher nicht. Sitte gewann 2009 schon einmal das Direktmandat, unterlag Bergner vor drei Jahren jedoch mit mehr als zehn Prozentpunkten Rückstand.
Diaby ist Favorit bei der SPD
Karamba Diaby hatte damals sogar 13 Prozentpunkte weniger als der CDU-Mann. Der aktuelle Bundestagsabgeordnete gilt als Favorit bei der SPD, die am 18. November entscheidet. Bisher gebe noch keinen anderen Bewerber, sagt Stadtverbandschef Christian Weinert. Diaby bejahte gegenüber der MZ eine erneute Kandidatur. Er sei sehr gern Bundestagsabgeordneter und möchte sich weiterhin für Bildung, faire Arbeit und eine weltoffene Gesellschaft einsetzen. Sollte dies Basis auch wollen, wünscht sich Weinert ein besseres Ergebnis als die 23,3 Prozent 2013.
Kein Grünen-Kandidat in Sicht
Von derartigen Werten können die halleschen Grünen nur träumen. Vor drei Jahren holte Sebastian Kranich lediglich 3,7 Prozent. Echte Chancen auf einem Platz in Berlin haben nur die beiden Erstplatzierten auf der Landesliste. Die Grünen suchen daher Anfang Januar eher jemanden, der bereit ist im zeitaufwändigen Wahlkampf die Parteipolitik auf der Straße zu kommunizieren, denn einen tatsächlichen Direktkandidaten. Bewerber gibt es nach Angaben der städtischen Parteispitze bisher nicht.
Wer stellt sich für die AFD?
Bleibt zu letzt noch die große Unbekannte, die Bernstiel selbst als größten Konkurrenten für das Direktmandat sieht: die AfD. Die Rechtspopulisten gewannen bei der Landtagswahl im März im Süden des Landes bis auf Halle und Naumburg alle Direktmandate. Wen sie für das kommende Jahr ins Rennen schicken, ist zumindest nach außen noch unklar. In den Vordergrund gedrängt hat sich für Halle bisher noch niemand. Mehrere Anfragen zu möglichen Kandidaten und wann diese bestimmt werden sollen, ließ die AfD Halle unbeantwortet. Die Ergebnisse im Frühjahr haben jedoch verdeutlicht, dass die Partei auch mit bis dato oftmals unbekannten Kandidaten Erfolg haben kann. (mz)